6. April 2015

Einmal Deutschland und kein Zurück

Die Auswanderung war für viele Siebenbürger Sachsen ein Wendepunkt in ihrem Leben. Ein Buch zu diesem Thema will Anemone Alischer schreiben. Sie ist 43 Jahre alt, in Mediasch geboren und Hetzeldorf aufgewachsen, lebt als Rechtsanwaltsfachangestellte, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Mediatorin in München und sucht im Folgenden Kontakt zu möglichst vielen Landsleuten, die ihre Geschichte erzählen wollen.
Für viele von uns Siebenbürgern ist es jetzt ein gutes Vierteljahrhundert her seit dem aufregenden, ungewissen Start in die Bundesrepublik Deutschland, unsere neue Heimat. Jeder von uns hat in der Zwischenzeit bestimmt schon unzählige Male die Geschichte der Sachsen in Siebenbürgen in seinem Umfeld erzählt, wenn man gefragt wurde, wo man herkommt und der Gesprächspartner nicht zwischen Rumänen und Siebenbürger Sachsen zu unterscheiden wusste. Oder spätestens nach der Frage, wo wir so gut Deutsch gelernt hätten, hatten wir das Bedürfnis, über die eigene Herkunft zu sprechen.

Das Jahr 1990, die große Ausreisewelle aus Siebenbürgen steht für einen großen Umbruch in unserem Leben, den man – so ging es mir jedenfalls – zu dem Zeitpunkt noch gar nicht überblicken konnte. Ein gewaltiger Schritt in ein neues Leben, in ein neues Land, das wir zwar als Mutterland bezeichneten und über das wir viele Vorstellungen, aber praktisch keine konkreten Kenntnisse hatten. Auch mir und meiner Familie ging es so.

Jetzt, nach 25 Jahren, gibt es bereits eine neue Generation der vormals in Siebenbürgen lebenden Sachsen. Aber wie ist es der Generation ergangen, die sich damals in der Mitte ihres Lebens mit Familie und gepackten Koffern auf den Weg gemacht hat?

Mir ist in den letzten Jahren schmerzlich bewusst geworden, dass die Generation meiner Eltern die letzte ist, die ihr Leben noch zum größten Teil in Siebenbürgen verbracht hat. Ich schreibe gerade ein Buch, in dem ich dokumentieren möchte, wie es diesen Menschen in Deutschland ergangen ist und wie sich ihr Leben verändert hat. Wie decken sich die Vorstellungen, Hoffnungen und Erfahrungen mit dem, was sie hier vorgefunden haben, und wie hat sich ihr Leben weiter entwickelt?

Ich möchte dies gerne erforschen, indem ich mit möglichst vielen Siebenbürger Sachsen aus dieser Generation, die jetzt in ihren 70er und 80er Jahren oder noch älter sind, Interviews führe. Ich möchte erfahren, wie sie die Auswanderung erlebt haben, wie sich ihr Leben in Deutschland gestaltet hat und wie sie es im Rückblick selber sehen.

Daher suche ich Siebenbürger Sachsen, die bereit sind, mir ihre Geschichte zu erzählen, die ich in meinem Buch zusammenfassen und damit gewissermaßen eine Lupe auf die Landkarte der Zeitgeschichte legen kann. Ich möchte die persönlichen Geschichten der Menschen hinter diesem historischen Augenblick festhalten und vor dem Vergessen retten. Ich denke, dass es auch für die nachkommenden Generationen von großer Bedeutung ist, etwas über dieses einschneidende Erlebnis im Lebenslauf ihrer Vorfahren zu erfahren. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie Kontakt zu mir aufnehmen: Anemone Alischer, Keferloher Straße 105, 80807 München, Telefon: (0 89) 37 91 19 49, E-Mail: anemone.alischer[ät]1webmail.net.

Anemone Alischer

Schlagwörter: Buch, Aufruf, Auswanderung

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Neueste Kommentare

  • 06.04.2015, 08:04 Uhr von Melzer, Dietmar: Dieses ist eine wirklich sehr gute Idee, so ein schönes Buch mit Erinnerungen aus Siebenbürgen zu ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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