22. März 2021

Zwei Oscar-Nominierungen für rumänischen Dokumentarfilm "Colectiv"

Bukarest/Hermannstadt – Der Dokumentarfilm Colectiv des 41-jährigen Regisseurs Alexander Nanau wurde in gleich zwei Kategorien für den Oscar nominiert: „beste Dokumentation“ und „bester fremdsprachiger Film“. Er befasst sich mit dem Großbrand im Bukarester Nachtclub Colectiv, der am 3. Oktober 2015 insgesamt 64 Todesopfer forderte; 27 starben sofort, weitere 37 in den folgenden Wochen, die meisten an Infektionen mit nosokomialen Keimen.
Mirela Neag und Cătălin Tolontan, ...
Mirela Neag und Cătălin Tolontan, Investigativjournalisten der Gazeta Sporturilor, bei ihren Ermittlungen im Film "Colectiv". Quelle: ARD-Mediathek (Bildschirmfoto; der Film ist bis zum 16. April 2021 abrufbar, Links siehe weiter unten)
Aus der Tragödie entwickelte sich einer der größten Korruptionsskandale der letzten Jahrzehnte. Nach dem Brand habe eine programmatische Manipulation der Politiker begonnen, behauptet der Regisseur. Kommuniziert wurde, dass das rumänische Gesundheitssystem auf höchstem europäischen Standard arbeite und die Brandopfer behandeln könne.

Doch der Investigativjournalist Cătălin Tolontan deckte auf, dass das Krankenhaus für Brandverletzte gar nicht funktionierte. „Dass das eine Lüge war, war natürlich ganz klar. Dass es ein Verbrechen war, war mir noch klarer, als ich erfahren habe, dass viele Eltern ihre Kinder hätten ausfliegen lassen können, aber von den Managern in den Spitälern, den behandelnden Ärzten und dem Gesundheitsminister aufgehalten wurden“, erklärt Alexander Nanau auf der Podiumsdiskussion „Colectiv. Tödliche Verflechtung von Politik und Gesudheitssystem“, die auf Einladung des Instituts für Auslandsbeziehungen am 13. März im Spiegelsaal des Forumshauses in Hermannstadt stattfand (die ADZ berichtete).

Bereits kurz nach dem Brand hatten die Filmarbeiten in Bukarest begonnen. Tolontan deckte enge Verstrickungen von Gesundheitssystem, Politik und Geheimdiensten zum Nachteil der Bevölkerung auf. Mit dem Streifen wollten sie aufzeigen, wie korrupte Macht funktioniert, sagt Nanau: „Egal wo wir den Film gezeigt haben, die Leute hatten die gleiche Reaktion wie in Rumänien. Sie vertrauen den Mächtigen nicht mehr und brauchen die Presse und wollen ihr vertrauen können, um zu verstehen, was in ihrer Gesellschaft passiert und auch wieder die Kontrolle zu gewinnen.“

NM



Externe Links:

Dokumentarfilm "Kollektiv – Korruption tötet" auf Wikipedia

Colectiv-Regisseur Nanau zu Gast bei Hermannstädter Gesprächen, ADZ

Oscar-Nominierung für Journalismus-Doku "Collective", horizont.net

Kollektiv - Korruption tötet, Dokumentarfilm in der ARD-Mediathek, MDR vom 16.03.2021 (abrufbar bis zum 16. April)

Kollektiv - Korruption tötet (rumänische Originalfassung/OmU), Dokumentarfilm in der ARD-Mediathek, MDR vom 16.03.2021 (abrufbar bis zum 16. April)

Schlagwörter: Dokumentarfilm, Mediathek, ARD, Filmpreis, Journalismus, Korruption, Bukarest

Bewerten:

18 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.