19. Oktober 2023

Blick aus Bayern ins Banat: Kunstführer Temeswar

In diesem Jahr ist das 1989 als Revolutionsstadt berühmt gewordene Temeswar im Banat im Westen Rumäniens Europäische Kulturhauptstadt. Pünktlich zur Reisesaison hat der Pfarrer und Publizist Dr. Jürgen Henkel aus Selb unter dem Titel „Temeswar/Timişoara – Kultur und Vielfalt im Herzen des Banats“ einen Stadt- und Kunstführer zu dieser geschichtsträchtigen Stadt veröffentlicht.
Für den reise- wie schreibfreudigen Pfarrer aus Oberfranken ist es nach jenen über Hermannstadt und Schäßburg bereits der dritte Kunstführer, den er im Kunstverlag Josef Fink aus Lindenberg im Allgäu publiziert. Von ihm stammen der Text und auch etliche Fotos. Die meisten Bilder steuerte der Profifotograf und Theologe Martin Eichler aus München bei. Henkel freut sich über die Veröffentlichung, denn: „Es war wichtig, dass ein solcher klassischer Stadtführer für Temeswar zur Verfügung steht, denn das gab es in deutscher Sprache bisher nicht.“

Temeswar ist bis heute multikonfessionell geprägt. Neben der rumänischen orthodoxen Mehrheitskirche mit eigenem Erzbistum und der Metropolie des Banats gibt es in der Stadt auch quicklebendige Katholiken und Protestanten, die zum katholischen Bistum Temeswar und lutherischen wie reformierten Kirchen gehören. Die katholischen Banater Schwaben sind bis heute im Banat präsent, sie gehören zum Bistum Temeswar. Die evangelische Kirche ist stilvoll saniert. Diese multiethnische und multikonfessionelle – wie auch jüdische – Prägung der Stadt wird in Henkels Stadt- und Kunstführer immer wieder deutlich.

Der Band im Taschenbuchformat empfiehlt zwei Besichtigungstouren durch das historische Zentrum, die sich zwischen dem Domplatz und der rumänischen orthodoxen Kathedrale sowie zwischen der Synagoge der Innenstadt und der Theresienbastei mit der lutherischen Kirche erstrecken. Dabei werden die wichtigsten Bauwerke, Denkmäler, Plätze und Gebäude vorgestellt. Außerdem wird zu einer „Schatzsuche“ außerhalb der Altstadt eingeladen, unter anderem zum Dorfmuseum. Ein fünf Seiten umfassender historischer Überblick zur Stadtgeschichte rundet das 80 Seiten starke, reich bebilderte Buch ab. Neben Kirchen, Plätzen und Bauwerken sei es ihm ein Anliegen gewesen, mit dem Botanischen Garten und dem Freilichtmuseum auch etwas „grüne Abwechslung“ in den Stadtführer aufzunehmen, so Henkel. „Wir wollten hier nicht nur historische Gemäuer präsentieren, sondern auch auf die schönen Parks der Stadt und das Dorfmuseum hinweisen. Hier sind wunderbare und erholsame Spaziergänge möglich. Im Dorfmuseum kann man zudem die ländlichen Lebenswelten des Banats kennenlernen“, so der Autor bei einer Lesung im Friedrich-Schiller-Kulturhaus, dem deutschen Kulturzentrum von Bukarest.
Der Domplatz in Temeswar. Foto: Martin Eichler ...
Der Domplatz in Temeswar. Foto: Martin Eichler
Die Buchpremiere fand jüngst mit Jürgen Henkel und dem Verleger Josef Fink bei einer von Henkel organisierten internationalen Konferenz an der Universität Temeswar vor rund 100 Teilnehmern statt. Die ersten Exemplare erhielten Oberbürgermeister Dominic Fritz, der selbst aus Deutschland stammt, der orthodoxe Metropolit des Banats, Ioan Selejan, der römisch-katholische Bischof József-Csaba Pál und der griechisch-katholische Bischof Călin Ioan Bot.

In Bukarest plauderte Henkel auch aus dem Nähkästchen. So hat der druckfrische Band kürzlich die Konferenz in Temeswar fast nicht erreicht. „Die Spedition traute sich nicht, das katholische Bischofsamt in der Fußgängerzone anzuliefern aus Angst vor einem Strafzettel der Lokalpolizei. Obwohl Lieferungen an das Bischofsamt erlaubt sind. Die Bücher waren schon sieben Tage im Lager der Spedition.“ Es habe einige Telefondiplomatie gebraucht, um die Lieferung rechtzeitig hinzubekommen, so Henkel.

Das Buchprojekt wurde als wertvoller Beitrag zur Europäischen Kulturhauptstadt Temeswar 2023 vom Kulturwerk der Banater Schwaben in München aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales sowie der ökumenischen Gesellschaft „Ex fide lux – Deutsch-Rumänisches Institut für Theologie, Wissenschaft, Kultur und Dialog“ aus Nürnberg gefördert.

Smarand Lieberfeld

Schlagwörter: Buch, Kunst, Stadtführer, Temeswar

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