20. April 2024

Sonderausstellung im Haus der Geschichte Dinkelsbühl: „Tiefgründig und heiter - der Grafiker Helmut von Arz“

Vom 20. April bis zum 16. Juni zeigt das Haus der Geschichte Dinkelsbühl in Zusammenarbeit mit dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim und dem Kulturreferat des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland die Sonderausstellung „Tiefgründig und heiter - der Grafiker Helmut von Arz“. Anlässlich des Heimattags der Siebenbürger Sachsen findet am Freitag, 17. Mai, um 18.30 Uhr eine öffentliche Midissage als Festveranstaltung zur Ausstellung statt.
Die Ausstellung erinnert an das reiche und vielfältige künstlerische Schaffen des vor zehn Jahren verstorbenen siebenbürgischen Malers, Grafikers und Illustrators Helmut von Arz (1930-2014). Sie schlägt einen weiten Bogen über sieben Jahrzehnte künstlerischen Schaffens und zeigt den enormen Facettenreichtum des Künstlers sowohl in der technischen Umsetzung als auch in den Motiven seiner Werke.

Am Anfang stehen u. a. Grafiken aus den späten 1950er und 60er Jahren, die noch ganz dem damals in Rumänien geforderten sozialistischen Ethos verpflichtet sind und Bau- oder Landarbeiter darstellen. In der Gestaltung ging Helmut von Arz aber schon damals eigene Wege und entfernte sich, soweit dies möglich war, vom statuarisch-gegenständlichen, heroisierenden Stil des Sozialistischen Realismus. Kraft und Dynamik der Körper sind es vor allem, die er bei der Schilderung der Arbeiter in den Vordergrund rückt. Nicht zuletzt um sich von der Pflicht der Schilderung der Kollektivarbeit lösen zu können, gewannen bald Porträts einen großen Stellenwert im Werk Helmut von Arz’ und behalten diesen durch sein ganzes Schaffen hindurch. Mal malerisch flächig, mal grafisch, nur auf die Konturlinien reduziert, gibt der Künstler in seinen Zeichnungen das Wesen der Personen wieder.

Helmut von Arz: Stillleben, 1984, Aquarell, ...
Helmut von Arz: Stillleben, 1984, Aquarell, Siebenbürgisches Museum
Nach der Übersiedelung nach Deutschland kamen ebenso tiefgründige Tierdarstellungen hinzu. Hier begegnen einem etwa versonnen blickende Schimpansen und friedlich dösende Nashörner, die neben der psychologischen Tiefe auch den Sinn des Künstlers für ironische und humorvolle Schilderungen offenbaren. Letzterer zeigt sich auch und vor allem in seinen Buchillustrationen beispielsweise zu den Geschichten des Barons von Münchhausen oder zu Miguel de Cervantes’ „Don Quijote“. Ab den 1970er Jahren widmet sich Helmut von Arz immer wieder sachlich, ruhigen Landschaften, Straßenszenen und Interieurs, die meist ohne Menschen auskommen und dadurch gleichsam zu Stillleben werden. Den Abschluss der Ausstellung bilden Skizzen, die den Entstehungsprozess seiner Werke verdeutlichen und so einen Bogen zum Beginn jeden künstlerischen Schaffensprozesses schlagen.

Helmut von Arz (Arz von Straussenburg) wurde am 12. April 1930 als Sohn einer bedeutenden Hermannstädter Familie geboren, die bereits 1835 in den ungarischen Adelsstand erhoben worden war. Der Vater Dr. Arnold Arz von Straussenburg war Arzt, der Großonkel Arthur Arz von Straussenburg war Generaloberst und ab 1917 letzter Generalstabschef der k.u.k. Streitkräfte. In den Jahren 1941 bis 1948 besuchte Helmut von Arz das Brukenthal-Gymnasium in Hermannstadt. Der Grafiker Hans Hermann, sein damaliger Zeichenlehrer, erkannte das Talent des Jungen und förderte ihn. Von 1949 bis 1955 studierte er an der Kunsthochschule „Ion Andreescu" in Klausenburg. 1955 heiratete er die Zahnärztin Traute Thullner und arbeitete bis zur Übersiedlung nach Deutschland 1965 als freischaffender Illustrator und Pressezeichner. Von 1961 bis 1965 hatte Helmut von Arz außerdem einen Lehrauftrag für Grafik an der Hermannstädter Kunstschule. In Deutschland angekommen, legte er 1967 das zweite Staatsexamen ab und arbeitete bis 1969 als Kunsterzieher in Düsseldorf und Wuppertal. 1970 wurde er zum Akademischen Rat an der Pädagogischen Hochschule Essen ernannt und setzte ab 1972 seine Lehrtätigkeit an der neu gegründeten Universität-Gesamthochschule Essen fort. Im Studienjahr 1982/83 hatte Helmut von Arz eine Gastprofessur an der Hochschule der Künste Berlin und führte 1985 bis 1987 den Fachbereich Kunsterziehung-Gestaltung der Universität Essen als Dekan. Bereits seit 1980 hatte er neben seiner Lehrtätigkeit regelmäßig Ausstellungen seiner Werke. Nach seinem Ruhestand 1995 blieb er als freischaffender Künstler aktiv. Am 18. Juli 2014 erlag Helmut von Arz im Alter von 84 Jahren in Berlin einem Krebsleiden.

Aus seinem Nachlass erhielt das Siebenbürgische Museum 2015 ein Konvolut mit 654 Werken. Dieses reicht von frühen Porträts aus den 1950er Jahren bis zu Landschaften und Stillleben aus den Jahren 2011 und 2013. Aus diesem Bestand ist nun eine exemplarische Auswahl in Dinkelsbühl zu sehen. Ab Herbst 2024 wird die Ausstellung nochmals in erweiterter Form im Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim zu sehen sein. Die Ausstellung wurde konzipiert vom Siebenbürgischen Museum Gundelsheim und entstand in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Dinkelsbühl und dem Kulturreferat des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Sie wird u. a. gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Quelle: Siebenbürgisches Museum Gundelsheim

Schlagwörter: Ausstellung, Kunst, Arz, Siebenbürgisches Museum, Dinkelsbühl

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