24. Dezember 2012

Wånn’t Chrästdoch äs

Lesen Sie im Folgenden das Mundartgedicht Wånn’t Chrästdoch äs von Johanna Leonhardt.
Johanna Leonhardt

Wånn’t Chrästdoch äs

Wånn’t Chrästdoch äs, dro waundern meng
Gedonken färr dervun:
Ech säcken äng uch iwerol,
wat ich verluren hun.

Wånn’t Chrästdoch äs do färr derhiem,
uch nierest stiht e Lächt,
dro gliewen ich, datt Kommer mir
uch Wieh det Härz zebrächt.

Wånn do derhiem dro Chrästdoch äs,
doch nemmest sainge wäll,
fold´n ech meng Hoind, ich dinken hiem,
bän undachtich uch ställ.

Wånn’t Chrästdoch äs und do derhiem
as Orjeln, Gloke schwejjen,
wil ech, ich kent meng orem Härz
ä senger Niet bedräjjen.

Ech wil dro son: ’t äs alles gat,
et sol dech glatt näst krinken,
raff dich norr af, un all daut Hiesch,
wä’t iemol wor, ze dinken!


Wånn’t Chrästdoch äs do färr derhiem,
zäh meng Gedonken dor.
Ech wängsche mir und wängschen dir,
et wer noch, wä’t iest wor.


2. Dezember 1995

Johanna Leonhardt, geboren am 28. November 1929 in Reichesdorf, besuchte das Lehrerinnenseminar in Schäßburg, welches sie 1949 absolvierte. In Siebenbürgen war sie in Baaßen, Weißkirch und Schäßburg als Lehrerin und Kindergärtnerin tätig. 1963 siedelte sie mit ihrer Familie in die Bundesrepublik aus, wo sie an der Hauptschule in Dachau als Oberlehrerin beschäftigt war. Nach 43 Dienstjahren ist Johanna Leonhardt in den Ruhestand getreten. Sie starb am 15. Dezember 2006.

Johanna Leonhardt, geborene Stolz, war eine Urenkelin des Dichters Georg Meyndt, dessen Mundartlieder in der Familie häufig gesungen wurden. Erst in Deutschland begann sie selbst Gedichte, nicht selten mit siebenbürgischer Thematik und im Dialekt zu schreiben. Im Mai 1996 nahm sie am Treffen der siebenbürgisch-sächsischen Mundartdichter in München teil, und in dessen Begleitbroschüre „Barbes“, herausgegeben von Hans-Werner Schuster und Oswald Kessler, wurden eine Kurzbiographie (S. 79-80) und drei Texte veröffentlicht. Später folgte im Selbstverlag die Gedichtsammlung „Was die Erinnerung hebt ans Licht. Gedichte, einige auch in siebenbürgisch-sächsischer Mundart“ (Martinsried, ohne Jahresangabe), wo auch das hier abgedruckte Weihnachtsgedicht zu finden ist (S. 78). Angeregt wurde dessen Veröffentlichung dankenswerter Weise durch eine Gedichtzusendung ihres Gatten, Erwin Leonhardt.

Frohe und besinnliche Weihnachtsfeiertage und viel Gesundheit und Freude im kommenden Jahr wünschen allen Lesern

Hanni Markel und Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Mundart, Gedicht

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