10. Mai 2024

Einfach mal machen: Inspirierendes Theaterseminar

„Einfach mal machen.“ Dieses Motto zog sich wie ein roter Faden durch die ganze Veranstaltung vom 12.-14. April in der Jugendherberge Augsburg am Unteren Graben. Unser Dank gilt Dagmar Seck, Bundeskulturreferentin des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, die dieses inspirierende Theaterseminar, gefördert vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen aus Mitteln des bayerischen Sozialministeriums, vorbereitet und geleitet hat.
In kürzester Zeit wurde ein Sketch zum Thema „Wir ...
In kürzester Zeit wurde ein Sketch zum Thema „Wir haben die Papiere bekommen“ entwickelt. Zum Unglück des Mannes trinken die Frauen den dringend benötigten „Schmierkaffee“ und rauchen die Kent-Zigaretten. Foto: Ulrike Lassner
Eingeladen war Dorothea Schroeder aus Augsburg als Referentin mit Fachwissen und Erfahrung zum Thema Regie und Projekte. 24 Interessenten folgten der Einladung, die an alle Kreisgruppen in Deutschland ging. Es fühlten sich Theatergruppenleiter, Darsteller und Autoren angesprochen. Ganz gleich, ob ihre aktive Zeit gerade durchlebt wird, erst vor ihnen liegt oder eher ein aufgebauter Erfahrungsschatz vorhanden ist, an dem es gilt andere teilhaben zu lassen – beispielsweise wie man eine Gruppe gründet und über Jahre aufrechterhält, Theaterstücke oder Sketche schreibt, adaptiert, inszeniert – alle Teilnehmer waren mit Herzblut dabei.

„Einfach mal machen“ bzw. „einfach mal machen lassen“. Beides ist richtig, beides ist wichtig, gerade beim Theaterspielen. Nicht zu lang diskutieren, sondern ausprobieren. Es ist hilfreich für den Leiter wie für die Darsteller, bei Meinungsverschiedenheiten ebenso wie zur Ideenfindung, passenden Rollenbesetzung, Improvisation auf der Bühne, dem Einprägen einer Rolle.

Eine Improvisation, die aus dem Leben gegriffen ...
Eine Improvisation, die aus dem Leben gegriffen ist: Die Mutter streitet mit ihrem Schwiegervater, während die Tochter eigentlich etwas Wichtiges zu sagen hat. Wie erzeugt man an dieser Stelle die größtmögliche Spannung, bevor die Bombe platzt, um maximale Wirkung beim Publikum zu erzielen? Foto: Emmi Mieskes
Einfach mal machen: 23 Teilnehmern in 23 Sekunden die Hand reichen, Doro, wie wir unsere Referentin bald liebevoll duzten, machte es vor und forderte uns auf, es selbst auszuprobieren. Dieser Einstieg, einander zu berühren, zuerst mit einem Handschlag, später mit der Erzählung des ersten bedeutsamen Erlebnisses, das einen zum Theaterspielen für das ganze Leben getriggert hat, erleichterte das Improvisieren unter fachlicher Anleitung. Jung und Alt wurden zum Vorbild, Jung wie Junggebliebene schüttelten Theaterstückideen aus dem Ärmel, fanden die „höchste Fallhöhe“ einer Handlung und zwangen uns mit einem unbestechlichen Sinn für humorvolle Dialoge schon bei der ersten Theatervorführung aus dem Stegreif ohne Textvorgabe zu mehrfachem herzhaftem Lachen. Regiearbeit wurde vorgelebt, konnte live abgeschaut werden, Fragen wurden beantwortet, praktische Tipps gegeben, wie etwa, ab der wievielten Minute mit der vollkommenen Aufmerksamkeit eines Zuschauers zu rechnen ist, also ab wann inhaltlich wichtige Dinge auf der Bühne erst gespielt werden sollten, aber auch, wie man in seiner Regiearbeit als Laie gegenüber den Laienschauspielern überzeugen kann.

Die Referentin und Regisseurin Dorothea Schroeder ...
Die Referentin und Regisseurin Dorothea Schroeder erklärt, wie wichtig die Fallhöhe ist, und gibt einen Tipp, der sicherlich mach einen Knoten beim Proben und Entwickeln platzen lassen kann: „Einfach mal machen!“ Foto: Emmi Mieskes
In fünf kleinen Gruppen erarbeiteten wir das Szenario und den Anfang je eines Theaterstücks, bei deren Vorführung beeindruckte, dass es sich dabei schon teilweise um komplette Sketche handelte. In aufgelockerter Weise wurde bis spät in den Abend hinein gearbeitet, gelernt, Themen gesammelt. Drängende Themen, wie die teilweise vorhandene Sprachbarriere zwischen Publikum und Darstellern (Stichwort: Mundartkenntnisse), wurden nicht nur aufgegriffen und zu einem Themenpunkt des Seminars gemacht, sondern auch gleich angeschnitten und in den darauffolgenden Tagen weiterentwickelt sowie mit Filmen und Improvisationen unterlegt. Andere Themen wurden mit Hinweisen auf E-Mails, die nach dem Seminar die passenden Links enthalten würden, niedriger priorisiert. Die Veranstaltung war fokussiert auf speziell für siebenbürgische Theaterbelange wichtige Themen. Rechtliche Fragen waren ebenso Thema wie hochtheoretische, zum Beispiel: „Wie entsteht Komik?“ Förderungen wurden angesprochen, Erfolgsrezepte ausgetauscht, woran sich siebenbürgisch-sächsische Jugendliche in den Kreisgruppen aktiv beteiligen bzw. was inwieweit in ihrer Verantwortung liegt.

Nicht immer wurde Konsens gesucht oder gefunden, es wurde aber darauf geachtet, dass jeder Teilnehmer gehört wurde und sich gehört fühlte. Voll von neuen Impulsen, nach Austausch der Lieblingstheaterstücke und Bekanntgabe möglicher Wege, an Theaterstücke mit siebenbürgisch-sächsischem Bezug heranzukommen, trennten sich die Teilnehmer dieses perfekt organisierten Seminars, um daheim Ideen dieses Wochenendes umzusetzen und vor allem, das Theaterspiel der siebenbürgisch-sächsischen Kreisgruppen fortzuführen, auch über die nächsten 20 Jahre hinaus.

Ulrike Lassner, Kulturreferentin und Pressereferentin der Kreisgruppe Augsburg

Schlagwörter: Seminar, Theater, Mundart, Schroeder, Seck

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