31. Dezember 2023

Tagung zur Geschichte von Bistritz im Mittelalter

Anfang November 2023 fand im Städtischen Museum von Bistritz (Programmdirektorin: Lavinia Moldovan) eine international besetzte Tagung statt, die vom Forschungszentrum Trans.Script für mittelalterliche Paläographie und Diplomatik der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg (Leiter: Univ.-Doz. Dr. habil Adinel C. Dincă) in Zusammenarbeit mit dem Museumskomplex Bistriţa-Năsăud (Manager Dr. Alexandru Gavrilaş) veranstaltet wurde. Ihr Thema: „Bistritz im Mittelalter. Momente und Deutungen der Transformationen einer siebenbürgischen Stadt“.
Plakat der Bistritzer Mittelalter-Tagung. Foto: ...
Plakat der Bistritzer Mittelalter-Tagung. Foto: Complexul Muzeal Bistriţa-Năsăud
In einem ersten Themenkomplex wurde einleitend ein allgemeiner Überblick über die Geschichte von Bistritz im Mittelalter geboten (Konrad Gündisch). Danach wurden die Situation der recht zerstreut aufbewahrten Bistritzer Archivalien und der sonstigen Quellen zur Stadtgeschichte dargelegt (Adinel C. Dincă), ein lesenswerter, wenngleich in den Details nicht ganz realitätsnaher Bericht von Äneas Silvio Piccolomini (Papst Pius II.) analysiert (Iulian Damian) sowie Leben und Werk des Archivars und Historikers Albert Berger vorgestellt (Andrei Moga).

Der Archäologie, Architektur und materiellen Kultur von Bistritz widmeten sich die folgenden Vorträge, in denen Ergebnisse von archäologischen Grabungen in der Stadt (Radu Zăgreanu) vorgestellt, ein Überblick über die auf den Baustellen von Bistritz in den Jahren 1475-1520 tätigen Handwerker geboten (Sanda Salontai), die archäologischen Untersuchungen im Dominikanerkloster der Stadt präsentiert (Corneliu Gaiu) und die Steinmetzzeichen gezeigt wurden, die insbesondere im Zuge der Restaurierung der Stadtpfarrkirche entdeckt und systematisch erfasst werden konnten (Vasile Duda).

Aspekte der Wirtschaft, Verwaltung und Kirchengeschichte wurden in einem dritten Schwerpunktthema behandelt. Das Abgabenwesen, das Steueraufkommen und die städtischen Ausgaben wurden eingehend untersucht (Zsolt Simon), die Beziehungen zwischen Bistritz und Rodenau im Mittelalter analysiert (Maria Frînc), neue Thesen über die Bedeutung des mittelalterlichen Stadt- und Distriktssiegel aufgestellt (Mihai Kovács) und das Verhältnis der Stadt zum Bischof von Siebenbürgen im 13.-16. Jahrhundert unter die Lupe genommen.

Die regen Diskussionen fanden im Teleki-Schloss von Paßbusch statt, das von dem Museumskomplex des Kreises Bistritz-Nassod vorbildlich restauriert, damit vor dem absehbaren Verfall gerettet worden ist und heute als multikulturelles Zentrum arbeitet. In Senndorf konnte das Wiederaufleben der berühmten nordsiebenbürgischen Weinproduktion unter anderen am Beispiel der hier gezüchteten Sorte „Novicella“ bewundert werden. Der Name erinnert an das berühmte Fresko in der Senndorfer evangelischen Kirche, das Petrus auf dem Wasser gehend darstellt und mit dem berühmten, leider zerstörten Mosaik Giottos im Petersdom in Verbindung gebracht wird. Teile des Senndorfer Freskos wurden in das Bistritzer Bis­tritzer Stadtmuseum gerettet.

Es ist sehr zu begrüßen, dass die Bis­tritzer Museen und der Kreisrat Bis­tritz-Nassod (stets präsent in der Person des Managers Alexandru Moldovan) der mittelalterlichen Geschichte einer von den Siebenbürger Sachsen errichteten Stadt eine spezielle Aufmerksamkeit widmen. Und besonders lobenswert ist es, dass mehrere Nachwuchswissenschaftler, die in Adinel Dincă einen fördernden und fordernden Mentor gefunden haben, Bistritz und sein Umland als ein lohnendes Forschungsthema entdeckt haben.

K. G.

Schlagwörter: Tagung, Bistritz, Mittelalter

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