20. Oktober 2011

Dachauer Doppelausstellung kombiniert Fotografien und Zeichnungen

Im Dachauer Wasserturm wurden vom 1. bis 9. Oktober Aktfotografien des aus Hermannstadt stammenden, im schwäbischen Gäufelden lebenden Pressefotografen Gabriel Holom und Aktzeichnungen der schwedischen Malerin Karin Schuff (mit einem Siebenbürger Sachsen verheiratete freiberufliche Künstlerin in Dachau und Stockholm) zu sehen. Bei der mit rund 150 Gästen (darunter auch der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius und Bundesgeschäftsführer Erhard Graeff) sehr gut besuchten Vernissage am 30. September führte Martin Potoradi in die Ausstellung „AKT²“ ein.
Auf den vier Turmetagen zeigte Holom 105 Aktfotografien (überwiegend schwarzweiß) aus den vergangenen dreißig Jahren, die mit ihm befreundete Künstlerkollegin Schuff 40 Aktzeichnungen, farbige wie Bleistiftzeichnungen und Gouache-Arbeiten. „Viel nackte Haut auf vier Stockwerken“, kommentierte der Münchner Merkur in einem Ausstellungshinweis Holoms weibliche Akte und ergänzte, dass die frühesten, noch in der Natur aufgenommenen Fotos in dessen alter Heimat Siebenbürgen entstanden seien, indes Karin Schuffs Studien und Skizzen meist männlicher Akte zum Teil aus der Akademiezeit stammten, teilweise aber auch erst unlängst in Gouache-Technik und abstrakter Darstellung entstanden seien. Dem Dachauer Lokalteil der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom 29. September 2011 war zu entnehmen, dass Schuff, übrigens auch stellvertretende Vorsitzende der Künstlervereinigung Dachau (DKV), das Aktzeichnen als Ausgleich für ihre abstrakte Malerei betreibe, „um das Sehen zu trainieren“. Wie der SZ-Vorbericht zur Ausstellung in gegenüberstellendem Vergleich vermerkt, stünden die Modelle der Malerin im Mittelpunkt, während jene des Fotografen Landschaften zierten oder ihre Formen an eine Architektur schmiegten. Auf Parallelen wies Martin Potoradi in seiner Einführung anlässlich der Vernissage hin, die von Waltraud Epple (Akkordeon) und Michael Gewölb (Violine) musikalisch umrahmt wurde. Beide, so akzentuierte Potoradi verschmitzt-ironisch, seien „Künstler mit Migrationshintergrund“ aus Schweden bzw. Siebenbürgen und somit „Teil einer Parallelgesellschaft“: „Statt sich redlich und in Demut um ihre Integration in die deutsche Gesellschaft zu bemühen, schockieren sie die deutsche Öffentlichkeit mit nackten Tatsachen.“ Beide hätten ihre Werke bislang „geheim gehalten“. Zu dieser gemeinsamen Ausstellung in Dachau habe Gabriel Holom Karin Schuff überredet. Potoradi huldigte den beiden Künstlern, schwärmte über Holom, „wie raffiniert er mit Licht und Schatten spielt, um die Natur regelrecht zu verfremden und im Kontrast dazu die weichen geschmeidigen Formen des weiblichen Akts hervorzuheben.“ Nicht minder pries er Karin Schuff: sie „als Künstlerin im Dachauer Raum vorzustellen wäre wie Eulen nach Athen tragen“. Der menschliche Körper sei das komplexeste Gebilde, das man sich vorstellen könne. Jede Spannung, jede Torsion, die man auf der zweidimensionalen Ebene darstellen wolle, stelle eine neue Denkaufgabe für den Künstler dar. Eben dies beherrsche die Malerin perfekt.

Gabriel Holom: Aktfotografie aus dem Zyklus zur ...
Gabriel Holom: Aktfotografie aus dem Zyklus zur „Geometrie“ der Beine.
Das gemeinsame Ausstellungsprojekt reüssierte nicht zuletzt auch aus Künstlersicht. So bilanzierte Gabriel Holom gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung: „Die Ausstellung finde ich rundum gelungen. In dem wunderbaren Ambiente der vier unterschiedlichen Ebenen des Wasserturms ist es uns – dank Karin Schuff mit all ihrer Erfahrung – gelungen, die Bildstrecken von Aktzeichnungen und -fotos schlüssig zu kombinieren. Die vielen Gespräche, die ich mit Besuchern führen durfte, verdeutlichten mir ein hohes Interesse. Gefreut hat mich, dass neben vielen Freunden und alten Bekannten auch ein paar Kollegen des Hermannstädter Fotoklubs ‚Orizont‘ dabei waren.“

Christian Schoger

Schlagwörter: Ausstellung, Fotografie, Graphik

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