19. Februar 2015

Interview mit Pfarrer Johann Zey über die Arbeit im Reener Ländchen

Seit fünf Jahren wirkt Johann Zey als Pfarrer in Sächsisch-Regen. Während die evangelischen Gemeinden in Siebenbürgen kontinuierlich schrumpfen, wächst die Arbeit für den siebenbürgisch-sächsischen Seelsorger, der zudem sieben Kirchengemeinden im Reener Ländchen betreut. Das nachfolgende Gespräch führte Ingrid Hornung.
Herr Pfarrer Zey, was können Sie uns über Ihre Arbeit berichten?

Ich bin hier in Sächsisch-Regen Pfarrer seit 2010. Neben Sächsisch-Regen betreue ich noch sieben Kirchengemeinden im Reener Ländchen: Birk, Obereidisch, Niedereidisch, Deutsch-Zepling, Botsch, Weilau und Ludwigsdorf. In Sächsisch-Regen und in diesen sieben Kirchengemeinden habe ich über 700 Gemeindeglieder.


Ist das nicht schwer, alles allein zu machen?

Ja, es ist schwer. Früher gab es hier ein selbständiges Dekanat, das heißt hier in Sächsisch-Regen wohnte der Dechant und in jedem Dorf gab es einen Pfarrer. So gab es hier im Reener Ländchen über 10000 Evangelische! Und jetzt, nachdem die Gemeinden sehr klein geworden sind, mache ich das, was früher zehn Pfarrer gemacht haben, alleine. Von den über 10000 Gemeindegliedern sind nur 700 übrig geblieben. Aber es ist trotzdem viel zu tun.

Wie verlief das Jahr 2014 für Sie?

2014 war ein sehr erfolgreiches Jahr für uns. Das größte Projekt war die Kirchenrenovierung hier in Sächsisch-Regen. Wie alle sehen können, haben wir die Kirche neu renoviert. Wir mussten auch viel vom Putz abklopfen und danach neu verputzen. Deswegen war es eine teure Arbeit. Mit Gottes Hilfe haben wir es geschafft! Voriges Jahr haben wir auch die Dachziegeln ausgetauscht und den Kirchhof neu gepflastert und schließlich die Außenfassaden renoviert.


Sie haben doch auch Hilfe bekommen, aus Deutschland?

Ja, natürlich haben wir Hilfe bekommen. Die ausgewanderten Reener haben fleißig Spenden gesammelt. Dafür möchte ich mich bei allen Spendern bedanken. Besonders danke ich Folkmar Alzner aus Linz, der die Spendenaktion gestartet und das Geld überwiesen hat. Auch das rumänische Kulturministerium hat uns maßgeblich finanziell unterstützt. Ebenso hat uns das Gustav-Adolf-Werk geholfen. Und nicht zuletzt haben unsere Gemeindeglieder wie auch andere Einwohner und Firmen der Stadt tatkräftig geholfen, dieses große Projekt umzusetzen. Wir hatten eine Werbefahne am Turm, wo man über das Handy 2 Euro spenden konnte. Und so ist von allen Seiten das Geld hereingekommen, so dass wir alle Rechnungen bezahlen konnten und am 19. Oktober 2014 die Wiedereinweihung der Kirche unter Teilnahme unseres ehrwürdigen Herrn Bischofs Reinhart Guib sowie der ökumenischen Pfarrerschaft der Stadt feiern konnten.
Bürgermeisterin Maria Precup bei der ...
Bürgermeisterin Maria Precup bei der Einweihungsfeier der renovierten Kirche am 19. Oktober 2014 in Sächsisch-Regen, anwesend waren auch sechs Pfarrer aus der Stadt Reen.

Die Kirche sieht sehr schön aus. Wie war es zu Weihnachten?

Weihnachten war auch ein erfolgreiches Fest. Wir hatten eine große Weihnachtsaktion, die größte aus den letzten Jahren! Zuerst kamen unsere Freunde von der Rumänienhilfe Markt-Nordheim zu uns und haben uns eine neue Ausstattung für den Kindergarten mitgebracht: eine Rutsche, eine Schaukel für den Hof des Kindergartens und auch die Klassenräume wurden mit entsprechenden Möbeln ausgestattet. Danach kamen unsere Freunde aus Pohlheim, Friedhelm Rüb mit dem Team der „Rumänienhilfe Pohlheim e.V.“, und haben uns ca. 180 fertig verpackte Weihnachtspäckchen in Schuhkartons mitgebracht, die wir dann zu Weihnachten unseren Kindern aus dem Reener Ländchen geschenkt haben. Herr Rüb hielt am 1. Adventsonntag auch die Predigt in unseren Gottesdiensten. Danach kamen unsere Landsleute aus Österreich, genauer gesagt vom Landesverband der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich. Diese haben uns, wie in jedem Jahr, mit einer Geldspende unterstützt, damit die Evangelische Kirche und das Deutsche Forum Lebensmittelpakete für die Senioren einkaufen und anfertigen konnten. Alle Senioren über 70 Jahre haben zu Weihnachten ein Päckchen bekommen. Dafür möchte ich besonders dem Landesobmann Manfred Schuller danken, der uns diese Weihnachtsaktion durch seinen unermüdlichen Einsatz jedes Jahr ermöglicht. Und dann haben wir von Frau Inge Alzner aus Nürnberg wiederum eine Spende für die Hilfsbedürftigen und Kranken erhalten. So konnten wir 68 Personen aus dem ganzen Reener Ländchen, die eine sehr kleine bzw. gar keine Rente haben, mit 100 Lei unterstützen.


Können Sie etwas über den Heiligen Abend berichten?

Am 24. Dezember hatte ich vier Gottesdienste. Alle Kinder haben dann am Ende des Gottesdienstes die Pakete von der „Rumänienhilfe Pohlheim e.V.“ bekommen, die Freude war sehr groß. So soll es ja auch sein zu Weihnachten!


Wie lautet Ihre Schlussfolgerung?

Zunächst möchte ich noch die Projekte in den Dörfern erwähnen. Außer der Kirchenrenovierung in Sächsisch-Regen haben wir auch die Ludwigsdorfer Kirche innen und außen renoviert. Die Einweihungsfeier war am 29. Juni 2014, an der auch die deutsche Konsulin in Hermannstadt Judith Urban und unsere Partner aus Pohlheim teilnahmen. Ebenso die Tanzgruppe von Sächsisch-Regen „Goldregen“ und Landeskirchenkurator Friedrich Philippi. Wir gestalteten dies Fest als 100-jähriges Jubiläum der Ludwigsdorfer Kirche; daran nahmen alle unsere Gemeinden und auch viele Ludwigsdorfer aus dem Ausland teil. Auch in Birk konnten wir viel machen. Wir haben von Frau Gerda Schatz, der Sprecherin der ausgewanderten Birker, eine schöne Spende bekommen, mit der wir die Turmuhr und die Orgel reparieren konnten und auch ein sächsisches Museum in der Kirche einrichten konnten. Außerdem haben wir das Dach unseres rückerstatteten Kulturhauses repariert. Nun gehört die Birker Kirche zu den am besten ausgestatteten Kirchen der Region und wird von vielen Touristen besucht. Als Schlussfolgerung kann ich nur sagen: Gott allein die Ehre! Ich hoffe, dass alle Leser es merken: Bei all diesen wunderbaren Aktionen ist die Hand Gottes am Werk. IHM gebühren die Ehre und die Anbetung. ER wird unsere Gemeinden auch in Zukunft reichlich segnen.


Vielen Dank für das Gespräch, Herr Pfarrer!

Schlagwörter: Sächsich-Regen, Reen, Pfarrer, Interview

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