29. April 2007

Sommerprogramm gestartet

Etwa 200 Veranstaltungen haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms in Hermannstadt stattgefunden. Diesen Sommer sollen weitere 500 organisiert werden. Das Sommerprogramm wurde am zweiten April-Wochenende mit einem dreitägigen Straßenfest eröffnet. Zahlreiche Freiluftveranstaltungen werden folgen.
Freitag, der 13. April. Ein warmer Frühlingsabend lockt Hermannstädter und Touristen ins Zentrum, angeregt auch von den vielen „Kulturhauptstadt-Volontären“, die überall in der Stadt Fähnchen und Ballons mit dem Logo der Europäischen Kulturhauptstadt 2007 verteilt haben. Mitten in der Heltauergasse wird mit mobilen Zäunen der Weg abgeschirmt. Die Leute drängeln sich am Zaun, um mit Kameras und Handys Fotos zu machen. Auf dem Parkplatz vor dem Bulevard-Hotel steht ein riesiger Adler aus Pappe mit einem weißen Engel davor. Der Dacia, der ihn ziehen soll, startet. Die Parade geht los.

Vor dem Adler fahren Biker einige Male durch und machen mit Getöse und Rauch die Zuschauer aufmerksam. Dem Adler folgen junge Menschen auf Stelzen, die mit Feuerbällen jonglieren, einige Feuerspeier und Tanzgruppen. Der Adler kommt näher: Auf dem Rücken sieht man die Verkabelung, zwischen den Flügeln wurden Lichter mit braunem Klebestreifen festgeklebt.

Ein zweiter „allegorischer Karren“ folgt: die Jahreszeiten. Die vier jungen halbnackten Frauen sind bemalt – Bodypainting ist hier noch wenig bekannt, man sieht es allenfalls beim Theaterfestival. Die vier Frauen tanzen. Eine sucht verzweifelt ihre nackten bemalten Brüste mit den Armen zu verdecken, eine andere benutzt dazu ihre lange Mähne. Die beiden anderen „Jahreszeiten“ tanzen unbekümmert weiter, obwohl es langsam kälter wird. Sie genießen die öffentliche Aufmerksamkeit. Die Masse bewegt sich im Rhythmus des Jahreszeiten-Karrens.

Langsam bewegt sich die Parade vorwärts, bleibt immer wieder für Darbietungen und Fotos stehen. Viele Zuschauer warten schon auf dem Großen Ring am Ende der Heltauergasse, wo die Show stattfinden soll. Doch anderthalb Stunden später ist noch immer kein Paradeteilnehmer da. Manche wollen in die Heltauergasse zurückgehen. Von dorther strömen Menschen. Unter den aufmerksamen Augen der Gendarmen kommt es vereinzelt zum Gerangel. Die Gendarmen stehen aber auf der anderen Seite des Zauns, wo die Paradeteilnehmer ihr Programm ruhig fortführen. Endlich erreicht die Parade den Großen Ring. Die Zuschauer, die trotz Informationsmangels geduldig ausgeharrt haben, dürfen Tänze, Kämpfe usw. sehen und sich an einem wunderbaren Feuerwerk erfreuen. Die Menschenmasse kehrt dann heim. Die Heltauergasse bleibt still. Still und dunkel, weil die alten Stromleitungen wahrscheinlich überfordert waren. Ohne Strom kann man auch nicht sehen, wozu die dunklen Gänge im neu renovierten Zentrum von den Zuschauern genutzt wurden. Zwar wurden zwanzig ökologische Toiletten am Großen Ring aufgestellt, doch ist es erstaunlich, dass angesichts tausender Menschen vor diesen nie Wartende zu sehen sind. Die Straßenkehrer machen trotz Dunkelheit alles sauber.

Für Samstagabend ist ein vorzügliches Programm vorgesehen: Das irische Ensemble „Celtic Feet“ tritt auf. Die Zuschauer versammeln sich wieder am Großen Ring. Mit einer kleinen Verspätung legt die Band los. Schon beginnt erneut ein Kampf: Alle Menschen unter 1,85 Meter können nichts sehen, jeder will einige Schritte weiter nach vorne. Die Bühne liegt offensichtlich zu tief. Hie und da sieht man die Köpfe der Tänzerinnen oder den Geigenspieler, der ununterbrochen tanzt und spielt. Die Musik ist laut genug und mitreißend. Begeistert ist die Masse von den Feuerwerken, die von Abend zu Abend besser werden. Die Straßenkehrer machen sich schließlich wieder an die Arbeit.

Sonntagabend kommen insbesondere Rock-Fans auf ihre Kosten: Die rumänischen Rockbands „Directia 5“, „Taxi“, „Vita de Vie“ und „Vama – Tudor Chirilă“ treten auf. Der Große Ring ist wieder voll. Etliche Touristen nutzen die autofreie Stadt für einen ruhigen Nachtspaziergang. Die Straßenkehrer machen sich dann wieder an die Arbeit. Auch die Organisatoren ruhen nicht: Sie bereiten jetzt die veranstaltungsreichste Zeit des Jahres vor. Zu den wichtigsten Events des Sommerprogramms gehören die 37. Ausgabe des Jazzfestivals (5. bis 13. Mai) und das Internationale Theaterfestival (24. Mai bis 3. Juni).

Ruxandra Stănescu


Schlagwörter: Kulturhauptstadt

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