14. Juni 2016

Staatsbesuch von Präsident Klaus Johannis in Luxemburg

Am 6. und 7. Juni kamen der rumänische Staatspräsident Klaus Johannis und seine Frau Carmen zu einem zweitägigen Staatsbesuch ins Großherzogtum Luxemburg. Bereits während seiner Zeit als Bürgermeister von Hermannstadt von 2000 bis 2014 hatte Klaus Johannis zahlreiche Kontakte nach Luxemburg, der Urheimat der Siebenbürger Sachsen. Höhepunkt dieser Kontakte war das Jahr 2007, als Hermannstadt zusammen mit Luxemburg und seiner Großregion als erste osteuropäische Stadt Kulturhauptstadt Europas war. Dieses Jahr war auch der Beginn der nationalen Ambitionen von Klaus Johannis, die ihn 2014 überraschenderweise bis ins höchste Staatsamt seines Landes brachten. Luxemburg war insofern nicht ganz unbeteiligt am Aufstieg zum heutigen rumänischen Präsidenten.
Am Flughafen wurde das Staatsoberhaupt und seine Begleitung von Familien- und Integrationsministerin Corinne Cahen, der Vorsitzenden der Liberalen Partei Luxemburgs (DP), die auch mit Xavier Bettel den Premierminister stellt, begrüßt. Zum offiziellen Empfang von Großherzog Henri mit militärischen Ehren vor dem großherzoglichen Palast fand sich dann auch das gesamte Ministerkabinett Luxemburgs ein. Nach einem privaten Mittagessen im Palast, an dem auch das erbgroßherzogliche Paar teilnahm, folgte am Nachmittag die Kranzniederlegung am Denkmal des unbekannten Soldaten im Beisein von Premierminister Xavier Bettel, des Vize-Premier und Verteidigungsministers Etienne Schneider sowie des Stabschefs General Romain Mancinelli.

Zurück im Palast empfing Klaus Johannis nacheinander den Parlamentspräsidenten Mars Di Bartolomeo, Premier Xavier Bettel sowie Außenminister Jean Asselborn. Im Anschluss daran wurde das rumänische Präsidentenpaar im Rathaus der Stadt Luxemburg von Bürgermeisterin Lydie Polfer, dem Schöffenkollegium und den Gemeinderäten begrüßt. Mit einem Galadinner zu Ehren der hohen Gäste fand der erste Tag seinen glänzenden Abschluss. Hier hob Großherzog Henri in seiner Tischrede die historischen Gemeinsamkeiten zwischen Luxemburg und Rumänien bzw. Siebenbürgen hervor und gab seiner Bewunderung für die Person Johannis‘ Ausdruck.
Staatsbesuch in Luxemburg, von links: Prinzessin ...
Staatsbesuch in Luxemburg, von links: Prinzessin Stephanie de Lannoy (Erbgroßherzogin von Luxemburg), Großherzog Henri von Luxemburg, Staatspräsident Klaus Johannis und seine Gattin Carmen, Erbgroßherzog Guillaume von Luxemburg. Foto: Bodo Bost
Der zweite Tag begann mit einem Besuch des neuen Luxemburger Universitätscampus in Esch/Belval, wo vom Rektor der Universität, Prof. Dr. Rainer Klump, auch 60 rumänische Studenten und 13 akademische Mitarbeiter vorgestellt wurden. In der Handelskammer traf Präsident Johannis anschließend Vertreter des Wirtschafts- und Finanzsektors. Trotz seiner geringen Größe gehört Luxemburg zu den 20 größten Handelspartnern von Rumänien. Im neuen Festungsmuseum MUDAM traf Johannis dann ein zweites Mal mit Premier Bettel zu einem bilateralen Gespräch zusammen.

„Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“

Am Abend hatte das rumänische Präsidentenpaar seinerseits zu einem abschließenden Empfang zu Ehren von Großherzog Henri in die Abtei Neumünster eingeladen. Präsident Johannis begrüßte den Großherzog und seinen Thronerben Prinz Guillaume samt Ehefrau Prinzessin Steffanie auf Deutsch mit „Königliche Hoheiten“, um dann auf Rumänisch fortzufahren. Er erklärte den etwa 300 versammelten Vertretern der rumänischen und luxemburgischen Unternehmen, Vereine und Verbände, die im gegenseitigen Austausch tätig sind, dass in dieser altehrwürdigen Abtei, die heute als Kulturzentrum dient, 2005 die Urkunde zum Beitritt Rumäniens zur EU unterzeichnet worden war. Luxemburg hatte damals die EU-Ratspräsidentschaft inne und dank eines Luxemburger Freundes, Guy Dockendorf, der damals einen einflussreichern Posten im Kulturministerium innehatte und die zentrale Figur in den Beziehung zwischen Luxemburg und Siebenbürgern war, durfte Klaus Johannis damals als Bürgermeister von Hermannstadt als Gast an dieser Zeremonie teilnehmen. Guy Dockendorf, inzwischen im wohlverdienten Ruhestand, wich dann auch an diesem letzten Abend in Luxemburg keinen Schritt von Klaus Johannis‘ Seite.

In der weiteren Ansprache kamen dann auch die guten persönlichen Beziehungen zwischen Luxemburgern und Rumänen weiter zur Sprache. Rumänen haben sich in Luxemburg vor allem in der Informatik und in Gesundheitsberufen fest etabliert, sie machen mittlerweile die zehntgrößte EU-Bevölkerungsgruppe im Großherzogtum aus. Mit keinem Satz ging Klaus Johannis allerdings auf die historischen Beziehungen und die Sprachverwandtschaft zwischen Siebenbürger Sachsen und den Luxemburgern ein, die in Luxemburg in den letzten Jahren von einer Reihe von Historikern eher kritisch gesehen werden. Lediglich als die Arie aus dem „Feierwon“ von Michel Lentz „Mir wëlle bleiwe wat mir sinn“ meisterhaft von dem rumänischen Meistertenor Silviu Alexandru Mihăilă gesungen wurde, gingen die Emotionen bei den Luxemburgern für einen Augenblick hoch; auch Klaus Johannis und seiner Frau Carmen waren die Emotionen anzumerken. Der Staatsbesuch, als er schon fast an seinem Ende angelangt war, wurde dann doch zu so etwas wie einem großen Wiedersehen von Seelenverwandten. Auch unter den Rumänen waren viele aus Siebenbürgen, Vertreter aller dort lebenden Nationalitäten, die ihrem Staatsoberhaupt für ganz Rumänien dieselbe erfolgreiche Hand wünschten, die er 14 Jahre lang als Bürgermeister von Hermannstadt bewiesen hatte. Sichtlich gerührt und nach einem Bad in der Menge seiner Landsleute verließ das rumänische Präsidentenehepaar viel später die Szenerie, als Großherzog Henri, dessen Ehefrau, Großherzogin Maria Teresa, aus familiären Gründen, wie es vom großherzoglichem Hof verlautete, nicht an dem Staatsbesuch teilnehmen konnte. Vor dem großherzoglichen Palast fand dann die Abschiedszeremonie des Staatsbesuches statt.

Bodo Bost

Schlagwörter: Johannis, Staatsbesuch, Rumänien, Luxemburg, Europäische Union, Kulturhauptstadt

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