16. November 2000

Altbundesobmann Oswald Teutsch gestorben

Dr. Oswald Teutsch, Altbundesobmann der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich und Ehrenobmann des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien, ist am 31. Oktober 2000 in Wien Simmering zur ewigen Ruhe gebettet worden. Der 89-Jährige war am 13. Oktober den Folgen eines Schlaganfalls erlegen.
Im Kreis von Angehörigen, Freunden und einer Fahnenabordnung des Wiener Vereins sprach im Namen der Landsmannschaft sein einstiger Amtsnachfolger und heutige Bundesobmannstellvertreter Dr. Roland Böbel Worte des Gedenkens.
Im Persönlichkeitsbild und im Wirken, im Lebenslauf und Lebenswerk des Verstorbenen spiegeln sich in hohem Maße die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen im Schicksal der Siebenbürger Sachsen in den Jahren vor, während und nach dem Krieg. Denn "Ossi" Teutsch verkörperte den heute immer seltener werdenden Typus des sächsischen Intellektuellen, der von Jugend an mit Selbstverständlichkeit, Fachwissen, Energie und Fleiß einen Teil seines Lebens den Aufgaben des sächsischen Volkes widmete.
Teutschs Weg in die gemeinschaftliche Verantwortung war gradlinig. Am 9. Oktober 1911 in Klausenburg geboren, erfolgte der Schulbesuch in Kronstadt, wo Teutsch Präfekt des Coetus Hinterii war, danach das Studium der Rechtswissenschaften in seiner Geburtsstadt und der Volkswirtschaft in München. Während dieser Jahre war Teutsch aktiv in der Jugend- und Arbeitslagerbewegung und als Vorsitzender des Bundes Deutscher Akademiker in Rumänien (BDAR) tätig. Nach dem Doktorat wurde der junge Jurist als Rechtspraktikant Mitarbeiter des deutschen Senators Hans Otto Roth in Bukarest und von da 1940 zum Leiter des Amtes für Wirtschaft der Deutschen Volksgruppe in Rumänien berufen.
Auch nach ihm griff der Krieg. Im rumänischen Heer erlebte er den Russlandfeldzug 1941 mit, rückte 1943 zum deutschen Militär ein und wurde 1944 in Nordfrankreich verwundet. Bei Kriegsende landete er in Tirol und kam 1951 über Graz nach Wien, wo er sich in der Wirtschaft eine Existenz aufbaute und sich vielfältig den Aufgaben des dortigen traditionsreichen Vereins der Siebenbürger Sachsen widmete. Als dessen geschäftsführender Obmann von 1957 bis 1960 und dann als Bundesobmann der Landsmannschaft von 1962 bis 1971 bewies Oswald Teutsch stets Augenmaß für die politischen Realitäten auf dem Wiener Parkett und verschaffte mit dem ihm eigenen Stil, durch Kompetenz und Zuverlässigkeit unserer Gemeinschaft hohes Ansehen bei Behörden und in der Öffentlichkeit. Neben den vielen Anliegen einer konsequent vertretenen Integration der Siebenbürger Sachsen in Österreich legte er großen Wert auf regelmäßige Absprachen und Abstimmungen der sächsischen Probleme mit seinem Amtskollegen in Deutschland, ebenso wie er sehr auf eine korrekte Distanz zu den damaligen rumänischen kommunistischen Stellen bedacht war. Mitte der achtziger Jahre organisierte er eine Spendenaktion für die Schwarze Kirche in Kronstadt und arbeitete bis in die letzten Lebensjahre an einer sozialwissenschaftlichen Studie im Rahmen der Südostdeutschen Volks- und Heimatforschung.
Bei allem Umfang der Zusammenhänge zwischen dem Lebenswerk des Verstorbenen und dem Schicksal der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft in Österreich ist in unseren Reihen der persönliche Schmerz um den Heimgang von Oswald Teutsch doch der tieftste. Denn wir haben in ihm nicht nur eine Führungspersönlichkeit von hohem Rang verloren, die Beispiel war und Maßstäbe setzte, sondern auch einen hilfsbereiten, warmherzigen Menschen und Freund. Mit diesen Empfindungen wendet sich Frau Gertrude Teutsch, die den Gatten wochenlang und bis zur letzten Stunde liebevoll betreut und gepflegt hat, unser aufrichtiges Beileid zu.

Fritz Frank

Schlagwörter: Nachruf, Verbandsleben

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