4. Februar 2010

Pionier des modernen Forstwesens Siebenbürgens

Der Forstmeister Eduard Zaminer (1835 bis 1900) wurde vor 175 Jahren in Kronstadt geboren. Er entstammt einer alten und traditionsreichen Bodesie-Erzeugerfamilie (Hersteller indigoblau gefärbter Leinwand, die wir heute noch als Arbeitsschürzen aus Südtirol kennen).
Der Stammvater der Familie, Veit Zaminer (1736-1812), wurde zur Zeit Maria Theresias (1740-1780) aus Glaubensgründen 1752 aus Kärnten nach Siebenbürgen zwangsdeportiert. Sein Nachkomme Eduard Zaminer wurde am 26. Januar 1835 in Kronstadt geboren und sollte den Familienbetrieb (Weberei und Färberei) weiterführen. Da dieses Handwerk nach 1848, mit dem Aufkommen einer modernen Textilproduktion, immer weniger ertragreich wurde, entschloss sich der junge Zaminer, eine akademische Laufbahn anzustreben.

Nach dem Abitur am Honterus-Gymnasium studierte er 1854 bis 1857 Forstwirtschaft an den führenden Universitäten und Forstakademien jener Zeit (München, Tübingen, Tharandt bei Dresden und Schemnitz im damaligen Nordungarn, heute Slowakei). Als Forstadjunkt trat er 1857 in den Forstdienst seiner Vaterstadt Kronstadt (Revier Geist) ein, um 1858 zum substituierenden Förster im Revier Tömösch ernannt zu werden. In der Zeitspanne 1860 bis 1870 war er in Krebsbach tätig, wo er den Grundstein für eine Forellenteichwirtschaft legte; es war die erste Forellenzuchtanstalt Siebenbürgens und des heutigen Rumänien. 1870 schied er aus dem städtischen Dienst aus und erstellte als Privatmann verschiedene Fachgutachten. Als Forstmann und Pionier der künstlichen Forellenzucht war Zaminer an der Erarbeitung des ungarischen Forstgesetzes von 1879 beteiligt.

Als vielseitig erfahrener Forstmann erhielt er 1871 seitens des ungarischen Ministeriums für Ackerbau, Gewerbe und Handel Budapest ein Reisestipendium. Seine Studienreise führte ihn nach Oberungarn, Österreich, Frankreich und Deutschland. Nach seiner Rückkehr wurde Zaminer 1873 zum städtischen Oberförster seiner Vaterstadt gewählt, um 1878 zum städtischen Forstmeister ernannt zu werden. In dieser Zeit baute er die Forellenzuchtanstalt in Krebsbach nach einem aus Freiburg im Breisgau stammenden Modell zur damals modernsten ihrer Art in ganz Ungarn auf. Als Leiter des waldreichen städtischen Forstamtes Kronstadt (80 175 Hektar) erwarb er sich große Verdienste um die Wiederaufforstung der einst aus strategischen Gründen kahl gehaltenen Berghänge sowie um die Pflege und Verjüngung der Bestände. Er war auch ein Pionier der flächigen Einbringung fremdländischer Baumarten (Exoten). Seine diesbezüglichen Erfolge wurden in der damals führenden deutschen Fachzeitschrift „Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung“ Frankfurt a. M. (1898) anerkennend gewürdigt.

Nach dem Bau der Eisenbahnlinie über den Predealpass in das damalige Königreich Rumänien unternahm Zaminer 1880 eine Handels- und Erkundungsreise, um den Holzexport in die bedeutenden Donauhäfen Galați und Brăila zu steigern. Dank Zaminer lieferte das Forstamt Kronstadt u. a. die nötigen Holzsortimente zum Bau des Königsschlosses Peleș in Sinaia. Neben seiner vielseitigen beruflichen Tätigkeit, war er auch Mitbegründer mehrerer bedeutender Vereine: Siebenbürgischer Alpenverein 1873, Verein der Kronstädter Kommunalwaldheger zur Pensionierung der Witwen und Waisen 1874, sowie des Kronstädter Verschönerungsvereins 1880 (naturschützerische Tätigkeit); hinzu kamen 1880 der Siebenbürgische Karpatenverein (mit Sitz in Hermannstadt) und 1883 der Kronstädter Jagdverein (einer der ersten dieser Art im heutigen Rumänien).

Auch als Fachschriftsteller war E. Zaminer sehr aktiv und erfolgreich. Von wissenschaftlicher Bedeutung sind die beiden Arbeiten: „Komitat Kronstadt mit Rücksicht auf seine geologische Beschaffenheit, Bevölkerungs-, Boden- und insbesondere Forstkulturverhältnisse“, Kronstadt 1885, und „Geschichte des Waldwesens der kön. freien Stadt Kronstadt“, 1891 (490 Seiten). Letzteres Werk ist von besonderer forsthistorischer Bedeutung für die Forstgeschichte Gesamtsiebenbürgens und ist auch die erste Arbeit dieser Art für das Forstwesen Rumäniens.

Infolge einer Hirnembolie verlor Zaminer 1889 das Sprachvermögen, das sich nur allmählich wieder einstellte, so dass er weiterhin schriftstellerisch aktiv bleiben konnte. 1893 trat er als Pensionist in den wohlverdienten Ruhestand. Sieben Jahre darauf, am 8. Juni 1900, verstarb er in der Stadt unter der Zinne.

Unsere Anforderungen an Wald und Holz haben sich in den letzten 100 Jahren zum Teil wesentlich gewandelt. Neue Erkenntnisse im Beruf des Forstmannes sowie das oft kurze menschliche Gedächtnis haben die Erinnerung an Eduard Zaminer in den Hintergrund gedrängt. In der rumänischen Fachliteratur findet der Pionier des modernen Forstwesens Siebenbürgens leider keine Erwähnung. Doch die zum Teil noch urigen Waldungen, die wie ein grüner Kranz die Stadt unter der Zinne umgürten, zeugen heute noch vom erfolgreichen Wirken dieses verdienstvollen Forstmannes und Naturschützers. Die Studenten der heutigen Forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kronstadt haben ein reiches und vielfältiges Lehr- und Forschungsgebiet in den von Eduard Zaminer ins Leben gerufenen Waldungen.

Dipl.-Forstw. Rudolf Rösler

Schlagwörter: Forstmann, Kronstadt

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