10. Oktober 2009

Jahrestagung des AKSL: Kulturgeschichte des Weinbaus

Am 19. September öffnete die Universität der südpfälzischen Stadt Landau ihre Tore für die Jah­resversammlung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e. V. Heidelberg. Das Thema der Tagung, „Kulturgeschichte des Weinbaus in Siebenbürgen und in der Pfalz“, brachte Mitglieder und Freunde des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde und des Pfälzer Historischen Vereins sowie andere am Thema interessierte Gäste zusammen. Rund um die Jahrestagung fanden auch verschiedene Arbeitstreffen statt. So tagte im Vorfeld der Ta­gung der Vorstand des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde, zog Bilanz über die Tätig­keit seit der letzten Jahrestagung und beriet über weitere Arbeiten und Vorhaben. Im Anschluss an die Jahrestagung des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde fanden am Sonntag, dem 20. September, die Jahresversammlung der „Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek“ und die 50. Sitzung des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates statt.
Dr. Ulrich Wien, Akademischer Oberrat am Institut für Evangelische Theologie der Universi­tät Landau und Vorsitzender des Arbeitskreises für Sie­benbürgische Landeskunde, begrüßte die Ta­gungsteilnehmer und stimmte als Gastgeber mit einleitenden Worten über Landau, die größte Weinbau treibende Gemeinde Deutschlands, und ihre Geschichte, auf die Vorträge ein.

Zum „Weinbau an Mosel und Rhein – von der Antike bis heute: eine Kulturgeschichte“ sprach der Weinbaufachmann Dr. Fritz Schumann aus Ungstein/Bad Dürkheim. In einem weit gespann­ten Bogen führte er durch die Geschichte des pfälzischen Weinbaus. Vom römischen Weinhof in Ungstein/Pfalz über die Darstellung des Wein­baus in römischen Mosaiken, zum mittelalterlichen Weinbau mit seinen spezifischen Geräten und schließlich dem modernen Weinbau mit weitgehender Mechanisierung, zeichnete er mit an­schaulichen Bildern die Entwicklung des Weinbaus in der Pfalz im Laufe der Jahrhun­der­te auf.

Im Anschluss stellte Gerhardt Binder (Sulz­bach bei Mosbach) eine Karte des Weinbaus in Siebenbürgen auf der Grundlage der Josephini­schen Landesaufnahme (Ende 18. Jahrhundert) vor, die als Ergänzung der Reihe thematischer Karten in seinem 2006 erschienenen „Histo­risch-geographischen Atlas von Siebenbürgen“ gedacht ist. Darauf zeichnen sich die Kernge­bie­te des Weinbaus mit deutlichen Schwerpunkten in den warmen Hanglagen des klimatisch be­günstigten Kokelgebiets, des „Weinlandes“ an der Großen und Kleinen Kokel, ab.

In seinem Vortrag „Weinbau in Siebenbürgen – Geschichte und Gegenwart. Herausforderun­gen der Weinbereitung heute“ führte Dr. Georg Binder (Neustadt/Weinstraße) durch die Wein­baugebiete Siebenbürgens und erläuterte an­hand anschaulicher Bilder und Graphiken die Entwicklung des Weinbaus. Dabei ging er auch auf die derzeitige Situation in den Weinbauge­bieten Siebenbürgens ein, in denen die Wein­berge nur noch eine geringe Dichte aufweisen. Diese Veränderungen sind, so Dr. Binder, auf den Mangel an Arbeitskräften zurückzuführen und zeigen sich deutlich in der Verunkrautung und Verwilderung sowie der fortschreitenden Verbu­schung der Weinberge. Nicht unerwähnt blieben auch andere bekannte Weinbaugebiete Rumä­niens wie beispielsweise das von Cotnari in der Moldau und Murfatlar in der Dobrudscha. Die Neuanlage von Weinbergen nach modernen Vor­gaben könnte eine Wende im siebenbürgischen Weinbau einleiten. Nicht un­er­wähnt blieben auch die Pioniere des Großweinbaus in Sieben­bürgen, die Ende des 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhun­derts eine herausragende Rolle gespielt haben. Unter ihnen nannte Dr. Binder Michael Ambrosi (1862-1933), Friedrich Caspari (1858-1935), Mi­chael Ambrosi jun. (1880-1940), Stefan Fronius (1876-1935) und Michael Acker (1861-1932).
Dr. Ulrich Wien, AKSL-Vorsitzender, mit Dr. Fritz ...
Dr. Ulrich Wien, AKSL-Vorsitzender, mit Dr. Fritz Schumann, Weinbaufach­mann aus Neustadt an der Weinstraße, bei der AKSL-Jahrestagung in Landau.
Im Anschluss an die Vorträge, deren positive Resonanz auch den regen Diskussionen zu entnehmen war, fand die jährliche Mitgliederver­sammlung des AKSL statt. Nach einem Geden­ken an die im letzten Jahr verstorbenen Mit- glieder, folgte der von Dr. Ulrich Wien, dem Vor­sitzenden des Arbeitskreises vorgetragene Re­chenschafts­bericht. Ihm schloss sich der Bericht der Geschäfts­führerin des Siebenbürgen-Instituts, Dr. Annemarie Weber, an. Es folgten die Be­richte der Her­ausgeber der Schriftenrei­hen und Re­dakteure der Zeitschriften, Kassenbe­richt, Bericht der Kassen­prüfer, Aus­sprache und Entlastung des Vorstandes.

Aus allen Berichten ging die rege Tä­tigkeit des Ar­beitskreises hervor, die Vielzahl der Projekte, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurden, und die breit gefächerten Aufgaben, die in der Geschäftsstelle des Siebenbürgen-Insti­tuts gelöst werden müssen. Einen besonderen Dank sprach der Vorsitzende allen Mitarbeitern und Mitarbei­terinnen in der Geschäftsstelle in Gun­delsheim aus, die in vielen Fällen nicht entsprechend entlohnt werden können und sich dennoch mit viel Engagement für die gute Durchführung aller Aufgaben einsetzen. Er wies auch auf die erfreu­liche Mitgliederentwicklung hin, die sich mit dem Eintritt jüngerer Interessenten abzeichnet. Der Vorsitzende unterstrich die Bedeutung der Bewahrung der Kontinuität zwischen der älteren und der jüngeren Generation. Angesichts der vielen Vorhaben sei es nötig, neue Kräfte he­ranzuziehen. Auch aus dem Bericht von Dr. Weber wurde die Vielfalt der Aufgaben im Sie­benbürgen-Institut deutlich, die in ihrem Umfang nur durch Unterstützung vieler Spender gesichert werden kann. Nicht unerwähnt blieben die vielen Publikationen des Arbeitskreises und die geplanten Veröffentlichungen, für deren Aus­arbeitung und Fertigstellung die Herausgeber und Redakteure viel ehrenamtliches Engage­ment mitbringen. Schließlich wurde eine Vor­schau auf die weiteren wissenschaftlichen Ta­gungen des Arbeitskreises geboten, wobei die nächste vom 24. bis zum 26. September 2010 in Jena stattfinden wird.

Ein krönender Abschluss des Tages war die Vorstellung und Probe von acht Pfälzer Weinen hoher Qualität und von einigen Weinen aus Rumänien. Dabei stellte der junge Winzer Philip Hochdörfer vom Kernling Hof, dem Weingut von Ludwig und Philip Hochdörfer aus Landau-Nuß­dorf, Weine des familieneigenen Weinguts vor. Der ehemalige Schüler von Dr. Georg Binder lieferte Erklärungen zur Herstellung der Weine, vom Zeitpunkt der Lese, über Verarbeitung bis hin zur Abfüllung und Lagerung und bot dadurch ein anschauliches Bild praktischer Weinkunde, das der Probe jedes angebotenen Weines vor­ausging. Dr. Binder stellte zwei Weine aus dem Weinbaugebiet Seiden (Kokelgebiet) sowie einen Cotnari aus der Moldau vor. Weinkostprobe und Abendbüfett wurden von musikalischen Einlagen begleitet, die der Pfälzische Posaunendienst der Evangelischen Kirche der Pfalz darbot.

Den Organisatoren, Vortragenden, Musikern und den vielen Helfern zum guten Gelingen der Ta­gung gilt auch auf diesem Wege der herzliche Dank aller Teilnehmer.

Erika und Eckbert Schneider

Schlagwörter: AKSL, Tagung, Weinbau

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