20. August 2009

Geschichte der Szekler in Siebenbürgen

Der Band „Die Szekler in Siebenbürgen. Von der privilegierten Sondergemeinschaft zur ethnischen Gruppe“ fasst die Ergebnisse einer internationalen Tagung des Arbeitskreises zusammen, die 2006 im Szekler Nationalmuseum in Sankt Georgen (Sfântu Gheorghe) stattfand.
Zu den 13 Tagungsbeiträgen von Wissenschaftlern aus Rumänien, Ungarn und Deutschland wurden zwei Beiträge zusätzlich aufgenommen: ein einleitender Überblick über die Geschichte der Szekler sowie ein Beitrag zur Problematik der jüngeren archäologischen Forschung.

Der einleitende Beitrag von Sándor Pál-Antal umreißt die Geschichte der Volksgruppe. Man erfährt, dass die Szekler seit dem Mittelalter als eine der drei ständischen „nationes“ auf dem Gebiet des heutigen Siebenbürgen leben. Immer noch, so Pál-Antal, streiten die Forscher über die Herkunft dieses Volkes. Von wem die Szekler abstammen, könne aus archäologischer Sicht schwer beantwortet werden, schreibt Adrian Ioniță, da keine neuen Grabungen stattfänden und ältere Funde teilweise seit Jahren auf ihre Auswertung warteten. Ausgewertet wurden dagegen Gerichtsreporte und Zensusdaten der einzelnen Szeklerstühle, die in neuen Ausgaben der Reihe „Szekler Urkundenbuch“ veröffentlicht wurden. Ein Beitrag von Gernot Nussbächer über den Urkundenbestand des Archivs der Honterusgemeinde in Kronstadt rundet den Quellenteil ab.

Der der Forschung gewidmete zweite Teil des Buches beginnt mit Informationen über die Forschung zur Herkunft der Szekler von Zoltán Kordé. Er argumentiert gegen gängige Thesen, indem er beispielsweise die Meinung vertritt, dass die Szekler wolgabulgarischer Abstammung sein könnten, die sich den Magyaren als untergeordneter Stamm mit militärischen Aufgaben angeschlossen haben. Weitere Beiträge beleuchten die Entstehung der besonderen Gruppenprivilegien sowie administrative und gesellschaftlich-politische Aspekte. Diese reichen von der Herausbildung der Szeklerstühle über eine Typologie des Szekleradels bis hin zu Fragen der städtischen Verwaltung und Gerichtsbarkeit. Die abschließenden drei Beiträge behandeln die Geschichte der Volksgruppe im 19. Jahrhundert. Ákos Egyed beschreibt den Verlust der Freiheitsrechte der Szekler Nation, die eine Folge der – im Szeklerland verspätetet eintretenden – Modernisierung ist und für die Bewohner eine soziale und wirtschaftliche Bewährungsprobe darstellt. Abgeschlossen wird der Band von einer zusammenfassenden Darstellung der Szeklergeschichte durch Gustáv Mihály Hermann.

Das Buch gibt einen interessanten Einblick in die jüngere Forschungshistorie der Szekler Siebenbürgens. Der Herausgeber des Bandes, Dr. Harald Roth, ist Mitarbeiter des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Potsdam und ein ausgewiesener Kenner der siebenbürgischen Geschichte. Er hat eine insbesondere für Historiker lesenswerte Wissenssammlung über ein bisher in der deutschsprachigen Siebenbürgenforschung vernachlässigtes Kapital zusammengestellt. Das Buch ist in erster Linie ein Gewinn für deutschsprachige Historiker. Aber auch denjenigen Lesern, die sich ein umfassendes Bild über die Geschichte Siebenbürgens verschaffen wollen, bietet das Buch viele Details über Siedlungs-, Lebens- und Machtverhältnisse der Szekler. Leserfreundlich sind die kurzen Zusammenfassungen auf Englisch und Ungarisch am Ende jedes Beitrags.

Holger Wermke

Harald Roth (Hrsg.): „Die Szekler in Siebenbürgen. Von der privilegierten Sondergemeinschaft zur ethnischen Gruppe“, Tagungsband, Siebenbürgisches Archiv Bd. 40 im Böhlau Verlag, Böhlau, Köln u.a. 2009, 280 Seiten, 27,90 Euro, ISBN 978-3-412-20240-8.

Schlagwörter: Rezension, AKSL, Ungarn

Bewerten:

47 Bewertungen: ++

Neueste Kommentare

  • 20.08.2009, 17:48 Uhr von bankban: Also was? [weiter]
  • 20.08.2009, 17:03 Uhr von pedimed: Auf Grund des nichtverwendeten "Rrrrr" in der szeklerischen Sprechweise deute ich das die Szekler ... [weiter]

Artikel wurde 2 mal kommentiert.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.