22. Dezember 2023

Tipps und Erkenntnisse der Bundeskulturreferent/innentagung in Bad Kissingen

Auf die Frage, was ein Ehrenamt attraktiv mache, fanden wir schnell Antworten: Spaß daran haben, Kontakte knüpfen, Wissen einbringen, Gestaltungsmöglichkeiten bekommen und Qualifikationen erwerben. Letztere sind insbesondere jungen Menschen wichtig. Hinzu kommt in der heutigen Zeit laut Umfragen noch das Interesse, das die Medien einem Thema widmen und das wiederum junge Menschen zum Engagement animiert, wie zum Beispiel bei der „Fridays for Future“-Bewegung. Gute Voraussetzungen für eine Tagung der Bundeskulturreferentin Dagmar Seck zum Thema „Generationenübergreifende Veranstaltungen“, angeleitet von der Referentin Ursula Erb, einer Expertin mit jahrzehntelanger Erfahrung im ehrenamtlichen Engagement. Im Folgenden einige Tipps und Erkenntnisse des Wochenendes vom 24. bis 26. November im Heiligenhof in Bad Kissingen.
Damit Menschen unterschiedlichen Alters gut zusammenarbeiten, ist es nützlich, weitere grundsätzliche Fakten zu kennen. Beispielsweise die Werte verschiedener Generationen, ihre Erfahrungen und Ansprüche, die unterschiedlich sind. Ebenso die Bedürfnisse: Während Kinder unter zehn Jahren besonderes Interesse an Geschichten anderer haben, grenzen sich die 10- bis 20-Jährigen in der Regel gegen Eltern und Erwachsene ab, suchen nach Identität, loten Grenzen aus und wollen die Welt verändern. Sie brauchen Distanz und Akzeptanz. Junge Erwachsene wollen die Welt gestalten, haben meist eine Doppelbelastung durch Familie und Karriere, also wenig Zeit für Ehrenamt, und brauchen Unterstützung. Die Erwachsenen um die 50 Jahre suchen neue Perspektiven und Sinn im Leben, während Menschen um die 60 gerne etwas ganz Neues machen, Weiterbildung anstreben, jedoch als Sandwich-Generation oft sowohl Kinder als auch Eltern unterstützen, somit auch sehr gefordert sind. Rentner/innen wollen gebraucht werden, suchen Anerkennung, während Hochbetagte eher betreut werden wollen und lieber genießen.
Generationsübergreifende Zusammenarbeit ...
Generationsübergreifende Zusammenarbeit bereichert die Tagung – und den Verband. Foto: Dagmar Seck
Somit erkennt man, dass Jugendliche zwischen 10 und 20 Jahren schwer zu motivieren sind. Und dass generationenübergreifende Begegnungen dann erfolgreich sind, wenn alle maximal voneinander profitieren. Leichter gesagt als getan!

Mitbestimmung bis zur Selbstverwaltung

Denn die Themen, die uns reizen, sind unterschiedlich: Junge Menschen, sagen die Umfragen, bevorzugen eher Projekte im Lebensumfeld, in Stadtteil, Umweltschutz, Nachhaltigkeit, respektvollem Miteinander, Sport, Bewegung und sie suchen einen Nutzen von ihrem Engagement, sind also an Zusatzqualifikationen interessiert. Ältere Menschen suchen eher Sinnstiftung, wollen Erfahrungswissen einbringen, Neues lernen. In unserem Verband kommt die häufig verspürte Pflicht hinzu, unsere Kultur zu bewahren und zu leben. Unsere Lebensläufe sind flexibler geworden, die Menschen mobiler, die Kommunikation offener. Gefragt sind transparente Entscheidungen, Mitbestimmung, Gestaltungsmöglichkeiten, auch bei den jungen Leuten. Pure Aufgabenzuweisungen wollen junge Leute nicht und Sätze wie „So haben wir es immer schon gemacht!“ sollten wir vergessen. Mitbestimmung bis zur Selbstverwaltung werden eingefordert. Je höher der Beteiligungsgrad, umso mehr Spaß haben Jung und Alt im Ehrenamt. Mit diesem Wissen wurden praktische Aufgaben in kleinen Teams ausgearbeitet und die Ergebnisse dem Plenum vorgestellt.

Attraktivität der Veranstaltungen erhöhen

Schon die Einladung sollte attraktiv sein: den Titel interessant gestalten, Emotionen mit reinpacken, Schlagwörter verwenden, die Aufmerksamkeit erregen (zum Beispiel „Hüpfburg“, um Kinder anzulocken, „Kreatives Gestalten“, „Spiele für Jung und Alt“, „Kulinarik up to date“). Wichtig auch, dass die Einladung möglichst viele Personen erreicht, also verschiedene Kanäle der Verbreitung verwenden (Plakat, Zeitung, Flyer, diverse Social-Media-Kanäle). Organisatoren und Gäste möglichst beteiligen, wie etwa Schulprojekt von Jugendlichen einbauen, Chor/Singgruppe dazu anhalten, auch gemeinsam mit dem Publikum Lieder zu singen, oder Sketche aufführen lassen, die ursprünglich in ganz anderem, beispielsweise privatem Kontext entstanden sind. Künstlerische Überraschungen anbieten, beispielsweise lokale Berühmtheiten, was auch neues Publikum anziehen könnte. Dank allen Helfer/innen aussprechen! Wenn wir jene sichtbar machen, die im Hintergrund mithelfen, wirkt das motivierend auch für zukünftige Helfer/innen.

Weiterhin wurde überlegt, mit welchen Themen Jugendliche zu Veranstaltungen gelockt werden können. Zum Beispiel Fotoworkshops, die im Vorfeld angeboten werden. Die Fotos könnten als Ausstellung vorgestellt und/oder für Plakate genutzt werden. Nach Back- und Kochseminaren könnte ein Lagerfeuer mit Geschichten und/oder mit Gesang angeboten werden. Zeitzeugen könnten in Schulen gehen und Geschichten erzählen, Jugendliche könnten in eigener Verantwortung, also mit eigener Gewichtung, Filmchen mit Zeitzeugen machen. Am besten fragt man Jugendliche ganz direkt: „Wie müsste die Veranstaltung aussehen, damit du kommst?“ Auch neue Seminarthemen wurden von den Teilnehmer/innen vorgeschlagen: Chorleiter- und Dirigentenseminare zwecks Fortbildung sowie Aufnahme der Gartenkultur in den Kreisgruppen, um alte siebenbürgische Baumkulturen zu erhalten oder Streuobstwiesen zu bewirtschaften.

Mitgliederwerbung

Mitgliederwerbung war bei der Tagung durchgehend ein wichtiges Thema. Da könnten Kinder als Magnet eingesetzt werden, für die man Bastelecken, Weihnachtsbacken oder Auftritte organisiert. Zu empfehlen sind direktes Ansprechen und auch Fragen an Veranstaltungsgäste wie etwa: „Wie würdest du diese Veranstaltung besser machen?“ Vor allem sollte man keine Untergangsstimmung verbreiten („…hat keinen Sinn mehr!“, „Diese Arbeit tut sich heute niemand mehr an!“ oder „Wenn ihr nicht Mitglied werdet, gibt es bald kein Kronenfest mehr.“), sondern Spaß an der Sache vermitteln. Positive Einstellung steckt an! Um Jugendliche zu gewinnen, sollte man ihnen Aufgaben zuteilen und die Verantwortung weitgehend abgeben. Dabei Zeit und Umfang klar definieren, hybride Sitzungen ermöglichen, die ganze Altersgruppe („Peergroup“) für ein Thema gewinnen, offen sein für externe Teilnehmer/innen oder Referent/ innen, zum Beispiel Musiker/innen, Tänzer/innen usw., unbedingt auf Qualität achten, etwa bei der Moderation, bei Sitzungen (gut vorbereitet und nicht zu lang) und immer wieder die bestehenden Strukturen überdenken.

Viele Impulse, die es sich lohnt, zu beachten. In der Abschlussrunde am Sonntag kamen dann zusammenfassende Aussagen der Teilnehmer/innen wie „Ich sehe, dass wir vieles verändern müssen!“, „Wir müssen echt die Sitzungen kürzer machen, um auch jüngere Leute zu gewinnen!“, „Wir sollten ständig dran arbeiten, um besser zu werden und nicht eingefahren zu sein!“, „Reichliche Infos, gebe ich gerne weiter!“ oder „Dieses Wochenende fand ich prima: mehrere Generationen, die Orga war straff, die Referentin angenehm!“

Im Namen der Teilnehmer/innen greife ich diese Aussage auf und danke der Referentin Uschi Erb für wertvolle Einsichten ins Ehrenamt allgemein sowie für ihre sympathische Art, mit der sie auf unsere Belange eingegangen ist, Dagmar Seck für die kompetente Organisation und erfrischende Moderation und dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen für die Förderung der Tagung aus Mitteln des bayerischen Sozialministeriums.

Doris Hutter

Schlagwörter: Kulturreferenten, Tagung, Bad Kissingen, Veranstaltungen, Jugendliche

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