12. November 2017
Horst Samson: BRIEF AN NOVALIS. EINE HOMMAGE
Formal haben wir es hier mit einem klassischen Rahmengedicht zu tun, es beginnt mit dem Himmel und endet in ihm! Es variiert und jazzt mit der Romantik, mit Novalis-Zitaten. Der Text basiert auf Notizen, geschrieben im Wohnmobil, im Herbst 2016, unterwegs auf Luthers Spuren, nach dem Besuch in Weißenfels am Denkmal im Park und in Novalis‘ Totenzimmer.
(26. Oktober 2017, Neuberg)
Horst Samson
BRIEF AN NOVALIS. EINE HOMMAGE
„Zu suchen haben wir nichts mehr –
Das Herz ist satt, die Welt ist leer.“
Novalis, Hymne an die Nacht
(In der Fassung der Handschrift)
Zerrupfter Himmel, Blume in Blau,
Sie ist nicht mehr
Zuständig, das Auge zu durchdringen,
Die Welt. Wir lesen von ihr nur
Noch auf Fetzen aus Wolken,
Auf Papier, Bildschirmen und in heiligen
Büchern. Welken, vergehen können –
Du und ich überall. Eine Klarinette rutscht
Rhapsodisch im Glissando
Die Tonleiter hoch. Wer horcht, der hört
Gershwin und sieht die Zeit
Im Zug der Kraniche. Ihr Flug, ihre Flucht
Ist wie eine herbstliche
Variation in B-Dur an Gott und die Weite
Über der Erde. Durch die „Blaue Stunde“
Der Fotografen fliegen sie
Schreiend als flüchteten sie vor
Göttlichem
Unrecht in die Dunkelheit. Darin
Verschwinden auch
Die Konturen, die Sprache
Der Landschaft, die der Mond
Dann zurück holt in sein Licht.
Er führt die Sterne an, führt sie
Richtung Süden. Und in der Nacht,
Dem berüchtigten Altar der Poesie, liegen wir
Hingestreckt und sehen
Dem Spektakel zu. Angezündet
Auf weißem Leintuch verglühen
Die erhitzten Körper, flackernd gleich
Kerzen und werfen sich als Schatten
An die Wände der Sehnsucht, die sucht
Und sucht, einsamer als je
Ein Einsamer war, während uns noch
Die Liebe berührt, der Tod schon
An uns saugt, das Leben in der Farbe Blau.
(2017, Weißenfels/Neuberg)
BRIEF AN NOVALIS. EINE HOMMAGE
„Zu suchen haben wir nichts mehr –
Das Herz ist satt, die Welt ist leer.“
Novalis, Hymne an die Nacht
(In der Fassung der Handschrift)
Zerrupfter Himmel, Blume in Blau,
Sie ist nicht mehr
Zuständig, das Auge zu durchdringen,
Die Welt. Wir lesen von ihr nur
Noch auf Fetzen aus Wolken,
Auf Papier, Bildschirmen und in heiligen
Büchern. Welken, vergehen können –
Du und ich überall. Eine Klarinette rutscht
Rhapsodisch im Glissando
Die Tonleiter hoch. Wer horcht, der hört
Gershwin und sieht die Zeit
Im Zug der Kraniche. Ihr Flug, ihre Flucht
Ist wie eine herbstliche
Variation in B-Dur an Gott und die Weite
Über der Erde. Durch die „Blaue Stunde“
Der Fotografen fliegen sie
Schreiend als flüchteten sie vor
Göttlichem
Unrecht in die Dunkelheit. Darin
Verschwinden auch
Die Konturen, die Sprache
Der Landschaft, die der Mond
Dann zurück holt in sein Licht.
Er führt die Sterne an, führt sie
Richtung Süden. Und in der Nacht,
Dem berüchtigten Altar der Poesie, liegen wir
Hingestreckt und sehen
Dem Spektakel zu. Angezündet
Auf weißem Leintuch verglühen
Die erhitzten Körper, flackernd gleich
Kerzen und werfen sich als Schatten
An die Wände der Sehnsucht, die sucht
Und sucht, einsamer als je
Ein Einsamer war, während uns noch
Die Liebe berührt, der Tod schon
An uns saugt, das Leben in der Farbe Blau.
(2017, Weißenfels/Neuberg)
Schlagwörter: Gedicht, Samson, Novalis
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