30. August 2013

Peter Maffays Manifest

Das erste Buch des Sängers Peter Maffay, der heute 64 Jahre alt wird, hat nur 128 Seiten, aber es ist ein Manifest: für den Schutz von Kindern und ihr Recht auf Zuwendung, Geborgenheit, Nahrung, ein Zuhause, Liebe. Selbstverständlichkeiten, die für viele Kinder nicht selbstverständlich sind und die Maffay, der „Getriebene“, möglich machen möchte. Seine Schutzräume für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Deutschland, auf Mallorca und im siebenbürgischen Radeln sind Ausdruck dieses Bestrebens und „Tankstellen für die Seelen“.
Der am 30. August 1949 in Kronstadt geborene Sänger erzählt von seiner Kindheit und frühen Jugend in Siebenbürgen bis zur Ausreise 1963, vom Ankommen in Deutschland und davon, dass Heimat für ihn an Gefühlen festgemacht wird und nicht an Orten. Die Familie – seine Eltern, Ehefrau Tania und Sohn Yaris – war und ist für Maffay ein Schutzraum und ein Rückzugsort, ebenso wie die selbst erbaute Kapelle auf Mallorca in der Nähe seiner Finca. Dass man sich auf Gott einlassen muss, hat er erst im reiferen Alter begriffen, und die eigene Kapelle, die er regelmäßig mit Blumen schmückt, ist so zu einem weiteren Schutzraum für ihn geworden, sie ist ein Ort zum Durchschnaufen, Innehalten, Kraft tanken. Als dritten Schutzraum sieht Maffay seine Band. Manche der Musiker begleiten ihn seit mehreren Jahrzehnten, so dass auch nach Wochen und Monaten ohne Aufeinandertreffen sofort eine vertraute Atmosphäre herrscht, wenn die Bandmitglieder, die in verschiedenen Ländern, sogar auf verschiedenen Kontinenten leben, zu Proben oder Konzerten zusammenkommen. Dazu trägt auch das gemeinsame soziale Engagement über die Musik hinaus bei.

Ein zentrales, immer wiederkehrendes Moment im Buch und im Leben Peter Maffays sind Begegnungen: zum einen mit Prominenten, die ihn bei seiner Arbeit finanziell und ideell unterstützen, zum anderen mit den Kindern und Jugendlichen, denen er helfen kann. Diese berührenden Augenblicke sind Bestätigung und Lohn für seine ehrenamtliche Tätigkeit und sorgen nicht nur bei ihm, sondern auch beim Leser manches Mal für Gänsehaut. Bei Maffay führten sie auch zum Projekt „Begegnungen – Eine Allianz für Kinder“. KünstlerInnen aus der ganzen Welt, die sich auf humanitärem, sozialem oder karitativem Gebiet stark machen, haben ihn getroffen, mit ihm gesungen, ein Netzwerk geschaffen, um einen Austausch zu ermöglichen und effektiver zu helfen. Die 2006 erschienene gleichnamige CD zeigt die Vielfältigkeit dieses Projekts.
Die Geschichte der Peter Maffay Stiftung ist ebenso Thema des Buchs wie die Reise in die Vergangenheit, nach Siebenbürgen, die im „Schutzraum für Kinder“ in der Kirchenburg Radeln ­ihren Höhepunkt gefunden hat. Maffays Annäherung an die frühere Heimat geschah zögerlich, führte aber sehr schnell nach dem ersten Rumänienbesuch 2008 gemeinsam mit Vater Wilhelm Makkay zu dem Entschluss, sich auch dort für junge Menschen zu engagieren. Dank der Unterstützung von Susanne Kastner, MdB, Vorsitzende des Deutsch-Rumänischen Forums, Lazăr Comă­nescu, Botschafter Rumäniens in Deutschland, des Bischofs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Christoph Klein, und dessen Nachfolger Reinhart Guib sowie zahlreicher Sponsoren, Mitarbeiter und Freunde konnte im Sommer 2011 das ehrgeizige Projekt in Radeln eingeweiht werden, das seitdem wächst und gedeiht. (Über die Einweihung berichtete die Siebenbürgische Zeitung in Folge 12 vom 31. Juli 2011.)
In neun Kapiteln erzählt Maffay – der Sohn, der Vater, der Musiker, der Manager, der Aktivist, der „Getriebene“ – von dem, was ihn bewegt, was er bisher bewegt hat und was er noch bewegen möchte. Zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotos illustrieren sein Engagement, für das er vielfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und der Martin Buber-Plakette. Und was hat es mit dem 9. Ton auf sich? Peter Maffay gibt Auskunft: „Der 9. Ton ist der gute Ton. Dieser 9. Ton steht für respektvolles Zusammenspiel, dafür, dem anderen Raum zu geben, sich entfalten zu können, sich gegenseitig zu motivieren, Experimente zu wagen und gemeinsam zu siegen. (...) Der 9. Ton ist eine nie endende Herausforderung, eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen, und es gibt dazu keine Alternative. (...) Der 9. Ton ist der gemeinsame Nenner, den wir Menschen haben, das ideale Bindemittel in unseren Gesellschaften.“
So ist dieses erste Buch von Peter Maffay nicht nur ein Manifest, sondern auch ein Mantra: für Respekt im Miteinander und eine bessere Welt, an der alle gemeinsam arbeiten müssen.

Doris Roth

Peter Maffay, „Der 9. Ton. Gedanken eines Getriebenen“, Kösel-Verlag, München, 2013, 128 Seiten, 12,99 Euro, ISBN 978-3-466-37059-7
Der neunte Ton: Gedanken eines
Peter Maffay
Der neunte Ton: Gedanken eines Getriebenen

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Schlagwörter: Maffay, Rezension

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Neueste Kommentare

  • 30.08.2013, 21:53 Uhr von Fabritius: Zum heutigen Geburtstag wünsche ich Peter Maffay VIEL GESUNDHEIT, UNGEBROCHENE SCHAFFENSKRAFT ... [weiter]

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