23. September 2012

Zum 125. Todestag von Johann Ludwig Neugeboren (1806-1887)

Johann Ludwig Neugeboren gehört zu den bedeutenden siebenbürgischen Naturforschern des 19. Jahrhunderts und zu den Gründungsmitgliedern des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt. Durch seine grundlegenden Arbeiten über die Tertiärfauna Siebenbürgens war er ein international anerkannter Paläontologe seiner Zeit. Seine umfangreiche siebenbürgische Fossiliensammlung mit den 124 Typen der von ihm beschriebenen fossilen Tier- und Pflanzenarten bildet auch heute einen wertvollen Teil der Sammlungen des Naturwissenschaftlichen Museums in Hermannstadt.
Johann Ludwig Neugeboren wurde am 2. August 1806 als Sohn des Stadtpfarrers Daniel Georg Neugeboren in Mühlbach geboren. Nach seiner Reifeprüfung in Hermannstadt studierte er von 1828-1831 Theologie und Naturwissenschaften in Wien. Seit 1834 war er Lehrer am Brukenthal-Gymnasium und seit 1835 auch Bibliothekar und Kustos am Brukenthalmuseum. 1839 veröffentlichte er das erste Heft für Mineralogie von seinem „Lehrbuch der Naturgeschichte Siebenbürgens“. 1840 wurde er Klosterprediger und 1848 Stadtprediger in Hermannstadt. 1862 wählte ihn die Kirchengemeinde Freck als Pfarrer, wo er als solcher bis 1885 wirkte. Gleichzeitig war er seit 1842 auch als Naturforscher und Paläontologe erfolgreich tätig. 1885 übersiedelte er nach Hermannstadt, wo er am 20. September 1887 im Alter von 82 Jahren starb.

Ludwig Neugeboren (1806-1887). Archiv: Dr. H. ...
Ludwig Neugeboren (1806-1887). Archiv: Dr. H. Heltmann
Als Gymnasiallehrer unterrichtete er seit 1834 Mineralogie und Geologie. Gleichzeitig widmete er sich als Kustos der Brukenthalschen Sammlungen (seit 1835) zunächst der Vermehrung und Neuaufstellung der hier vorhandenen Mineraliensammlung, von der er auch einen dreibändigen Katalog anlegte. Als Besorger und Betreuer dieser Sammlungen veröffentlichte Neugeboren seit 1842 vorerst mineralogisch-geologische Arbeiten, wie die „Goldstufen des Brukenthalschen Museums in Hermannstadt“, und danach Beiträge über die Geschichte siebenbürgischer Bergwerke und über die Geschichte der mineralogisch-geologischen Forschungen in Siebenbürgen. 1844 erschien von ihm das erste gedruckte Verzeichnis von einem weiteren Teil dieser Sammlungen unter dem Titel „Die Gemäldegalerie des freiherrlichen von Brukenthalschen Museums in Hermannstadt“, wobei er in der Einleitung dieser Veröffentlichung auch Angaben zur Bibliothek und der Mineraliensammlung dieses Museums mitteilte.

Nach 1846 widmete sich Neugeboren über Jahrzehnte mit viel Eifer und Erfolg hauptsächlich paläontologischen Untersuchen in Siebenbürgen. Im Zuge dieser Arbeiten förderte er an verschiedenen Lagerstätten Siebenbürgens und des Banats die fossilen Reste von tertiären Säugetieren, Fischarten, Weichtieren, Foraminiferen (Kammerlinge) und Pflanzenarten zutage und beschrieb sie in zahlreichen Abhandlungen. Von seinen insgesamt 58 Veröffentlichungen, von denen der Großteil in siebenbürgischen Zeitschriften erschienen ist, befassen sich 40 mit den fossilen Arten der Tertiärfauna und -flora Siebenbürgens. Mehrere Beiträge sind von ihm auch in den Wiener Zeitschriften „Haidingers Berichte …“, dem „Jahrbuch für Mineralogie“ und dem Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt“ sowie der „Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin“ erschienen.

Mit zahlreichen ausländischen Fachkollegen stand Neugeboren in reger Beziehung und erhielt von ihnen wertvolle Unterstützung in der Auswertung seiner Untersuchungen. Zu diesen gehören Wilhelm Haidinger, Josef Ritter von Hauer und Paul Partsch in Wien, August E. Reuss in Prag, K. J. Andrae in Bonn, Ernst van der Broeck in Brüssel u.a.

Im Siebenbürgischen Verein für Naturwissenschaften zu Hermannstadt wirkte er verdienstvoll sowohl als Ausschussmitglied als auch längere Zeit als Vorstandsstellvertreter. In ausländischen Vereinen war er u.a. korrespondierendes Mitglied der k.k. geologischen Reichsanstalt in Wien (1855) und Ehrenmitglied der Königlichen belgischen Akademie für Archäologie in Antwerpen (1858). Als Paläontologe hat er wertvolle Bausteine zur siebenbürgischen Paläontologie zusammengetragen und sich somit um die Erforschung der fossilen Tier- und Pflanzenwelt Siebenbürgens große Verdienste erworben.

Dr. Heinz Heltmann

Schlagwörter: Naturwissenschaften, Todestag, Porträt

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