16. April 2012

Mit fachübergreifendem Weitblick

Am 24. und 25. März 2012 fand auf Schloss Horneck in Gundelsheim die traditionelle Frühjahrstagung der Sektion Naturwissenschaften des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde statt. Über 30 Sektionsmitglieder und Freunde nahmen daran teil.
Das breit gefächerte Programm begann mit einem Vortrag von Prof. Dr. Marianne Klemun (Historisches Institut der Universität Wien). Ihr Thema, „Hinterlassenes Leben – Reflexionen zur Biographie in der Wissenschaftsgeschichte“ stieß auf großes Interesse, da viele Mitarbeiter der Sektion sich intensiv mit der Geschichte der Biologie und der Medizin in Siebenbürgen und somit auch mit Fragen und Hintergründen zur Erkundung von Biographien beschäftigen. Dazu passend zwei medizinhistorische Mitteilungen: Hansgeorg v. Killyen (Lahr) sprach über Richard Kepp, einen bedeutenden, weltbekannten Mediziner mit siebenbürgischen Wurzeln, der vor hundert Jahre geboren wurde, und Elke Teutsch (Tübingen) referierte über die Geschichte der Hermannstädter Irrenanstalt.

Historische Betrachtungen wurden auch in drei weiteren Mitteilungen thematisiert. Die Sektionsvorsitzende Dr. Erika Schneider (Rastatt) erläuterte anhand einer gelungenen Powerpoint-Präsentation mit historischen und aktuellen Bildern die Wahrnehmung der Landschaft Siebenbürgens durch Maler, Naturwissenschaftler und Reisende im 19. Jahrhundert. Dabei kamen nicht nur die naturwissenschaftlichen Inhalte zur Sprache.

Die Erläuterungen offenbarten auch den fächerübergreifenden Weitblick der Autorin allgemein und diesem Fall zum Thema Darstellung und Rezeption der Natur und Landschaft im Laufe der Geschichte. Dorin-Ioan Rus (Graz) referierte über Nachhaltigkeit in Siebenbürgen im 18. Jahrhundert aus der Perspektive der Wald- und Forstwirtschaft. Dietmar Gärtner (Darmstadt) zeigte und interpretierte viele historisch wertvolle Aufnahmen von zum Teil unbekannten Landkarten des Großfürstentums Siebenbürgen, die er Archiven und Veröffentlichungen im Internet entnommen hatte.

Zwei Vorträge, ebenfalls illustriert mit zahlreichen Bildern und Karten, waren dem Südosten Rumäniens gewidmet. Horst Hann (Stuttgart) sprach über die Dobrudscha – Landschaft und Geologie und Udo Pankratius (Nürnberg) berichtete über eine Exkursion mit dem Faltboot von Murighiol nach Sacalin (Donaumündung). Weitere Mitteilungen beinhalteten Informationen über Reisen nach Siebenbürgen und in die angrenzenden Regionen, und zwar: Johannes Hager (Heiligenstadt) und Ute v. Hochmeister-Lamm (München): Streifzüge durch die Landschaft Südsiebenbürgens, und Dietmar Gross (Lichtenfels/ Deutsch-Weißkirch): Urwälder und Karstgebiete in den SW-Karpaten Rumäniens. Edgar Lorenz (Neusäß) berichtete über landschaftliche Aspekte im Zibins- und Fogarascher Gebirge und seine Beobachtungen über Großwild.

Aus einem speziellen Bereich der Paeonienzucht (Pfingstrosen) referierten Irmtraud und Gottlob Rieck (Bad Rappenau) über Paeonia jeholensis, eine fossile, vermutlich neu entdeckte Pfingstrosenart.

Länderübergreifende Aktivitäten von Studenten zum Thema Umwelterziehung und -schutz sprach Evelyn Rușdea (Freiburg i. Br.) in ihrem Vortrag „Grünland als Kulturlandschaft – Bericht und Erfahrungen von einer trinationalen Sommerschule (Deutschland – Rumänien – Schweden)“ an. Am Samstagabend berichtete Johannes Hager (Heiligenstadt) in einem Bildvortrag – auch für die Bewohner des Heimathauses Siebenbürgen – über eine Reise nach Usbekistan entlang der Seidenstraße.

Zwischen den Vorträgen und am Tagungsende kamen Sektionsangelegenheiten zur Sprache. In Nachrufen wurde der verstorbenen Sektionsmitglieder Michael Brenndörfer und Günter Volkmer gedacht. Stand und Inhalt von Projekten und Vorhaben sowie Planung der Tagungen und Publikationen für die Jahre 2012-2014 rundeten die Tagung ab.

HvK

Schlagwörter: Tagung, Naturwissenschaften, AKSL, Gundelsheim

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