24. Mai 2011

Das Heimatbuch im interdisziplinären Überblick

Der von Mathias Beer herausgegebene Band „Das Heimatbuch. Geschichte, Methodik, Wirkung.“ (2010 im Wissenschaftsverlag V&R unipress erschienen) gibt einen interdisziplinären Überblick über das Thema Heimatbuch. Der Band ist in vier Teile mit jeweils drei bis vier Aufsätzen gegliedert. Dem ersten Teil „Begriff, Geschichte, Forschungsstand“ folgen „Regionale und zeitspezifische Ausprägungen“, „Merkmale und Geschichtsbilder“, „Funktion und Wirkung“ und abschließend der Anhang.
Begriff, Geschichte und Forschungsstand werden mit Aufsätzen vom Herausgeber, dem Historiker Mathias Beer, der Volkskundlerin Christel Köhle-Hezinger, der Kulturwissenschaftlerin und Historikerin Jutta Faehndrich und von Dipl.-Ing. Georg Schmidt erklärt. In seinem Aufsatz diskutiert Mathias Beer Begriff, Forschung, historischen Kontext, Merkmale und Funktionen des Heimatbuchs und gibt einen Überblick über Struktur und Inhalt des Bandes. Christel Köhle-Hezinger stellt in ihrem Beitrag die Frage: „Das Heimatbuch. Passt Heimat in ein Buch?“. Jutta Faehndrich beschreibt den Weg des Heimatbuches von der Entstehung der Heimatkunde im frühen 19. Jahrhundert zum Aufstieg bis zur Hochphase in der Weimarer Republik. Nach einer Schilderung der Varianten von Heimatbüchern gibt sie einen Ausblick auf das Heimatbuch nach 1945. Den ersten Teil beendet Georg Schmidt mit seinem Aufsatz „Warum habe ich ein Heimatbuch geschrieben? Ein Erfahrungsbericht“.

Regionale und zeitspezifische Ausprägungen (zweiter Teil) erläutern die Abhandlungen von Osteuropahistoriker Wolfgang Kessler, des Historikers Josef Wolf und des Direktors des Stadtarchivs und des Museums Humpis-Quartier Ravensburg, Andreas Schmauder. Der Beitrag von Wolfgang Kessler stellt die regionalen Ausprägungen der Heimatbücher zum historischen Nordostdeutschland dar. Josef Wolf setzt in seinem Essay den Schwerpunkt auf die donauschwäbische Region. Er geht dabei auf den Entstehungskontext der dortigen Heimatgeschichtsschreibung und den Weg zum Heimatbuch mit seinen donauschwäbischen strukturellen Merkmalen ein. Andreas Schmauder beschließt den zweiten Teil mit „Ortsgeschichtliche Forschung in Südwestdeutschland. Das Beispiel ‚Gemeinde im Wandel’“.

Die Texte von Ulrike Frede, des Leiters des Fachbereichs Kultur der Universität Tübingen i.R. Wilfried Setzler, von Oberkonservator Gustav Schöck und Landeshistoriker Wolfgang Sannwald zeigen Merkmale und Geschichtsbilder auf. Ulrike Frede stellt Überlegungen zum Umgang mit Geschichte und Geschichtsbildern in ostdeutschen Heimatbüchern an. Wilfried Setzlers Beitrag „Die NS-Zeit im Heimatbuch – ein weißer Fleck?“ zeigt das Verhältnis von Wissenschaft, zeitgeschichtlicher Forschung und Heimatbuch auf, um auf die Thematik der Heimatbücher aus der NS-Zeit einzugehen. Gustav Schück zeigt in seinem Essay den Perspektivwechsel bei den Heimatbüchern Südwestdeutschlands auf. Wolfgang Sannwald befasst sich mit „Erinnerungskultur vor Ort. Heimatbuch – Landesgeschichte – Wissenschaft“.

Der vierte und letzte Teil, Funktionen und Wirkung, besteht aus den Beiträgen der Volkskundlerin Elisabeth Fendl, der Soziologin und Erziehungswissenschaftlerin Renate Weber, des Soziologen Georg Weber sowie des Kulturwissenschaftlers Friedemann Schmoll. Renate Weber thematisiert in ihrem Beitrag das Heimatbuch im Kontext der Entstehung neuer Perspektiven durch neue Medien. Die Abhandlung „Zur Produktion von Heimatbüchern. Erfahrungen, Beobachtungen, Reflexionen“ von Renate und Georg Weber stellt die Produktion von Heimatbücher, speziell aus dem siebenbürger-sächsischen Raum in den Mittelpunkt. Im letzten Aufsatz des Bandes schildert Friedemann Schmoll die Vergegenwärtigung des Verlorenen und sieht Heimatbücher im Schnittfeld von Geschichte und Erinnerung. Der Anhang besteht aus dem Mitarbeiterverzeichnis und dem Register geografischer Orte.

Der Band vermittelt den aktuellen Forschungsstand zu Geschichte, Methodik und Wirkung auf eine gut strukturierte und hoch interessante Art und Weise. Der Grundstein, nämlich „dass von ihm Impulse ausgehen, dass er dazu beiträgt, die Forschung zum Heimatbuch anzuregen“ (S. 39), ist gelegt.

Julia Steger

Mathias Beer (Hrsg.): „Das Heimatbuch. Geschichte, Methodik, Wirkung“, Göttingen V&R unipress 2010, 341 Seiten (gebunden), Preis: 39,90 Euro, ISBN 978-3-89971-788-4.
Das Heimatbuch: Geschichte, Me
Mathias Beer
Das Heimatbuch: Geschichte, Methodik, Wirkung

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Schlagwörter: Rezension, Heimatbuch

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