13. Dezember 2009

30-jähriges Jubiläum des Augsburger Kathreinenballs

Ein geschmückter Saal im Oktober, vornehm ge­deckte Tische und ein Faltblatt auf jedem Platz erwarten wie jedes Jahr die Gäste. Das Faltblatt (gestaltet von Sabine Kellner) informiert den Gast über die Geschichte des Traditionsfestes der Sie­benbürger Sachsen im Herkunftsland, aber auch in der neuen Heimat.
„Kathrein – stellt den Tanz ein!“, erklang es seit Jahr­hunderten im Karpatenbogen. Der Nichteinge­weihte erfährt Genaue­res über die Symbolik, die der Feier zugrunde liegt, aber auch über die Gepflogenheiten, die beispielsweise alljährlich am Abend des Fest­ta­ges in der Spinnstube der Mägde für Unterhal­tung sorgten, als die Burschen manch einen Ro­cken zu Bruch brachten, um sich bei ihren Auserwählten „beliebt“ zu machen. Denn der Scha­den wurde schließlich mit einer originellen Ent­schädigung – einem Rebpfahl – „wiedergutgemacht“. Am Kathreinen­tag gehörte also Ausgelassenheit zum guten Ton, wonach mit Buße und Fasten das Kirchenjahr eingeleitet wurde.

Der von Elisabeth Schwarz dirigierte Sieben­bürgerchor steht stramm in der TSV-Gaststätte Haunstetten und begrüßt seit zwei Jahrzehnten traditionell die Gäste des Kathreinenballs der Kreisgruppe Augsburg. Durch das reichhaltige Programm führen Annemarie Klein und Rose­ma­rie Schwarz. Seit 1992 spielt zu jedem der traditionellen Bälle die Siebenbürger Blaskapelle – diesmal dirigiert vom erfahrenen Meister des Amtes, Roland Kühnl, der auch für humorvolle Einlagen sorgt. Unter Beifall marschieren 48 Trachtenträger/Innen unter der Führung von Ute Schuller und Helmut Schwarz auf. Der Kreis­vor­sitzende Gottfried Schwarz ehrt die Anwesenden in seinem Grußwort und heißt das Ehepaar Han­nelore und Jürgen Scheiber als Mitbegründer des Fests im Augsburger Raum herzlich willkom­men. Den Urgesteinen des Festes werden Ehren­urkunden mit Glückwünschen überreicht: Alfred und Monika Hermannstädter sind seit 30 Jahren auf jedem Kathreinenball als Mitorganisatoren dabei. Anerkennungs­urkunden empfangen die Organisationsleiterin des Chores, Regina Pelger, der Vorstand der Siebenbürger Blaskapelle, Ger­hard Weber, und der Leiter der Siebenbürgischen Tanzgruppe Augsburg, Helmuth Schwarz. Sieben Katharinen werden vor dem Publikum beglückwünscht und jeweils mit einer roten Rose geehrt. Die Jugendtanzgruppe, hervorgegangen aus der 2002 gegründeten Kinder­tanzgruppe, unterhält mit dem Schweizer Volks­tanz „Schaulustig“, gefolgt von einem „Tiroler Tanz“ der Siebenbür­gi­schen Tanzgruppe. Der „Nagel­schmied“, vorgetragen von beiden Tanzgruppen, beschließt das schwungvolle Programm der Tänzer. Anhal­ten­der Applaus gilt den Darstellern, aber nicht zuletzt dem Akkordeonisten Hans-Otto Zerwes, ei­nem bescheidenen Volksvirtuosen, der seit über 15 Jahren die Tanzgruppen live begleitet. Wäh­rend die Unterhaltung an den unter der Leitung der Frauenbeauftragten Adelheid Kellinger gedeckten Tischen läuft, ergänzen Lichtbilder den von Rosemarie Schwarz vorgetragenen „Rück­blick auf 30 Jahre Augsburger Kathreinenball“, den der Haunstetter Gemeinderat und ehemalige Kreisgruppenvorsitzende Johann Gunesch 1979 aus der Taufe gehoben hatte.
Jubiläum: Seit 30 Jahren wird der Katharinenball ...
Jubiläum: Seit 30 Jahren wird der Katharinenball in Augsburg gefeiert. Foto: Wilhelm Roth
Tanz und gute Laune in siebenbürgisch-sächsi­scher Atmosphäre erfüllen den Tanzplatz, wäh­rend Pessimisten in Frage stellen, ob das siebenbürgische Fest angesichts der schrumpfen-­ den Zahl der traditionstreuen Sachsen ein 40- oder gar 50-jähriges Jubiläum erleben wird. Zieht man aber in Betracht, dass viele Aktive der Kreisgruppe sehr jung sind und mit Willen und Elan ehrenamtlich arbeiten, ist Hoffnung geboten, wie es der Kreisvorsitzende zuversichtlich prophezeit. Ob mit Band oder Blaskapelle? Das steht in den letzten Jahren zwischen den Gene­ra­tionen zur Erörterung. Ob es ähnlich geschah, als zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf unseren Dörfern die ersten Blaskapellen gegründet und sehr bald zum selbstverständlichen Bestandteil der sächsischen Tradition wurden? Verlören wir den Kathreinenball, wäre es ein Verlust und eine Verarmung für uns, deren Herzen noch siebenbürgisch schlagen, in einer Zeit, in der andere Volksgruppen sich auf Tradition besinnen und ih­re Mundart sowie traditionsgebundenen Ensem­bles „wiederentdecken“. Man besuche Volksfeste im Bayerischen oder Schwäbischen oder die Bäl­le der Banater Schwaben und lasse sich vor Ort überzeugen!

Wolfgang Gerhard Binder, Rosemarie Schwarz

Schlagwörter: Jubiläum, Augsburg, Kathreinenball

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