24. Oktober 2008
Samuel Liebhart: Für Landsleute viel geleistet
Am 19. September 2008 verschied in Homburg bei Saarbrücken der langjährige Vorsitzende der Gebietsgruppe Saarland und Mitglied des Vorstandes der Landesgruppe Rheinland-Pfalz / Saarland des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Samuel Liebhart, im 88. Lebensjahr. Von 1983 bis 2002 wirkte er als Vorsitzender im Saarland ehrenamtlich zum Wohle der Siebenbürger Sachsen und war stets bemüht, die Landsleute aus seiner alten Heimat mit Rat und Tat zu unterstützen.
Nun ruht er nach einem erfüllten Leben in seiner zweiten Heimat im Saarland. Am 26. September wurde er im Beisein seiner Familie, zahlreicher Begleiter seines Lebensweges, Landsleuten, unter ihnen der Vorsitzende der Landesgruppe Rheinland-Pfalz / Saarland, die Vorsitzende und der Stellvertretende Vorsitzende der Gebietsgruppe Saarland sowie der Bundesvorsitzende der Banater Schwaben, auf dem Friedhof in Homburg-Bruchhof beigesetzt.
Samuel Liebhart wurde am 10. März 1921 als drittes Kind der Eheleute Katharina und Mathias Liebhart in Schorsten geboren, wo die Eltern Mühlenbesitzer waren. Die Schuljahre verbrachte er in Schorsten und später in Hermannstadt. 1939 begann er in Dippoldiswalde bei Dresden ein Studium an der Ingenieurschule für Müllerei und Mühlenbau. Zum Kriegsdienst eingezogen, absolvierte er eine Offiziersausbildung in Bad Tölz und Prag und wurde dann, auf Grund seiner Sprach- und Landeskenntnisse, 1944 zu einer Abwehreinheit der deutschen Luftwaffe ins rumänische Erdölgebiet beordert.
Im Raum Ploiești erlebte er 1944 auch den Frontwechsel der rumänischen Armee. Im Untergrund konnte er sich der Gefangennahme zunächst entziehen. Im März 1945 wurde er jedoch verhaftet und kam für ein Jahr ins berüchtigte Staatsgefängnis Lubjanka in Moskau. Ein Sondergericht verurteilte ihn zu 20 Jahren Lagerhaft. So kam er ins Straflager Workuta, wo auch viele unserer Landsleute Zwangsarbeit in Kohlenbergwerken leisteten. Hier nahm er aktiv am bekannten Streik der Strafgefangenen teil, nach dessen Niederschlagung mit Waffengewalt er in ein Sonderstraflager verlegt wurde.
Seine neue Heimat wurde das Saarland, das am 1. Januar 1957 Land der Bundesrepublik Deutschland geworden war. Nach dem Abzug der Franzosen aus dem Saarland waren Arbeitsplätze entstanden und Wohnungen frei geworden. So fand die Familie sofort eine günstige Bleibe. Liebhart musste sich beruflich neu orientieren, trat in einen großen Industriebetrieb ein, wo er die Möglichkeit zu einem Fernstudium der Betriebswirtschaft erhielt. Wie es unsere Landsleute aus der alten Heimat gewöhnt waren, wechselte er den Betrieb nicht mehr und arbeitete hier bis zum Erreichen des Rentenalters.
1960 trat er der Landsmannschaft als Mitglied bei und engagierte sich in der Vereinsarbeit. 1983 wurde Liebhart zum Vorsitzenden der Gebietsgruppe Saarland gewählt und war zugleich im Vorstand der Landesgruppe Rheinland-Pfalz / Saarland aktiv. Von nun an wirkte er federführend bei der Unterstützung seiner Landsleute aus Schorsten, Abtsdorf, Mortesdorf und Marktschelken, bei den Hilfs- und Paketaktionen. Nach dem Umsturz in Rumänien 1990 war er 40 Familien (etwa 100 Personen) aus Schorsten behilflich, im Raum Homburg anzusiedeln. Seine Unterstützung bezog sich auf die Hilfe bei der Wohnraumbeschaffung, Arbeitsplatzsuche, Behördengängen und Übersetzung ihrer Akten. Auf seine Initiative hin wurde unter den Neuankömmlingen in Saarland eine intensive Mitgliederwerbung betrieben, so dass zu jenem Zeitpunkt etwa 80 Prozent der dort ansässigen Siebenbürger Sachsen auch Mitglieder der Landsmannschaft waren. In enger Zusammenarbeit mit Rudolf Kartmann, zu jener Zeit Landesvorsitzender von Rheinland-Pfalz / Saarland, und Pfarrer Alfred Commercon, der die Verbandsarbeit großzügig unterstützte, fanden fast monatlich Veranstaltungen im Saal der evangelische Kirchengemeinde in Schafbrücke statt. Nach mehreren Monaten im Krankenhaus war er gezwungen, seine Aktivitäten einzustellen. So übergab er 2002 seiner Nachfolgerin Elfriede Schnell einen gut organisierten Verein.
Bereits 1988 hatte er die Heimatortsgemeinschaft Schorsten ins Leben gerufen und war auch deren Sprecher. 1994 hat er das Heimatbuch der Gemeinde verfasst und dafür gesorgt, dass es in jeder Schorstener Familie zu finden ist. Zum Bund der Vertriebenen, der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Deutschen aus Russland im Saarland hatte er gute Kontakte und förderte die Zusammenarbeit mit unserem Verband.
Samuel Liebhart gehört einer Generation an, die nach den bitteren Erlebnissen des Krieges und der Nachkriegszeit nicht resigniert und den Neuanfang gewagt hat. Er war stets bemüht, vielen seiner Landsleute beim Aufbau einer neuen Existenz in der zweiten Heimat Bundesrepublik Deutschland beizustehen. Dafür gebührt im Dank und Anerkennung. Unser Verband benötigt auch in Zukunft Menschen wie Samuel Liebhart, damit unsere Tradition, eingebunden in das tägliche Geschen in der neuen Heimat, weiter erhalten und gepflegt werden kann. Nur gemeinsam sind wir stark.
Nun haben wir von Samuel Liebhart Abschied genommen, einem engagierten Siebenbürger Sachsen, der über Jahrzehnte für seine Mitmenschen da war. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Menschen, dem wir mehr verdanken, als Worte ausdrücken können.
Samuel Liebhart wurde am 10. März 1921 als drittes Kind der Eheleute Katharina und Mathias Liebhart in Schorsten geboren, wo die Eltern Mühlenbesitzer waren. Die Schuljahre verbrachte er in Schorsten und später in Hermannstadt. 1939 begann er in Dippoldiswalde bei Dresden ein Studium an der Ingenieurschule für Müllerei und Mühlenbau. Zum Kriegsdienst eingezogen, absolvierte er eine Offiziersausbildung in Bad Tölz und Prag und wurde dann, auf Grund seiner Sprach- und Landeskenntnisse, 1944 zu einer Abwehreinheit der deutschen Luftwaffe ins rumänische Erdölgebiet beordert.
Im Raum Ploiești erlebte er 1944 auch den Frontwechsel der rumänischen Armee. Im Untergrund konnte er sich der Gefangennahme zunächst entziehen. Im März 1945 wurde er jedoch verhaftet und kam für ein Jahr ins berüchtigte Staatsgefängnis Lubjanka in Moskau. Ein Sondergericht verurteilte ihn zu 20 Jahren Lagerhaft. So kam er ins Straflager Workuta, wo auch viele unserer Landsleute Zwangsarbeit in Kohlenbergwerken leisteten. Hier nahm er aktiv am bekannten Streik der Strafgefangenen teil, nach dessen Niederschlagung mit Waffengewalt er in ein Sonderstraflager verlegt wurde.
Freiheit und Neuorientierung
Dank der Intervention von Altbundeskanzler Konrad Adenauer wurden ab 1955 Deutsche und auch Gefangene anderer Nationen aus der ehemaligen Sowjetunion entlassen. Liebhart, der die deutsche Staatsangehörigkeit besaß, wurde aber mit vielen rumänischen Offizieren in sein Geburtsland verbracht. Anstelle der Weiterreise in die Bundesrepublik erhielt er Zwangsaufenthalt in Hermannstadt. Er weigerte sich nach Ankunft in Rumänien erneut, die rumänische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Erst 1960 konnte er nach Interventionen des Deutschen und Internationalen Roten Kreuzes zusammen mit Ehefrau Ilse, geb. Schuster, die er schon 1943 heiratete, und Kindern in die Bundesrepublik auswandern.Seine neue Heimat wurde das Saarland, das am 1. Januar 1957 Land der Bundesrepublik Deutschland geworden war. Nach dem Abzug der Franzosen aus dem Saarland waren Arbeitsplätze entstanden und Wohnungen frei geworden. So fand die Familie sofort eine günstige Bleibe. Liebhart musste sich beruflich neu orientieren, trat in einen großen Industriebetrieb ein, wo er die Möglichkeit zu einem Fernstudium der Betriebswirtschaft erhielt. Wie es unsere Landsleute aus der alten Heimat gewöhnt waren, wechselte er den Betrieb nicht mehr und arbeitete hier bis zum Erreichen des Rentenalters.
1960 trat er der Landsmannschaft als Mitglied bei und engagierte sich in der Vereinsarbeit. 1983 wurde Liebhart zum Vorsitzenden der Gebietsgruppe Saarland gewählt und war zugleich im Vorstand der Landesgruppe Rheinland-Pfalz / Saarland aktiv. Von nun an wirkte er federführend bei der Unterstützung seiner Landsleute aus Schorsten, Abtsdorf, Mortesdorf und Marktschelken, bei den Hilfs- und Paketaktionen. Nach dem Umsturz in Rumänien 1990 war er 40 Familien (etwa 100 Personen) aus Schorsten behilflich, im Raum Homburg anzusiedeln. Seine Unterstützung bezog sich auf die Hilfe bei der Wohnraumbeschaffung, Arbeitsplatzsuche, Behördengängen und Übersetzung ihrer Akten. Auf seine Initiative hin wurde unter den Neuankömmlingen in Saarland eine intensive Mitgliederwerbung betrieben, so dass zu jenem Zeitpunkt etwa 80 Prozent der dort ansässigen Siebenbürger Sachsen auch Mitglieder der Landsmannschaft waren. In enger Zusammenarbeit mit Rudolf Kartmann, zu jener Zeit Landesvorsitzender von Rheinland-Pfalz / Saarland, und Pfarrer Alfred Commercon, der die Verbandsarbeit großzügig unterstützte, fanden fast monatlich Veranstaltungen im Saal der evangelische Kirchengemeinde in Schafbrücke statt. Nach mehreren Monaten im Krankenhaus war er gezwungen, seine Aktivitäten einzustellen. So übergab er 2002 seiner Nachfolgerin Elfriede Schnell einen gut organisierten Verein.
Bereits 1988 hatte er die Heimatortsgemeinschaft Schorsten ins Leben gerufen und war auch deren Sprecher. 1994 hat er das Heimatbuch der Gemeinde verfasst und dafür gesorgt, dass es in jeder Schorstener Familie zu finden ist. Zum Bund der Vertriebenen, der Landsmannschaft der Banater Schwaben und der Deutschen aus Russland im Saarland hatte er gute Kontakte und förderte die Zusammenarbeit mit unserem Verband.
Gesellschaftliche Integrationsleistung
Ab 1989 kamen auf die Landsmannschaft neue Herausforderungen zu, und zwar die Hilfe zur Integration für die vielen Aussiedler. Diesmal ging es nicht um einzelne Familien. Vorbildlich sind Liebharts Bemühungen um die Integration der Landsleute ins hiesige gesellschaftliche Umfeld. 1989 nahm er am Bundeswettbewerb „Gestaltung der neuen Heimat“ teil und wurde mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. Im gleichen Jahr verlieh ihm die Stadt Homburg einen Preis für die Umgestaltung einer vormals städtischen Schule in ein Mehrfamilienhaus mit vorbildlicher Begrünung. An der Volkshochschule und in anderen Vereinen hielt Liebhart wiederholt Diavorträge über Siebenbürgen und die deutsche Kultur im Osten Europas, um diese der hiesigen Bevölkerung nahe zu bringen. Ab 1999 gab er die beiden Bände der Tagebücher (1930-1945 und 1946-1990) des Neppendorfer Pfarrers und Heimatforschers Hellmut Klima heraus.Samuel Liebhart gehört einer Generation an, die nach den bitteren Erlebnissen des Krieges und der Nachkriegszeit nicht resigniert und den Neuanfang gewagt hat. Er war stets bemüht, vielen seiner Landsleute beim Aufbau einer neuen Existenz in der zweiten Heimat Bundesrepublik Deutschland beizustehen. Dafür gebührt im Dank und Anerkennung. Unser Verband benötigt auch in Zukunft Menschen wie Samuel Liebhart, damit unsere Tradition, eingebunden in das tägliche Geschen in der neuen Heimat, weiter erhalten und gepflegt werden kann. Nur gemeinsam sind wir stark.
Nun haben wir von Samuel Liebhart Abschied genommen, einem engagierten Siebenbürger Sachsen, der über Jahrzehnte für seine Mitmenschen da war. Zurück bleibt die Erinnerung an einen Menschen, dem wir mehr verdanken, als Worte ausdrücken können.
Ortwin Gunne
Schlagwörter: Verbandsleben, Nachruf, Saarland
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