6. September 2019

Fünf Tage in der Universität, zwei lange Exkursionstage in Siebenbürgen

So lässt sich die diesjährige Sommerakademie an der Hermannstädter ­Lucian-Blaga-Universität zusammenfassen. Prof. Dr. Maria Sass, Organisatorin der seit 2012 jährlich stattfindenden Akademiewoche (zusammen mit Eugen Christ von der Donauschwäbischen Kulturstiftung), empfing die über 40 Studenten aus Rumänien (Temeswar, Klausenburg, Hermannstadt), Serbien (Novi Sad), Ungarn (Budapest) und Deutschland (Ludwigsburg, Stuttgart) am ersten Tag im Tagungshaus der Evangelischen Akademie in Neppendorf, benannt nach dem Widerstandskämpfer Bernd von Haeften, und begrüßte sie zusammen mit dem zuständigen Pfarrer Dietrich Galter.
Schon an diesem ersten Abend wurden Kontakte zu den Studenten der anderen Länder geknüpft. Dies fiel allen recht leicht, da die Sprache der teilnehmenden und vortragenden Personen in allen Bereichen Deutsch war. Danach ging es in medias res mit Vorträgen, Workshops, Exkursionen und Stadtbesichtigungen – es wurde eine überaus anstrengende, aber auch sehr lehrreiche Woche vom 21. bis 28. Juli.
Alle Studenten in Albota. Foto: Mihaela Huluta ...
Alle Studenten in Albota. Foto: Mihaela Huluta
Hauptsächlich ging es um die Geschichte der Siebenbürger Sachsen (die zumeist keine Sachsen waren, aber Deutsch sprachen), die Literaturgeschichte der Region, Kurzgeschichten (Richard Wagner, Herta Müller) und Phraseologie bzw. Textlinguistik. Deshalb wurden Winfried Ziegler, Dr. Sunhild Galter und Dr. Doris Sava eingeladen, Experten in ihren Fächern und versiert im Umgang mit Studenten. Auch die Studenten selbst boten Workshops zu den Themen Heimat (in verschiedenen Bereichen), Auswanderung (aus Siebenbürgen) und Vorurteilen an. Die Themen wurden in Gruppen bearbeitet und fanden großen Anklang.
Die deutsche Gruppe vor dem Abflug in Stuttgart. ...
Die deutsche Gruppe vor dem Abflug in Stuttgart. Foto: Holger Viereck
Bei den Exkursionen waren neben Hermannstadt (wir sahen alle Kirchen, den großen und den kleinen Ring, die Lügenbücke und genossen eine Stadtführung), Mediasch (dort besichtigten wir die evangelische Kirche, die ehemalige Schule und die Innenstadt), Schäßburg (hier konnten die Studenten den Stundenturm und die Innenstadt mit dem angeblichen Geburtshaus von Dracula besichtigen) und Kronstadt (dort waren die Ziele die Schwarze Kirche, das Honterus-Denkmal mit angeschlossener Schule und die Fußgängerzone, in der gerade ein Musik-Festival stattfand) vor allem die Kirchenburgen in Birthälm, Salzburg und Hundertbücheln (von einer Studentin eingebracht) interessant.
Die deutsche Gruppe vor dem Bernd-von-Haeften ...
Die deutsche Gruppe vor dem Bernd-von-Haeften-Haus. Foto: Dr. Ivana Pajic
In Birthälm wurde den Studenten im Außenbereich das Zimmer für scheidungswillige Ehepaare gezeigt, in dem sie es mit einem Becher, einem Besteck, einem Teller und einem Bett einige Wochen aushalten mussten. Wenn sie sich danach noch scheiden lassen wollten – dann ja. Es wird jedoch überliefert, dass die meisten Ehepaare sich wieder zusammengerauft hätten. Die Tatsache, dass ein ganzes Heer, das viel Essen und Trinken benötigte, wohl niemals von einer Kirchenburg zurückgehalten wurde, dass aber eine Vorhut und kleine Trupps von Reitern eine Kirchenburg und das Dorf, das sich darin verschanzt hielt, verschonten, konnte man gut nachvollziehen.
Die Akademieteilnehmer vor der Kirche auf dem ...
Die Akademieteilnehmer vor der Kirche auf dem Michelsberg. Foto: Mihaela Huluta
Auch das Siebenbürgische Freilichtmuseum, die Törzburg, der Michelsberg, das Kultur- und Begegnungszentrum Friedrich Teutsch (Gemeindearchiv und Museum der Siebenbürger Sachsen), kleine Städte im Umfeld von Hermannstadt und ein Hinterglasmalerei-Museum in Sibiel wurden besichtigt. Am Samstagnachmittag gab es ein wenig Freizeit. Die nutzten die Studenten in Hermannstadts Fußgängerzone oder fuhren in der Gruppe nach Salzburg, wo sie sich auf dem Wasser treiben ließen oder mit schwarzem Schlamm, der gut für die Haut sein soll, am ganzen Körper einschmierten.

Zur achten Sommerakademie lässt sich am Ende festhalten: Es war eine sehr wichtige, sehr interessante und ebenso aktuelle Woche, die Europa ernst genommen und Vorurteile abgebaut hat. Beeindruckend war es in jedem Fall – wir kommen gern zur neunten Sommerakademie im nächsten Jahr oder zu privaten Reisen wieder nach Hermannstadt!

Holger Viereck

Schlagwörter: Sommerakademie, Hermannstadt, deutsch-rumänische Beziehungen, Jugend, Studenten, Geschichte, Literatur

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