12. September 2019

"Heimattag der Nordlichter" in Munster gefeiert

Zum 18. Mal trafen sich die Siebenbürger Sachsen aus Norddeutschland in Munster, um ihren „Heimattag der Nordlichter“ zu feiern. Von der gelungenen Veranstaltung am 25. August d. J. ging ein breites Echo in der Region und sogar bis Unterschleißheim bei München aus.
Seit 40 Jahren treffen sich Siebenbürger Sachsen, die in Niedersachsen, Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein leben, zu ihrem Heimattag, den sie seit mehr als zwölf Jahren „Heimattag der Nordlichter“ nennen. Zu dieser Tradition gehört auch ein fester Termin: jedes zweite Jahr am letzten Sonntag im August.

Am 25. August, wie immer um 10.00 Uhr, eröffnete die Siebenbürgische Blaskapelle Wolfsburg unter Leitung von Günther Bodendorfer in dem schön gestalteten Festsaal in Munster, den Heimattag. Über 200 Teilnehmer, nicht so viele wie erwartet, waren gekommen.

Nach dem Grußwort des Vorsitzenden der Landesgruppe Niedersachsen/Bremen, Volkmar Gerger, hielt Pastor Yves Töllner eine kleine Andacht. In seiner Predigt ging er auf das Motto „70 Jahre – Für die Gemeinschaft“ ein, unter dem sowohl der diesjährige Heimattag in Dinkelsbühl als auch das Treffen in Munster standen. Bereits das Eingangslied „Ein‘ feste Burg ist unser Gott“ – welcher Siebenbürger Sachse kennt das von Luther stammende Lied nicht? – versinnbildlichte die Gemeinschaft der evangelischen Siebenbürger. Pastor Töllner zitierte den bekannten Spruch, dass Tradition nicht heiße, die Asche zu hegen, sondern die Glut zu entfachen, um einen deutlichen Appell an uns zu richten. Das wird so manchen der Teilnehmer bewogen haben, von dem gelungenen Fest zu berichten. Kein Wunder, dass die Lokalpresse, die Böhme Zeitung, tags darauf titelte: „Glut entzünden“. Die Zeitung berichtete u.a.: „Alle zwei Jahre versammeln sie sich (die Siebenbürger) zum Wiedersehen, ihre Traditionen zu pflegen und Anliegen gegenüber der Politik deutlich zu machen.“
Gäste unseres Heimattages mit der ...
Gäste unseres Heimattages mit der Landesbeauftragten Editha Westmann (Vierte von rechts), Bürgermeisterin Christina Fleckenstein und Pastor Yves Töllner (links daneben). In der Mitte unser Landesvorsitzende Volkmar Gerger. Foto: Dieter Breuer
Die Bürgermeisterin der Stadt Munster, Christina Fleckenstein, hieß uns Siebenbürger willkommen. Sie sei jetzt das zweite Mal und gerne bei unserem Heimatfest. Sie äußerte Bewunderung für uns, die ihre Heimat aufgeben mussten und dann doch wieder tatkräftig dabei mitgewirkt haben, eine neue Heimat zu schaffen – nicht nur für sich.

Aufrichtige und herzliche Grüße der Landesregierung überbrachte Editha Westmann, Niedersächsische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler. In ihrer Rede hob sie die besonderen Leistungen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland hervor. Dazu gehören die gegenseitige Hilfe für mehr als 200 000 Siebenbürger Sachsen bei deren Eingliederung in Deutschland, aber auch das soziale Engagement durch die Errichtung von fünf siebenbürgischen Altenheimen im Bundesgebiet.

Es sei ihr eine Herzensangelegenheit, sich „für die Anerkennung Ihrer beruflichen Leistungen in Form der Gewährung einer gerechten Rente einzusetzen“, betonte Westmann. Ihr Ziel ist es auch, tragfähige Konzepte zu entwickeln, mit deren Hilfe das Kulturgut der Heimatvertriebenen bewahrt wird und der Öffentlichkeit zugänglich bleibt: „Wir stehen vor der großen Aufgabe, den Erfahrungsschatz der Erlebnisgeneration für die junge Generation lebendig zu halten. Denn nur, was auch in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren noch konkret und anschaulich, ja gewissermaßen greifbar und nacherfahrbar ist, vermag die Enkel und die Urenkel dann zu erreichen und ihnen Orientierung zu verleihen“. Und dann kam das Versprechen: „Die Geschichte der Heimatvertriebenen – und somit die der Siebenbürger Sachsen – soll und wird hier in Niedersachsen ihren festen Platz behalten.“

Wie nachdenklich mussten ihre abschließenden Worte die Zuhörer berührt haben, angesichts der Tatsache, dass diesmal viele Landsleute diesem Heimattag fern geblieben sind: „Wenn wir gemeinsam und mutig neue Wege gehen, wird es uns gelingen, das wertvolle kulturelle Erbe der Vertriebenen als integralen Teil unserer modernen Gesellschaft zu verstehen… Ich wünsche Ihnen einen Heimattag, der Sie persönlich erfüllt und, das ist das Wichtigste, mit ihrer inneren Heimat verbindet“.
Die „Karpatentänzer“ aus Wofsburg begeisterten ...
Die „Karpatentänzer“ aus Wofsburg begeisterten das Publikum in Munster. Foto: Dieter Breuer
Da unsere Gäste schon vor oder gleich nach der Mittagspause das Fest verlassen mussten, reagierte die Moderation prompt und änderte den Ablaufplan. Die Wolfsburger Tänzer – die Kokeltaler und Karpatentänzer – zogen Teile ihrer für den kulturellen Abschnitt geplanten Tänze vor. Und es war, als stünden die beiden Tanzgruppen im Wettbewerb. Sie zeigten attraktive, mitreißende Tänze, Zugaben inbegriffen. Die Leiter der Tanzgruppen, Harald Hermann (Kokeltaler) sowie Gerhard und Monika Schunn (Karpatentänzer), hatten für diesen Heimattag lauter neue Tänze arrangiert, kamen aber nicht umhin, auf Publikumswunsch, auch die „Reklich Med“ zu zeigen. Jede Tanzgruppe bot einen Gesellschaft-Kontratanz, also Triolett. „Die Russenpolka“ und ein niederdeutscher Hetlinger Bandriter (Karpatentänzer) sowie ein Medley aus „Schlamperer“/„Wo is denn mei Gergla“ und „Triolett von 1813“ (Kokeltaler) erregten die Aufmerksamkeit, schon allein ihrer Namen wegen. Michael (Misch) Kenst aus Bremen begeisterte mit zwei seiner Gedichte in sächsischer Mundart, im Marienburger Idiom: „Marembrich“ und „Der Feinschmecker“.

Nach der Mittagspause begann der geplante kulturelle Teil mit dem traditionellen Aufmarsch der Tänzer und Trachtenträger. Das war ein Bild! Bestaunt auch von Fremden, die nicht zu dieser Festgemeinschaft dazugehörten. Das sollte sich aber gleich ändern, weil diese bayerisch-siebenbürgische Familie zum Mitmachen eingeladen wurde. Es handelte sich um Unterschleißheimer, die von ihrem Nordsee-Urlaub, auf dem Weg nach Hause, einen Abstecher nach Munster gemacht hatten, um zu erleben, wie die norddeutschen Siebenbürger Sachsen, von denen sie in der Siebenbürgischen Zeitung gelesen hatten, feiern.

Der Gemischte Chor Wolfsburg, die Tänzer, die Bläser wechselten einander in ihren Darbietungen ab, während sich das Publikum bei Kaffee und Kuchen labte. Nach den Darbietungen ging es zu wie im Bienenstock. Es wurde getratscht, in Kleingruppen gesungen, man verließ seinen Platz, um sich zu Bekannten oder noch nicht bekannten Siebenbürgern zu begeben. Und irgendwann, peu à peu, machten sich einige Leute auf, die Veranstaltung zu verlassen. Das war ein deutliches Zeichen für den Moderator. Er rief zum „Absatz“ auf, und es blieb diesem kaum jemand fern. Wir stellten uns, eng gedrängt, zu einem Kreis auf der Tanzfläche auf und sangen gemeinsam, u.a. das Siebenbürgenlied und die Deutsche Hymne.

„Einigkeit und Recht und Freiheit“, das passte schon immer und erst recht heute zu uns Siebenbürgern. Der Moderator und der Landesvorsitzende verabschiedeten die Gesellschaft mit dem Versprechen, in zwei Jahren, am letzten Sonntag im August 2021, zum 70-jährigen Jubiläum der Landesgruppe, den Heimattag wieder mit einem attraktiven Programm gebührend zu feiern.

Den Organisatoren, den Kulturgruppen, der Bedienung sei auf diesem Wege herzlich gedankt. Ein besonderer Dank gebührt der Niedersächsischen Regierung für die finanzielle Unterstützung dieser traditionellen und kulturellen Veranstaltung.

Dietmar-Udo Zey

Schlagwörter: Heimattag, Nordlichter, Munster, Niedersachsen/Bremen

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