5. April 2009

Heidenheimer begeisterten mit sächsischem Theater in Reutlingen

Am 8. März gastierte die Theatergruppe Heidenheim in Reutlingen. Zum dritten Mal führten die Heidenheimer ein Bühnenstück auf Einladung der Kreisgruppe Reutlingen – Metzingen – Tübingen auf. Diesmal wurde „Äm Ihr uch Gläck“ von Grete Lienert-Zultner gespielt.
Im Namen der Kreisgruppe begrüßte Hans Preis alle Anwesenden und die Heidenheimer Theatergruppe. Günther Dengel, Vorsitzender der Kreisgruppe Heidenheim, Akteur in der Rolle des Hans Petri, dankte den Reutlingern für die erneute Einladung, der sie mit Freude gefolgt seien.

Das Theaterstück bot den Zuschauern beeindruckende Szenen. Bei Freud und Leid war auch bei den Zuschauern manche Träne in den Augen. Es gab dann doch noch ein glückliches Ende für Ziri (Helga Schuster) und ihre Tochter Hanni (Teresa Schuster). Die schauspielerische Leistung aller Akteure, Kinder und Erwachsene, war glänzend, sodass sie vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurde.
„Äm Ihr uch Gläck“ ging es bei der Aufführung der ...
„Äm Ihr uch Gläck“ ging es bei der Aufführung der Theatergruppe Heidenheim in Reutlingen: die verstoßene Ziri (gespielt von Helga Schuster) und ihre kleine Tochter Anna. Foto: Georg Schuster
Nach der Aufführung dankte Hans Preis der Theatergruppe für die gelungene Aufführung. An Familie Gertrud und Kurt Brenner sprach er einen besonderen Dank aus, denn ohne ihren Einsatz wäre die Aufführung unmöglich gewesen. Preis bedankte sich auch bei Fritz Schuster für die Bereitstellung der Lautsprecher und Mikrofone, bei allen anderen Helfern und Helferinnen sowie dem zahlreich erschienenen Publikum. Im Namen der Kreisgruppe möchten wir der Heidenheimer Theatergruppe für die gelungene Aufführung und den Reutlinger Organisatoren für den guten Verlauf und den schönen Sonntagnachmittag danken.

Anneliese Lipp

Das Kind – „Engel, der uns vereinigt“

Die Heidenheimer Akteure haben auf ihrer Gastspielreise das Reutlinger Publikum zutiefst beeindruckt. Die Gastgeber durften schon öfter die Truppe der erfolgreichen Spielleiterin Maria Onghert-Renten empfangen. So auch am 8. März. Traditionsgemäß feiert man an diesem Tag den Weltfrauentag. War es Fügung, dass das Bühnenwerk von Grete Lienert-Zultner wie auf Bestellung über die Bühne der Sondelfinger Festhalle lief? Das begeisterte Publikum wurde buchstäblich in die Handlung miteinbezogen. Das Volksstück gehört vielleicht zu den beinahe vergessenen Werken der sächsischen Autorin des letzten Jahrhunderts, hat aber nichts von seiner Aktualität eingebüßt.

„Äm Ihr uch Gläck“ lautet der suggestive Titel des Dramas. Und es ist die Ehre und das drohende Schicksal der „entehrten“ Ziri (Helga Schuster), um die sich die Dramatik des Stückes steigert. Ist sie das Opfer des Schürzenjägers Marz (Johann Dengel) oder der Intrigen hinterhältiger Dorfbewohner (Dieter Roth, Katharina Rill, Helga Rill-Dengel) oder auch der Engstirnigkeit eines allzu strengen Vaters? Oder gar des missverstanden Ehrbegriffs, der nicht mehr zeitgemäß sein sollte? Ziri wird vom Elternhof vertrieben und zieht ihr Kind in der Fremde auf. Hans (Günter Dengel), der sie aus der Kindheit kennt, und Schwägerin Enni (Irmgard Hell) erweisen sich als zutiefst menschlich und führen die „verlorene Tochter“ heim ins Elternhaus, wo sie bei der reuigen Familie (Martin Schuster, Maria Lutsch, Hans-Georg Rill) herzliche Aufnahme findet. Das Kind (Teresa Schuster) erweist sich nicht als trennendes Faktum zwischen Ziri und Hans, sondern als „der Engel, der uns vereinigt“, wie der frischgebackene Bräutigam seiner Heißgeliebten gesteht.

Es wird um Nachsicht gebeten, wenn nicht alle über 20 Darsteller und Helfer namentlich genannt werden können. Es gilt aber zu erwähnen, dass das Heidenheimer Beispiel Schule macht. Sowohl das darstellerische Niveau als auch das selbstlose Engagement aller Altersgruppen ist beeindru- ckend. Dass Helga Schuster, Mutter eines „Dreimäderlhauses“, Zeit und Energie aufbrachte, eine außergewöhnlich anspruchsvolle Rolle zu übernehmen und ihre Töchter ins Theaterstück einbezog, löste beim Publikum verdiente Bewunderung aus. Zu bemerken sei, dass das sechs Monate alte, höchst disziplinierte Baby der Schusters seine Rolle perfekt beherrschte und verdienten Applaus ernten durfte. An die Reutlinger ebenfalls ein großes Lob: Sie bezaubern durch ihre Gastfreundlichkeit und nicht zuletzt durch die lukullischen Überraschungen, die jedem siebenbürgischen Feinschmecker munden.

Wolfgang Gerhard Binder

Schlagwörter: Theater, Heidenheim

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