26. November 2007
Beispiel Rumänien: Sind Bären für den Menschen gefährlich?
Unlängst monierte der Bund der Steuerzahler in Bayern durch seinen Vorsitzenden unter anderen die Verschwendungen, die der Braunbär „Bruno“ den bayerischen Steuerzahler gekostet hat. Besagter Bär, der 2005 und 2006 in den Wäldern Bayerns gesichtet wurde, erregte die Gemüter und sorgte für Schlagzeilen in den Medien. Tierschützer knüpften daran die Hoffnung, dass der Bär in Deutschland wieder heimisch gemacht werden könnte. Als er Rinder- und Schafherden angriff, entzündete sich die Diskussion zwischen den Fürsprechern des Raubtieres und den Geschädigten.
Die Naturbehörde des Umweltministeriums entschied sich für das Einfangen Brunos. Das gelang weder einheimischen Jägern noch einem finnisches Spezialistenteam. Da zu befürchten war, dass er auch Menschen angreifen könnte, wurde er zum Abschuss freigegeben. Als er dann tatsächlich erlegt wurde, erscholl ein Aufschrei unter den Bruno-Fans mit übelsten Drohungen gegen die Täter und die Forderung nach gerichtlichen Konsequenzen gegen den Auftraggeber. Der Bund der Steuerzahler stellte dazu jüngst fest, dass Braunbär Bruno dem Steuerzahler einen Bärendienst erwiesen habe. Nach seinem Abschuss wurden nämlich zwei Dienststellen für mögliche „Bärenbeauftragte“ geschaffen, obwohl sich seither kein Bär im Freistaat hat sehen lassen und es vor Ort genügend kompetentes und geschultes Personal gibt. Und das finnische Team hat für das Nichtfangen von Bruno 32 000 Euro kassiert.
Bei der Diskussion um Bruno ging es um die Frage, ob Bären für den Menschen gefährlich sein können und ob man den Schaden, den sie sonst anrichten, hinnehmen sollte? Bei der Beantwortung dieser Frage könnte die Erfahrung anderer Länder herangezogen werden, in denen es nicht einen verirrten Bären gibt, sondern sich hunderte oder sogar tausende in den Wäldern tummeln. So in Rumänien, wo die Bärenpopulation in den letzten Jahrzehnten den Medien immer wieder Schlagzeilen lieferte. Zurzeit sollen in Rumänien etwa 6 200 Bären leben. Das sind 42 Prozent des Bärenbestandes in Europa.
Die jüngste Meldung über eine gefährliche Begegnung mit Bären bezieht sich auf eine Attacke am 13. September 2007 im Buceci-Gebirge (Südkarpaten), bei der ein Bär ein Zelt, in dem ein Vater mit seiner Tochter übernachtete, angegriffen hat. Dabei wurde der 38-jährige Mann schwer verletzt, als er versuchte, das Kind zu schützen. Bloß die Flucht in die nahe gelegene Schutzhütte bewahrte sie vor Schlimmerem. Der Bergrettungsdienst vermutet, dass es sich um denselben Bär handelt, der im Juni eine Touristengruppe angegriffen, eine Amerikanerin zu Tode gebissen und ihre Begleiter krankenhausreif verwundet hat. Im Juni war in der Gemeinde Zărnești am Fuße des Königsteins ein Mann in seinem Hof überfallen und schwer verwundet worden. Es bedurfte eines großen Aufgebots, um den Eindringling zu vertreiben. Außerhalb der Gemeinde wurde die Leiche eines von einem Bären zerfleischten Mannes gefunden. Im Gebirge wurde zu gleicher Zeit eine Sennhütte überfallen. Die Hirten kamen mit dem Schrecken davon. Im August griffen im Buceci-Gebirge vier Bären eine Schafherde an und zerrissen dabei 30 Tiere. Der Hirte, der sich durch Flucht rettete, wurde mit einem Schock vom Bergrettungsdienst ins Krankenhaus eingeliefert.
Solche Nachrichten beschäftigen seit Jahrzehnten die rumänische Fachwelt und Öffentlichkeit. In Kronstädter Vorgärten, ja sogar im Traktorenwerk, verirrten sich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gelegentlich Bären. Andernorts scheuten sie nicht davor zurück, sich im Herbst in gebirgsnahen Ortschaften am reifen Obst in Gärten zu bedienen, oder in Maisfeldern ihren Hunger zu stillen, um für den Winter einen Wams anzulegen. Dabei kam es auch zu unliebsamen Begegnungen mit Menschen. Es wurden mehrere Fälle gemeldet, bei denen Menschen angefallen wurden. In der Nähe der Burzenländer Gemeinde Nußbach wurde im September 2004 ein 16-jähriger Junge, der im Wald auf zwei junge Bären stieß, von der herbei gestürzten Bärenmutter regelrecht skalpiert und an anderen Körperteilen gebissen. In der Gemeinde Poiana Mărului am Fuße des Fogarascher Gebirges kam es im Dezember 2004 zu einer wahren Bäreninvasion. Die Tiere spazierten sogar auf der Hauptstraße sowie im Gemeindezentrum, drangen, Futter suchend, in Höfe ein und versetzten die Ortsbewohner in Schrecken. Bei Kronstadt wurden im Dezember 2004 mehrere Spaziergänger von einem tollwütigen Bären angegriffen, zwei von ihnen erlagen ihren Wunden. In den Jahren 2004 und 2005 stellten sich am Stadtrand von Kronstadt, im Burgviertel hinter der Zinne, allabendlich Bären auf Nahrungssuche bei den Müllcontainern ein. Es gab Abende, wo zehn und mehr Tiere gezählt wurden. Das führte zu einem „Müllbärentourismus“ von in- und ausländischen Schaulustigen, die sich am Abend zur Begegnung mit Meister Petz einfanden. Im Sommer 2005 wurden diese Bären eingefangen und in weit abgelegene Waldgebiete ins Gebirge verlegt. Einige haben aber zurückgefunden. Die Zeitungen meldeten im Sommer 2006, dass einzelne Bären sich sogar in die Innenstadt von Kronstadt wagten. In einer Dezembernacht des Vorjahres erschreckte ein Bär Bewohner der Stadt Fogarasch. Die herbeigerufene Polizei und Jäger brauchten zwei Stunden, um das Tier zu vertreiben, das während der Verfolgung einem Pkw Blechschaden zufügte. Es stellte sich heraus, dass der Bär nicht zu den Müllcontainern gekommen war, sondern sich beim Rückzug aus der Bergregion zum Winterschlaf ins Gebirge verirrt hatte. Laut Einschätzung des Jägervereins leben in den Wäldern des Fogarascher Hügellandes 124 Braunbären.
Zu dieser „Invasion“ von Bären ist es dadurch gekommen, dass in der Zeit Ceaușescus Bären in näher gelegne Wälder verlegt und dort gefüttert wurden, um für den „größten Jäger aller Zeiten“ parat zu sein. Da nach der Jagdsaison das Füttern eingestellt wurde, entdeckten die an Menschen gewöhnten Bären die Müllsammelstellen, in denen sie genügend Nahrung fanden und finden, die leichter zu erreichen und vielfältiger als die ihres natürlichen Lebensraumes sind. In den Gebirgen hinterlassen Touristen ebenfalls Essensreste, die Bären anlocken.
Anfang September 2006 war in der Presse zu lesen, dass ein zwölfjähriges Mädchen aus Deutschland, welches mit ihren Eltern auf einer Wandertour unterwegs war, in den Südkarpaten bei Padina in ihrem Zelt angegriffen wurde. Der Bär hatte das Zelt bereits niedergerissen. Das Mädchen kam mit dem Schrecken davon, da ihr eine Patrouille der Bergwacht zu Hilfe kam und das Tier vertrieb. Die Eltern übernachteten im Nachbarzelt.
Bei Zărnești wurde mittlerweile ein Reservat für 15 Bären mit gestörtem Verhalten auf einer Fläche von 68 ha Wiese und Wald eingerichtet und mit einem Zaun umgeben. Sie wurden aus verschiedenen Teilen des Landes hierher überführt. Im Naturschutzpark werden die Tiere beobachtet und notfalls behandelt. Sonst bewegen sie sich in Freiheit. Es ist die weltweit größte Einrichtung dieser Art. Seit Frühjahr 2007 können Besucher das Großwild von außerhalb des Zaunes oder von Ständen in ihrem neuen Umfeld beobachten. Zwei junge Bären wurden von dem Schauspieler Pierre Brice, der im November 2006 das Reservat besichtigte, nach den Namen von zwei berühmten Filmstars benannt: Gina (Lollobrigida) und Sophia (Loren).
Laut einer Pressemeldung vom 5. Oktober 2007 stießen Spaziergänger in Kronstadt auf eine am Rande der Burgpromenade liegende Bärin, deren Junges sich um sie herumtollte. Die Spaziergänger nahmen an, dass sich die Bärin ausruhe und vermieden es, ihr zu nahe zu kommen. Als sich das Tier nach mehreren Stunden nicht von der Stelle bewegte, wurde die Amtsstelle der Tieraufsicht verständig, da nun angenommen wurde, es sei verwundete oder krank. Als die Mitarbeiter der Tieraufsicht kurz vor Einbruch der Dunkelheit erschienen, was die Bärin jedoch im Wald verschwunden.
Der Fall könnte Ähnlichkeit mit einem Vorfall von vor zwei Jahren haben, als eine Bärin Kunststoffverpackungen verschluckt hatte und daran erstickte. Damals blieben vier Jungbären zurück, die erst nach mehreren Wochen eingefangen werden konnten und in das Reservat am Königstein überführt wurden.
Aus den geschilderten Vorfällen geht jedenfalls hervor, dass das Verhältnis Mensch-Bär unter unnatürlichen Bedingungen, die die moderne Zivilisation schafft, nicht unproblematisch ist. Statt Hysterie ist eine sachliche Analyse erforderlich. Das wäre auch im Falle des nach Bayern eingedrungenen Bruno erforderlich gewesen.
Die jüngste Meldung über eine gefährliche Begegnung mit Bären bezieht sich auf eine Attacke am 13. September 2007 im Buceci-Gebirge (Südkarpaten), bei der ein Bär ein Zelt, in dem ein Vater mit seiner Tochter übernachtete, angegriffen hat. Dabei wurde der 38-jährige Mann schwer verletzt, als er versuchte, das Kind zu schützen. Bloß die Flucht in die nahe gelegene Schutzhütte bewahrte sie vor Schlimmerem. Der Bergrettungsdienst vermutet, dass es sich um denselben Bär handelt, der im Juni eine Touristengruppe angegriffen, eine Amerikanerin zu Tode gebissen und ihre Begleiter krankenhausreif verwundet hat. Im Juni war in der Gemeinde Zărnești am Fuße des Königsteins ein Mann in seinem Hof überfallen und schwer verwundet worden. Es bedurfte eines großen Aufgebots, um den Eindringling zu vertreiben. Außerhalb der Gemeinde wurde die Leiche eines von einem Bären zerfleischten Mannes gefunden. Im Gebirge wurde zu gleicher Zeit eine Sennhütte überfallen. Die Hirten kamen mit dem Schrecken davon. Im August griffen im Buceci-Gebirge vier Bären eine Schafherde an und zerrissen dabei 30 Tiere. Der Hirte, der sich durch Flucht rettete, wurde mit einem Schock vom Bergrettungsdienst ins Krankenhaus eingeliefert.
Solche Nachrichten beschäftigen seit Jahrzehnten die rumänische Fachwelt und Öffentlichkeit. In Kronstädter Vorgärten, ja sogar im Traktorenwerk, verirrten sich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts gelegentlich Bären. Andernorts scheuten sie nicht davor zurück, sich im Herbst in gebirgsnahen Ortschaften am reifen Obst in Gärten zu bedienen, oder in Maisfeldern ihren Hunger zu stillen, um für den Winter einen Wams anzulegen. Dabei kam es auch zu unliebsamen Begegnungen mit Menschen. Es wurden mehrere Fälle gemeldet, bei denen Menschen angefallen wurden. In der Nähe der Burzenländer Gemeinde Nußbach wurde im September 2004 ein 16-jähriger Junge, der im Wald auf zwei junge Bären stieß, von der herbei gestürzten Bärenmutter regelrecht skalpiert und an anderen Körperteilen gebissen. In der Gemeinde Poiana Mărului am Fuße des Fogarascher Gebirges kam es im Dezember 2004 zu einer wahren Bäreninvasion. Die Tiere spazierten sogar auf der Hauptstraße sowie im Gemeindezentrum, drangen, Futter suchend, in Höfe ein und versetzten die Ortsbewohner in Schrecken. Bei Kronstadt wurden im Dezember 2004 mehrere Spaziergänger von einem tollwütigen Bären angegriffen, zwei von ihnen erlagen ihren Wunden. In den Jahren 2004 und 2005 stellten sich am Stadtrand von Kronstadt, im Burgviertel hinter der Zinne, allabendlich Bären auf Nahrungssuche bei den Müllcontainern ein. Es gab Abende, wo zehn und mehr Tiere gezählt wurden. Das führte zu einem „Müllbärentourismus“ von in- und ausländischen Schaulustigen, die sich am Abend zur Begegnung mit Meister Petz einfanden. Im Sommer 2005 wurden diese Bären eingefangen und in weit abgelegene Waldgebiete ins Gebirge verlegt. Einige haben aber zurückgefunden. Die Zeitungen meldeten im Sommer 2006, dass einzelne Bären sich sogar in die Innenstadt von Kronstadt wagten. In einer Dezembernacht des Vorjahres erschreckte ein Bär Bewohner der Stadt Fogarasch. Die herbeigerufene Polizei und Jäger brauchten zwei Stunden, um das Tier zu vertreiben, das während der Verfolgung einem Pkw Blechschaden zufügte. Es stellte sich heraus, dass der Bär nicht zu den Müllcontainern gekommen war, sondern sich beim Rückzug aus der Bergregion zum Winterschlaf ins Gebirge verirrt hatte. Laut Einschätzung des Jägervereins leben in den Wäldern des Fogarascher Hügellandes 124 Braunbären.
Zu dieser „Invasion“ von Bären ist es dadurch gekommen, dass in der Zeit Ceaușescus Bären in näher gelegne Wälder verlegt und dort gefüttert wurden, um für den „größten Jäger aller Zeiten“ parat zu sein. Da nach der Jagdsaison das Füttern eingestellt wurde, entdeckten die an Menschen gewöhnten Bären die Müllsammelstellen, in denen sie genügend Nahrung fanden und finden, die leichter zu erreichen und vielfältiger als die ihres natürlichen Lebensraumes sind. In den Gebirgen hinterlassen Touristen ebenfalls Essensreste, die Bären anlocken.
Anfang September 2006 war in der Presse zu lesen, dass ein zwölfjähriges Mädchen aus Deutschland, welches mit ihren Eltern auf einer Wandertour unterwegs war, in den Südkarpaten bei Padina in ihrem Zelt angegriffen wurde. Der Bär hatte das Zelt bereits niedergerissen. Das Mädchen kam mit dem Schrecken davon, da ihr eine Patrouille der Bergwacht zu Hilfe kam und das Tier vertrieb. Die Eltern übernachteten im Nachbarzelt.
Bei Zărnești wurde mittlerweile ein Reservat für 15 Bären mit gestörtem Verhalten auf einer Fläche von 68 ha Wiese und Wald eingerichtet und mit einem Zaun umgeben. Sie wurden aus verschiedenen Teilen des Landes hierher überführt. Im Naturschutzpark werden die Tiere beobachtet und notfalls behandelt. Sonst bewegen sie sich in Freiheit. Es ist die weltweit größte Einrichtung dieser Art. Seit Frühjahr 2007 können Besucher das Großwild von außerhalb des Zaunes oder von Ständen in ihrem neuen Umfeld beobachten. Zwei junge Bären wurden von dem Schauspieler Pierre Brice, der im November 2006 das Reservat besichtigte, nach den Namen von zwei berühmten Filmstars benannt: Gina (Lollobrigida) und Sophia (Loren).
Laut einer Pressemeldung vom 5. Oktober 2007 stießen Spaziergänger in Kronstadt auf eine am Rande der Burgpromenade liegende Bärin, deren Junges sich um sie herumtollte. Die Spaziergänger nahmen an, dass sich die Bärin ausruhe und vermieden es, ihr zu nahe zu kommen. Als sich das Tier nach mehreren Stunden nicht von der Stelle bewegte, wurde die Amtsstelle der Tieraufsicht verständig, da nun angenommen wurde, es sei verwundete oder krank. Als die Mitarbeiter der Tieraufsicht kurz vor Einbruch der Dunkelheit erschienen, was die Bärin jedoch im Wald verschwunden.
Der Fall könnte Ähnlichkeit mit einem Vorfall von vor zwei Jahren haben, als eine Bärin Kunststoffverpackungen verschluckt hatte und daran erstickte. Damals blieben vier Jungbären zurück, die erst nach mehreren Wochen eingefangen werden konnten und in das Reservat am Königstein überführt wurden.
Aus den geschilderten Vorfällen geht jedenfalls hervor, dass das Verhältnis Mensch-Bär unter unnatürlichen Bedingungen, die die moderne Zivilisation schafft, nicht unproblematisch ist. Statt Hysterie ist eine sachliche Analyse erforderlich. Das wäre auch im Falle des nach Bayern eingedrungenen Bruno erforderlich gewesen.
Michael Kroner
Schlagwörter: Bären
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