29. Januar 2019

Goldene Ehrennadel für Aurel Vainer: „Meilenstein der Moral und Korrektheit“

Bukarest – Am 18. Januar wurde im Bukarester Kulturhaus „Friedrich Schiller“ erstmals in der Geschichte ein ethnisch Nicht-Deutscher mit der goldenen Ehrennadel des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) ausgezeichnet: Dr. Aurel Vainer, der Präsident der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien (FCER).
Die Laudatio hielt DFDR-Abgeordneter Ovidiu Ganț, der die Ehrung - im zuständigen Gremium des DFDR einstimmig befürwortet - vorgeschlagen hatte. Als „Meilenstein der Moral und Korrektheit“ bezeichnete er darin den 1932 in Botoșani geborenen, bekannten Wirtschaftsexperten und ehemaligen Leiter der rumänischen Handelskammer, der mit 72 noch Abgeordneter wurde und drei Legislaturperioden diente. Vainer habe sich sein Leben lang für Demokratie, Frieden und Solidarität zwischen den ethnischen und religiösen Minderheiten in Rumänien eingesetzt und jegliche Tendenz von Antisemitismus, Rassismus, Xenophobie oder Diskriminierung stets bekämpft, betonte Ganț in der Laudatio. Zahlreiche Projekte und gemeinsame Aktivitäten für die Jugend zur Aufarbeitung der Geschichte, aber auch im Hinblick auf eine gemeinsame, demokratische und friedliche Zukunft waren auf seine Initiative entstanden. Vor allem aber hatte er auf die jüngsten Verunglimpfungen von Staatspräsident Klaus Johannis, der deutschen Minderheit und des DFDR als „postnazistische Organisation“ durch PSD-Mitglieder und rumänische Regierungspolitiker umgehend in der Öffentlichkeit Stellung bezogen. Die FCER war die einzige Organisation, die diese Art Solidarität gezeigt hatte, betonte auch DFDR-Vorsitzender Dr. Paul Jürgen Porr.
DFDR-Vorsitzender Dr. Paul-Jürgen Porr ...
DFDR-Vorsitzender Dr. Paul-Jürgen Porr überreichte Dr. Aurel Vainer die Urkunde. Foto: George Dumitriu
Vainer erinnerte sich an den Moment, als er erstmals die Karikatur von Johannis mit Hitlerbärtchen entdeckte: „Ich bin explodiert – obwohl ich sonst nicht wütend bin – und habe ihm sofort eine Nachricht geschickt.“ In seiner Dankesrede ging es um Freundschaft und kulturelle Gemeinsamkeiten, aber auch um die Bedeutung von Erinnerung und Aufarbeitung der Geschichte, „die der aufrichtigen Freundschaft mit der deutschen Minderheit in Rumänien nie im Wege gestanden hat – im Gegenteil“. Erinnerungskultur bedeute aber nicht nur schlechte Momente, so Vainer. Geplant sei daher ein Projekt des FCER zur wissenschaftlichen Dokumentation von Fällen, in denen Menschen in Rumänien Juden zur Zeit des Holocausts oder der Pogrome geholfen haben. Als Beispiel erwähnt er Traian Popovici, den Bürgermeister von Czernowitz, der zur Zeit Antonescus 22 000 Gutachten gegen die Deportation von Juden nach Transnistrien ausgestellt hat.

Der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt bemerkte, die Rolle, die Vainer im aktuellen politischen Kontext spiele – seine Solidarität mit der deutschen Minderheit und anderen Minderheiten – sei „eine große Sache“. Den Feierlichkeiten wohnten zudem Präsidentenberater Sergiu Nistor, der russische Botschafter Vitaly Kuzmin und die österreichische Botschafterin Isabel Rauscher, seitens des deutschen Forums der DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa, Unterstaatssekretärin Christiane Gertrud Cosmatu, der Leiter des Altreichforums, Dr. Klaus Fabritius, und dessen Geschäftsführerin Carmen Cobliș bei.

Nina May

Schlagwörter: Auszeichnung, Ehrennadel, DFDR, deutsch-rumänische Beziehungen

Bewerten:

12 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.