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9. März 2010

Kulturspiegel

Leichter Einstieg in wissenschaftliches Denken mit Harry Binders Buch

Der Hermannstädter Diplom-Physiker und Chemiker Harry H. Binder hat im Re Di Roma-Verlag, Remscheid, ein neues Buch über philosophische und wissenschaftliche Themen veröffentlicht. In „Der Philosoph, der in den Brunnen fiel“ versucht Binder, vor allem bei jungen Leuten das Interesse an den Naturwissenschaften zu wecken und den Einstieg ins wissenschaftliche Denken zu erleichtern.
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Kommentare

Artikel wurde 9 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 09.03.2010, 08:01 Uhr:
    Mit Verlaub, aber dies ist keine Rezension, sondern eine Verlagsanzeige, die den Verkauf ankurbeln soll, ein Paratext (eigentlich: Peritext), der gewöhnlich auf dem Buchrücken zu lesen ist. Über den konkreten Inhalt erfährt der Leser gar nichts: welche naturwissenschaftlichen Themen werden denn hier philosophisch aufbereitet? Oder welche philosophischen Probleme naturwissenschaftlich erklärt? Wieviele Kapitel hat das Buch? Wie gut werden die Probleme erklärt? Wieviel Komplexität geht dabei auf Kosten des Humors verloren? Welche Zielgruppe wird hier angesprochen: der Adoleszent, der Chemielehrer oder ...?
    Eine selten schlechte Auftragsarbeit ist dies.
  • hms

    2hms schrieb am 10.03.2010, 21:09 Uhr:
    Hallo bankban

    Ich kann Ihrem Kommentar nur zustimmen. Ich wundere mich oft über Buch-Promotionen, die auch in anderen Fällen in der Siebenbürgischen Zeitung veröffentlicht werden. Im konkreten Fall handelt es sich bei dem „Re Di Roma-Verlag“ um nichts anderes, als einen „quasi“ Selbstverlag, bei dem jeder ein Buch herausgeben kann - für entsprechende Bezahlung. Das weitere Prozedere ist dann die Annonce bei Amazon, - womöglich mir einer „Rezension“ (siehe hier: Alexander Rykow) welche dann z.B. in der Siebenbürger Zeitung übernommen wird.
    Zu dem nicht „veratetenen“ Inhalt könnte ich mir folgendes denken: Der Titel spielt ja auch eine Stelle bei Platon an, der über den „Vorsokratiker“ Thales (der seit Aristoteles als der erste Philosoph gilt) folgendes überliefert:

    “Als Thales die Sterne beobachtete und nach oben blickte, achtete er nicht darauf, was vor ihm war, und als er dabei in einen Brunnen fiel, soll eine witzige und geistreiche thrakische Magd ihn verspottet haben: er wolle wissen, was am Himmel sei, aber es bleibe ihm verborgen, was vor ihm und zu seinen Füßen liege.“

    Der Ansatz, Philosophie auf anschauliche, „witzige Art“ den Lesern nahezubringen ist ja nicht neu. Dazu gibt es ein bekanntes und vielgelesenes Buch von:

    Weischedel, Wilhelm., Die philosophische Hintertreppe. 34 große Philosophen in Alltag und Denken, München 1991


    [Beitrag am 10.03.2010, 21:09 von hms geändert]

    [Beitrag am 10.03.2010, 21:10 von hms geändert]
  • bankban

    3bankban schrieb am 10.03.2010, 21:40 Uhr:
    Ja, aber Weischedel ist so witzig nun auch nicht. Er ist leicht lesbar, und leicht verständlich, aber nicht witzig. Da ist Luciano de Crescenzo mit seinen Büchern lustiger...

    [Beitrag am 10.03.2010, 21:40 von bankban geändert]
  • fritz1966

    4fritz1966 schrieb am 11.03.2010, 09:42 Uhr:
    Nicht in erster Linie witzig, aber inhaltlich hervorragend und gelegentlich mit subtilem Humor behandelt Hans Blumenberg in seinem Buch "Das Lachen der Thrakerin" das Missgeschick des Thales als Metapher für ein Kernproblem der wissenschaftlichen und philosophischen Entwicklungen.
    Was die Rezension betrifft, so finde ich die Kritik daran (Werbetext) berechtigt, allerdings ist das gute (oder eben schlechte) Tradition in dieser Zeitung. Ein Großteil der hier erscheinenden "Rezensionen" sind Gefälligkeitsarbeiten (das Buch kann natürlich trotzdem gut sein); dass der Inhalt des Buches dabei kaum näher behandelt wird, liegt in der Natur der Sache, wenn der "Rezensent" sich mit Klappentext und flüchtigem Durchblättern begnügt. Auch das hat Tradition, wie sich schon Lichtenberg mokierte: "Ob ich gleich weiß, dass sehr viele Rezensenten die Bücher nicht lesen, die sie so musterhaft rezensieren, so sehe ich doch nicht ein, was es schaden kann, wenn man das Buch liest, das man rezensieren soll."
  • joker

    5joker schrieb am 11.03.2010, 11:12 Uhr:
    Ein etwas älteres Buch zum Thema Philosophie, welches ich sehr gerne gelesen habe: Jostein Gaarder, Sofies Welt: Roman über die Geschichte der Philosophie
    "Er zeigt in seinem Buch überzeugend, daß es Spaß macht, Fragen zu stellen, Antworten auszuprobieren, denn gerade die komischen Antworten in der Geschichte und die falschen Lösungsansätze in der Philosophie führen oft zu den interessanteren, neuen Fragen. Kurz gesagt: Denken macht Spaß -- man sollte es mal wieder ausprobieren"

    Auch wenn Jostein Gaarder sich zuletzt nicht gerade beliebt gemacht hat mit seinem Anti-Israel Essay so bleibt sein Buch dennoch lesenswert.

    [Beitrag am 11.03.2010, 11:14 von joker geändert]
  • seberg

    6seberg schrieb am 11.03.2010, 12:00 Uhr:
    So ist es wohl, @fritz1966: Gefälligkeitsarbeiten, für uns selbst nämlich. Ist dies doch eine Verbandszeitung der sb.Sachsen, insofern ist es ja vielleicht auch normal.

    Das grundsätzliche Missverständnis aber, dass wirkliches Interesse an theoretischen wissenschaftlichen u. philosophischen Fragen überhaupt erst durch Bücher geweckt werden könnte, scheint unausrottbar. Dies gilt m.E. auch und besonders dann, wenn diese Bücher „humorvoll“, „leicht verständlich“ und „aus dem Leben gegriffen“ daherkommen.

    Ich kenne übrigens diese Version der Thales-Geschichte: als verliebter Jüngling ist er einmal nachts in einen Brunnen gefallen, von wo er nur noch die Sterne sehen und unter Schmerzen um Hilfe rufen konnte. Dadurch erst ist er später zum Sternengucker und Denker geworden. Moral der Geschicht’: Schlimme Erfahrung macht nachdenklich und wissensdurstig und führt dann erst zu oft überraschenden und „humorvollen“, d.h. zu geistreichen Erkenntnissen.
    Wer zuletzt lacht, lacht klüger. Das könnte auch für uns Sachsen gelten: Wer unsere schlimme Erfahrung, vor allem seine eigene und persönliche, nicht als „Brunnen der Erkenntnis“ nützen kann, wird auch durch noch so humorvolle und immer noch seichter-witzigere Bücher nichts wirklich verstehen. Die Versicherung des Rezensenten, der Leser würde beim Lesen des Binder-Buches „zutiefst“ verstehen, sollte jedenfalls nicht als Garantie mißverstanden werden. Werbung eben.


    [Beitrag am 11.03.2010, 12:01 von seberg geändert]
  • der Ijel

    7der Ijel schrieb am 11.03.2010, 14:40 Uhr:

    So bewies er der Welt, dass auch Philosophen leicht reich werden können, wenn sie nur wollen, ------
    Zitat aus Wikipedia:

    --------der hat mit Olivenpressen Geld verdient
    Ein anderer tut´s mit Bücherschreiben.

    Ob er nun Villosoff ist oder nicht wird sich noch herausstellen.

    Weil Werbung hier so billig ist will ich auch einen Villosoffen vorstellen,der auch in den Brunnen gefallen war,
    der soll tatsächlich vorher und nacher viel gesoffen haben:

    Erzählt 1977 vom Riêpên Misch; aufgezeichnet von Walter Georg Kauntz

    http://www.siebenbuerger.de/ortschaften/donnersmarkt/erzaehlung/18619-mrrrrrr.html
  • hms

    8hms schrieb am 11.03.2010, 17:48 Uhr:
    @bankban: Zu Ihrer Erwiderung: „Ja, aber Weischedel ist so witzig nun auch nicht“.

    Sie haben anscheinend die Anführungszeichen übersehen, mit denen ich die „witzige Art“ versah. Die Intention meines Beitrages war ja nicht das Buch des Herrn Weischedel vor dem hier behandelten hervorzuheben. Ich habe diesen Titel nur als Beispiel für viele andere genommen, die vorgeben, in irgendetwas auf leichte Art einzuführen. Der Buchmarkt wird ja regelrecht überschwemmt mit allerlei Vademecums und Ratgeberliteratur, die aber thematisch nichts bringen und lediglich das Bedürfnis befriedigen, die Abnehmer als „gebildet“ erscheinen zu lassen. Auf richtig witzige Art ist dazu auch ein Buch von Pierre Bayard erschienen: „Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat“.
    Wer etwas zu sagen haben will, muss schon selber lesen, selber denken, also Zusammenhänge herstellen und Schlussfolgerungen ziehen. Dazu dienen relevante Quellen und Primärtexte (zu denen ich das Buch von Gaarder, welches joker oben erwähnt, durchaus zähle). Lesen lassen, oder durchs Internet oder Wikipedia surfen macht noch keine Bildung aus.
  • Johann

    9Johann schrieb am 11.03.2010, 22:02 Uhr:
    hms "Wer etwas zu sagen haben will, muss schon selber lesen, selber denken, also Zusammenhänge herstellen und Schlussfolgerungen ziehen."
    Dem kann ich zustimmen.
    Wieso gehört eigentlich Gaarder´s Buch nicht zu diesem Genre?
    Welche philosophische Neuheit kann man dort nachlesen?

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