13. Juli 2009

"Kultur macht uns unverwechselbar!"

Diese Aussage tätigte der Schirmherr der Aussiedlerkulturtage der Stadt Nürnberg, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, am 20. Juni im Großen Saal des Gemeinschaftshauses Langwasser vor ca. 350 Gästen und fuhr fort: „Sie trennt uns, aber grenzt uns nicht ab von den anderen. Gott sei Dank sind wir nicht alle gleich! Auf der anderen Seite kann Kultur verbinden, kann Brücken schlagen und Trennendes überwinden. Das zeigen Sie im Haus der Heimat und auch hier auf tollste Art und Weise!“
Die Eröffnung der Aussiedlerkulturtage tags zuvor im Haus der Heimat Nürnberg begann mit einer Romanze von Dimitri Schostakowitsch, die an Violine und Klavier meisterhaft vorgetragen wurde von den Russlanddeutschen Kristine Meier und Dr. Andreas Meier. In Vertretung des Schirmherrn knüpfte Stadträtin Gabriela Heinrich (SPD) daran treffend mit ihrem Exkurs aus dem Buch „Mein Leben im Schrebergarten“ von Wladimir Kaminer an. Es ist der Blick von außen auf die deutsche Kultur, ein humorvoll-kritischer und doch liebevoller Blick, der z. B. die Vollkaskoversicherung fürs Leben anzustreben als typisch deutsch ausmacht und für den Einbürgerungstest nach tapfer-leidvoller Erfahrung u. a. das Rhabarberessen empfiehlt, um zu zeigen, dass das Leben in Deutschland kein Zuckerschlecken ist. Frau Heinrich sprach ihre „große Wertschätzung für die Aussiedlerkulturtage und insgesamt für das Haus der Heimat“ ebenso aus wie Stadträtin Jutta Bär (CSU).
Kunstvolle Handarbeit: Die bei den ...
Kunstvolle Handarbeit: Die bei den Aussiedlerkulturtagen in Nürnberg präsentierte „Nösner Bauernstube“ hat die Ausstellungsbesucher beeindruckt.
Bei seiner Begrüßung hatte Horst Göbbel, Vorsitzender des Vereins Haus der Heimat, betont: „Wir sind prädestinierte Brückenbauer zwischen unseren früheren Heimatgebieten und unserer neuen Heimat hier in Franken, zwischen Zuwanderern und den schon lange hier Lebenden, Brückenbauer zwischen ethnischen Minderheiten, unterschiedlichen Konfessionen, Sprachen, Kulturen aus dem Osten und der hiesigen deutschen urbanen kulturellen Vielfalt. Wir sind dies gerne.“ Unter den Gästen befanden sich wieder Vertreter von kommunalen Institutionen, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen.

Dr. Sabine Arnold von der SinN-Stiftung des Ev.-Luth. Dekanats in Nürnberg führte in die Diaschau zur Wanderausstellung „Das Russlanddeutsche Haus“ ein, die von der Evangelischen Aussiedlerseelsorge in Westfalen konzipiert worden ist, und dankte den Vertretern des HdH, Vetter, Pastarnak und Hutter, ganz herzlich für die Zusammenarbeit bei der Vorbereitung des Projekts 2008: „Sie war intensiv, streitbar, fröhlich, tatkräftig und freundschaftlich!“ Anhand von Bildern führte Lydia Pastarnak virtuell durch diese Ausstellung und vermittelte einfühlsam Lebensart und Lebensgewohnheiten aus dem Alltag sowie Geschichte der Deutschen in Russland. Begleitet von Akkordeonklängen und Musikstücken des „Duo Meier“ wurde der Vortrag zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Anschließend sang Laura Egorova in Begleitung von Marina Wecherovskaja am Klavier Lieder von Franz Schubert und überraschte das Publikum mit der „Forelle“ auf Russisch.

Der Abend wurde mit der „Nösner Bauernstube“, einer Ausstellung des Kreisverbands Nürnberg des Verbands der Siebenbürger Sachsen, abgerundet. Marianne Hager führte in die Ausstellung ein. Die Bauernstube hinterließ bei den Gästen einen tiefen Eindruck. Man äußerte Lob und Respekt für so viele kunstvolle Handarbeiten, Trachten und die harmonische Darstellung unterschiedlicher Zeitepochen in einer Bauernstube.

Am Samstag, im Anschluss an den Auftritt der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. (Dirigent Michael Bielz), begrüßte Horst Göbbel im Gemeinschaftshaus Nürnberg-Langwasser die Gäste als Vorsitzender des Hauses der Heimat, das 2009 den Vorsitz im Aussiedlerbeirat der Stadt Nürnberg hat. Göbbel betonte: „Die Stadt Nürnberg beschreitet in Sachen Integration neue Wege. Der bevorstehenden Gründung des ,Rates für Integration und Zuwanderung‘ sehen wir mit Spannung und Zuversicht entgegen. Wir wissen, dass wir in der Politik, im Nürnberger Rathaus und an der Spitze der Stadt Partner haben, die uns im Integrationsprozess konstruktiv begleiten und helfen.“ Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly griff diesen Gedanken auf und erklärte: „Im Rahmen der Nürnberger Integrationspolitik habe ich den Aussiedlerbeirat sehr schätzen gelernt, wir haben fast in allen Fragen am gleichen Strang gezogen. Das zeigt, dass Ihre Vertreter, an der Spitze Herr Göbbel, sich der kommunalpolitischen Verantwortung bewusst sind, die sich aus der Aussiedlerkulturarbeit heraus ergibt. Dank geht an die, die mitgestritten haben und mitdiskutieren, damit wir in der Stadt die wichtigen Wege zur Integration und kulturellen Vielfalt unter dem Dach der neuen Heimat Nürnberg gehen können.“

Namhafte Ehrengäste, darunter Vertreter des Bezirks Mittelfranken und Stadträte, gaben mit ihrer Anwesenheit den 21 gestaltenden Kulturgruppen die Ehre. Dagmar Wöhrl, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, lobte die wunderschönen Trachten. Günther Gloser, MdB, Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, sprach über „Dinge, wo der Funken nicht überspringt und so das Herz nicht erreicht wird“, und fuhr fort: „Ich glaube, dass in einem größer werdenden Europa die Kultur eine ganz wichtige Brücke darstellt. Dabei ist es wichtig, Neugierde für neue Entwicklungen zu schaffen!“ Stadtrat Michael Frieser, Kandidat der CSU für den Bundestag, stellte fest: „Hier versucht man, Heimat in zweierlei Hinsicht zu sehen: einerseits heimisch zu werden und andererseits den Ort, wo man herkommt, nicht zu verlieren.“

Auf der Bühne wurden Volkstänze, HipHop, Volkslieder und moderner Gesang und am Schluss gemeinsames Tanzen geboten. Steffi Kepp führte in der siebenbürgisch-sächsischen Tracht sympathisch und souverän durch das Programm. Die Banater Schwaben waren durch ihre Kinder- bzw. Jugendtrachtengruppe vertreten, die Sathmarer Schwaben durch die Tanzgruppe der Schandermer „Rosmarein“, die Deutschen aus Russland durch die HipHop-Gruppe „White Shadows“ und die landsmannschaftliche Gesangsgruppe, die Tanzschule Franz Hof sowie die sechs Gesangsgruppen des Hauses der Heimat. Die Siebenbürger Sachsen präsentierten sich mit der Jugendtanzgruppe Nürnberg (Leitung: Brigitte Hahnfeld/Stephanie Kepp), dem Chor „Siebenbürger Vocalis“ (Leitung: Wilhelm Stirner) und der Alzener Tanzgruppe (Leitung: Heide und Martin Mehburger). Geladene Gastgruppen waren die Trachtentanzgruppen des Heimat- und Trachtenvereins Stadeln e.V. und der Egerländer Gmoi sowie die Große Garde der Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris.

Am Sonntag wurde der Gottesdienst in der St. Maximilian-Kolbe-Kirche in Nürnberg-Langwasser gestaltet und durch rund 60 Trachtenträger der Deutschen aus Russland, Oberwischauer, Oberschlesier, Banater und Sathmarer Schwaben sowie Siebenbürger Sachsen bereichert. Pfarrer Schattenhofer predigte zum Thema „Die Angst als guter Freund“. Den Gottesdienst umrahmte das Streicherquintett unter der Leitung von Marcus Hullin. Doris Hutter dankte als Organisatorin der Aussiedlerkulturtage Pfarrer Schattenhofer für die Möglichkeit, den Gottesdienst in der Kirche feiern zu dürfen, und lud die Gemeinde zum Sektempfang ein. Im Hof hatten die Oberschlesier einige Ausstellungen und Getränke sowie schlesische Spezialitäten bereitgestellt. Zeitzeugen präsentierten die Wanderausstellungen des Hauses der Heimat: „Erste Schritte in Friedland“ und „Sibirien im Blick deutscher Missionare“. Zu den Klängen der Blaskapelle Nürnberg e.V. gestalteten die Trachtenträger einen Trachtenaufmarsch im Hof der Kirche und schafften den Rahmen für einen festlichen Abschluss der Aussiedlerkulturtage 2009.

Doris Hutter

Schlagwörter: Nürnberg, Kulturtage

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