1. Dezember 2023

„Schrröcklich gruselig!“ Lotte Schweizers Kinderbuch „Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten“

Lotte Schweizer: „Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten“. Mit farbigen Illustrationen von Alexandra Helm. dtv Verlag, München, 128 Seiten, 9,99 Euro, ISBN 978-3-423-44240-4
Emmas Leben wird urplötzlich gehörig auf den Kopf gestellt: Ausgerechnet an ihrem 8. Geburtstag zieht Papas neue Freundin mit ihren Zwillingssöhnen ein, und weil die Wohnung klein ist, muss Emma ihr Zimmer ab sofort mit zwei Jungs teilen. Der Schock über die neue Situation erweist sich aber sehr schnell als Segen, denn Diana, Lenny und Paul sind wie Emma große Hundefreunde, und gemeinsam können sie Papa davon überzeugen, einen Hund als Haustier anzuschaffen – für Emma geht ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Diana, die eine soziale Ader hat, besteht darauf, dass das neue Familienmitglied „aus dem Tierschutz kommt“, denn „wir wollen einen Außenseiterhund“. Und so findet Brutus, der „in einer Kiste in der Wildnis Transsilvaniens“ gefunden wurde, bei der Patchworkfamilie ein neues Zuhause.

Die Umstände seiner Ankunft sind dubios: Mitten in der Nacht wird er in einem Kasten, der stark an einen kleinen Sarg erinnert, im Garten abgelegt, und auf dem beiliegenden Zettel steht „Umtausch leider ausgeschlossen“. Zudem hat Brutus wenig von einem Hund – er ist „so klein … kaum höher als ein Taschenbuch“, hat „Fledermausohren, eins schnurgerade nach oben gerichtet, das andere umgeklappt“ und bellt auch nicht, „sondern blökte wie ein Schaf“. Und dann erst seine Eckzähne! „Lang und spitz blitzten sie aus dem Mäulchen hervor.“ Emma ist verwirrt. „Obwohl er nicht größer als ein Zwergpinscher war, machte er ihr ein bisschen Angst.“ Erst später kommt ans Licht, was Brutus eigentlich ist und die Leser vielleicht schon geahnt haben: „Ein Fludel. Halb Fledermaus, halb Pudel und einhundert Prozent Vampirtier“. Der das enthüllt, ist Brutus‘ Besitzer, Graf Dracula höchstpersönlich, denn das Tier wurde gar nicht ausgesetzt, sondern ist entlaufen, und der „Fürst der Finsternis, Herr der Verdammnis, der Furcht einflößendste Vampir, den es jemals gegeben hat und jemals geben wird“, wie er sich vorstellt, ist gekommen, um Brutus wieder nach Hause, nach Transsilvanien zu holen.

Was Emma, Lenny und Paul mit Brutus, Graf Dracula und der strengen Nachbarin Frau Meise in den Tagen um Halloween erleben, erzählt die Autorin Lotte Schweizer mit Lust am Fabulieren, kindgerechtem Humor und einer Prise Grusel, die aber gar nicht so „schrröcklich gruselig“ daherkommt, wie Graf Dracula das gern hätte. Die farbigen Illustrationen von Alexandra Helm sind kleine Kunstwerke, die die Geschichte angemessen begleiten und dabei Raum für Fantasie lassen. Leben als Patchworkfamilie, Toleranz und Zusammenhalt trotz unterschiedlicher Lebensauffassungen sind Themen, die im Buch behandelt und für Kinder ab ca. sieben Jahren nachvollziehbar werden. Und „die Sache mit den Tomaten“? Das gilt es beim Vor- oder Selbstlesen herauszufinden.

Doris Roth

Schlagwörter: Kinderbuch, Vampir, Halloween

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