22. September 2023

Kulturtag Haferland in Meschendorf mit Besucherrekord

Es ist erstaunlich, wie das abgelegene Meschendorf am diesjährigen Kulturtag Haferland nicht nur die siebenbürgische Kultur hat aufleben lassen, sondern so viele Besucher begeistern konnte. Bereits einige Stunden vor dem offiziellen Beginn trafen die ersten Besucher aus ganz Rumänien, Deutschland und anderen Ländern, sogar aus den USA, in Meschendorf ein.
Mutter und Tochter engagiert in Meschendorf: ...
Mutter und Tochter engagiert in Meschendorf: Hermine Antoni (rechts) und Hermine Hellbeck. Foto: Alexandra Eisenberg
Entlang der Dorfstraße gab es bald kaum noch Parkplätze und in der Kirche noch nicht einmal mehr Stehplätze. Über 600 Essen wurden ausgegeben, so erzählte man sich, Kuchen und andere siebenbürgische Köstlichkeiten nicht mitgezählt. Obwohl das beschauliche Meschendorf im Vergleich zu anderen Dörfern, wie etwa Deutsch-Weißkirch, doch eher weniger bekannt ist und keine prominenten Vertreter vorzuweisen hat, tummelten sich am 5. August überall im Kirchenhof schätzungsweise 800 gut gelaunte Besucher und erfreuten sich an der Atmosphäre, dem traditionellen Essen und bunten Programm. Neben Blasmusik, siebenbürgischen Tänzen und einem Orgelkonzert konnte man eine Kutschenfahrt durchs Dorf machen oder einen traditionellen siebenbürgischen Hof besuchen. Man traf im Kirchenhof auf lokale Anbieter von Honig, Käse oder handgemachten Kunstwerken, auf einen Stand der Kinder von Meschendorf, die den Besuchern liebevoll gestaltete Souvenirs schenkten. Umgeben von Fotoausstellungen und einer großen Trachtenausstellung, die die ehemalige Dorflehrerin Hermine Antoni, wie in jedem Jahr, liebevoll in und um die Kirche herum drapierte, schwirrten viele glückliche Kinder umher, für die die Haferland-Veranstalter ein wahres Spielparadies aufgebaut hatten.

Und auch als das Fest eigentlich schon zu Ende war, verweilten noch viele Gäste an diesem Sommerabend im Kirchenhof und mochten von der schönen Atmosphäre nicht Abschied nehmen, obwohl im Gemeindesaal inzwischen der siebenbürgische Ball begonnen hatte.

Auf die Frage, ob mit dem großen Andrang zu rechnen war, antwortet Hermine Antoni, die den Sommer wie jedes Jahr in Meschendorf verbringt: „Manchmal hängt der Erfolg allein vom Wetter ab. Aber so oder so ist die Kulturwoche Haferland für unsere Region ein wahres Geschenk und wir sind den Haferland-Veranstaltern dafür sehr dankbar. In diesem Jahr haben wir die Herzen der Besucher vielleicht mit unserem Programm berührt. Es war uns sehr wichtig, auch die Dorfbewohner und die Kinder aus Meschendorf mit einzubeziehen.“ Mit wir meint sie ihre in Deutschland lebende Tochter Hermine Hellbeck, die sich mit ihrem Verein „Meschendorfs Kinder e.V.“ für bessere Bildungschancen der Kinder in Meschendorf einsetzt und seit zwei Jahren offizieller Partner der Kulturwoche Haferland ist: „Meine Mutter hat den Kulturtag in Meschendorf zehn Jahre allein organisiert, nun sind wir immerhin schon zu zweit.“

Voller Kirchenhof beim Kulturtag Haferland in ...
Voller Kirchenhof beim Kulturtag Haferland in Meschendorf. Foto: Loredana Stoian
Ob es eigentlich ihre Aufgabe sei, den Kulturtag in Meschendorf zu organisieren oder sich etwa um die Bildung der Kinder zu kümmern, möchte ich von dem starken Zwei-Frauen-Team wissen. „Ich weiß nicht, ob es unsere Aufgabe ist, aber was kein anderer machen kann oder möchte, machen wir gern für unser Heimatdorf. Wichtig ist, dass man viel Empathie für die Sache mitbringt, und die habe ich“, sagt Hellbeck und fügt schmunzelnd hinzu: „Muss wohl in der Familie liegen, meine Mutter hat sich vor einigen Jahren auch nicht gefragt, ob es ihre Aufgabe ist, sich um die Sanierung der Kirchenorgel in Meschendorf zu kümmern und diese zu bezahlen, sie hat es einfach als wichtig und notwendig erachtet. Und genau so ist es mit der Bildung der Kinder und der Kulturwoche Haferland. Das alles trägt zum Erhalt unseres Dorfes und der siebenbürgischen Kultur bei. Auch bemühen wir uns um die Kirchengebäude in Meschendorf, denen teilweise der Verfall droht. Sogar die Sanierung mit eigenen Mitteln haben wir angeboten, sind bisher allerdings leider auf taube Ohren gestoßen, aber wir bleiben dran; zumal wir gern ein siebenbürgisches Museum innerhalb der Kirchenburg eröffnen möchten, damit die große private Trachten-Sammlung meiner Mutter ihren festen Platz findet und nicht nur zum Haferland-Tag unter freiem Himmel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.“

Es sind Menschen wie Hermine Antoni und Hermine Hellbeck, die nicht unmittelbar im Rampenlicht stehen, aber als stille Helden zum Erfolg der Kulturwoche Haferland beitragen und sich, so wie die anderen Partner der Kulturwoche, für ihr Dorf einsetzen.

Martin Wenderoth

Schlagwörter: Kulturtag, Meschendorf, Haferland, Kulturwoche, Hellbeck

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