17. September 2023

Zweiter musikalisch-literarischer Salon „Frédéric Chopin und sein Lieblingsschüler Carl Filtsch“ in Hermannstadt

Als im Vorjahr der 26. internationale Klavierwettbewerb Carl Filtsch stattfand, setzte die aus Hermannstadt stammende und in Bamberg lebende Schriftstellerin Dagmar Dusil die Idee, das siebenbürgische Wunderkind Carl Filtsch einem breiteren Publikum bekannt zu machen, in Form des 1. Musikalisch-literarischen Salons mit dem Titel „Carl Filtsch im Kontext seiner Zeit“ um. Die Initiative erwies sich nicht nur als ein Anhang des Wettbewerbs, sondern als ein eigenständiges, bewunderungswertes kulturelles Ereignis.
Nicht des Gewohnten und in der siebenbürgischen Kulturgeschichte manchmal zu oft beschworenen Einheimischen wie Burgen, Geschehnisse oder Memoiren will der musikalisch-literarische Salon Carl Filtsch gedenken. Einem Wunderkind aus dem Mühlbacher Elternhaus wird nachgespürt, und plötzlich reihen sich die Namen der Weltstädte Budapest, Wien, Paris in der Biographie eines Fünfzehnjährigen, der es schaffte, erst auf dem Papier, dann wahrhaftig am Klavier neben einer universellen Größe wie Frédéric Chopin genannt zu werden.

Als Organisatorin und Verfasserin des Textes erwies sich Dagmar Dusil als kompetent, die die Fähigkeit und Kraft besaß, eine Veranstaltung von solcher Tragweite erfolgreich durchzuführen. Der Erfolg des ersten Salons führte zu einem zweiten musikalisch-literarischen Salon in diesem Jahr mit dem Thema „Chopin und sein Lieblingsschüler Carl Filtsch“, das sich als Glücksfall erwies. Das zahlreich erschienene Publikum ließ den Spiegelsaal des Deutschen Forums aus allen Nähten platzen. In Zukunft wird in Übereinstimmung mit der Hermann­städter Philharmonie jedes Jahr ein musikalisch-literarischer Salon von Dagmar Dusil organisiert und konzipiert mit einem Thema zu Filtsch.
Musikalisch-literarischer Salon im Spiegelsaal ...
Musikalisch-literarischer Salon im Spiegelsaal des Forums in Hermannstadt. Foto: Razvan Negru (Tribuna)
Es ist nicht schwer zu erkennen, was den Erfolg der beiden ersten Veranstaltungen ausmacht. Dagmar Dusil hat mit Hingabe bekanntes und unbekanntes Material zu der Biographie von Carl Filtsch, dem zehnten Kind des evangelischen Pfarrers aus Mühlbach, durchforstet und mit dem ihr eigenen Talent als Prosaschriftstellerin in je einer zweisprachigen Broschüre – rumänisch und deutsch – zusammengefasst.

Ebenso hat Dagmar Dusil die Auswahl der Musikstücke getroffen und die Interpreten ausgewählt: Lea Yoanna Adam, eine aus Jassy gebürtige und nun in Paris lebende international bekannte Pianistin, die auch in der Jury des Wettbewerbes war, und die junge vielversprechende in Konstanza lebende Irisa Filip, die 2018 beim Filtsch-Wettbewerb drei Preise erspielte. Wie schon der Titel des Salons besagt, stand im Fokus die Beziehung zwischen Chopin und Filtsch – zwischen Lehrer und Schüler, die Be­ziehung zweier Künstler, die Bewunderung und gegenseitigen Respekt ­für­einander hegten. Der Text der Broschüre ist das Resultat einer gründlichen Recherche, poetisch und eindringlich in einer raffinierten Art und Weise, jedoch ohne stilistische Übertreibungen verfasst. Gelesen wurde er gekonnt von der talentierten und bekannten Schauspielerin Lerida Buchholtzer in rumänischer Sprache, während Dusil das Gedicht „Berceuce“ von Hermann Hesse auf Deutsch vortrug.
Die Protagonistinnen des musikalisch ...
Die Protagonistinnen des musikalisch-literarischen Abends, von links: Dagmar Dusil, Irisa Filip, Lea Yoanna Adam, Lerida Buchholtzer. Foto: Louis Guermond
Octavian Lecca, Musikologe und Schriftsteller, schreibt zu dem Salon: „Chopin und Carl Filtsch war mir bekannt. Das Bindeglied, das große Bindeglied ist die Seele, das, was Filtsch und Chopin verbindet und das, was uns verbindet. Die Seele ist das, worum es im Impromptu op. 66 geht, die Seele, die anfängt, mit dem Himmel zu sprechen, als ob sie Worte hört, wie in der Mazurka op. 67. Und dann, im Walzer Nr. 1, lernt man ,mit dem Leben zu spielen.‘ Langsam zu spielen ist schwer, denn dann tritt die Seele am meisten zum Vorschein, und Lea Adam hat es geschafft, sie uns zu zeigen. Und dann kommt Filtsch mit seiner Mazurka. Es ging auch um die Seele, und wir brauchten eine junge Frau, Irisa Filip, um sie uns zu erzählen. Dann der Kontrast zu Chopin im Prélude op. 28, ein Hilfeschrei des Herzens. Filtsch kehrt mit dem Impromptu in b-Moll zurück, als Versuch der Versöhnung mit einer Welt des Kampfes. Chopin antwortet mit der Revolutionsetüde, einem Plädoyer für den Kampf. Irisa fährt mit der Berceuse von Filtsch fort. Nun tritt der Kontrast zwischen der Reinheit der Jugend und der Härte des Reiferen deutlich hervor.

Den Abschluss bildet Chopin: Vielleicht eine Welt, die nicht die seine ist, in der Ballade Nr. 1, und er verlässt diese Welt in eine andere, Nocturne Nr. 20. Es bleibt die Botschaft von Carl Filtsch, das Schicksal hat es gewollt, dass er die Unschuld seiner Kindheit nicht verliert, um uns eindringlich zu sagen, lernt aus dem Leben, aber bleibt kindlich.

Es ist das Verdienst von Dagmar Dusil, dass sie eine Chopin-Filtsch-Debatte über ein Thema angestoßen hat, das so notwendig zu diskutieren ist wie die Seele. Eine unendliche Debatte und offen, aber ich für meinen Teil bin geneigt, Filtsch zuzustimmen.“

Großer Dank gebührt dem Hauptsponsor des Salons, Martin Müller von der Firma SOBIS/ALBOTA, der auch das Büfett mit eigenen Erzeugnissen aus dem Lebensmittelladen ALBOTA bereitgestellt hat, dem Deutschen Forum Hermannstadt für die Nutzung des Spiegelsaals sowie der Hermannstädter Philharmonie und deren Manager Cristian Lupes, die kräftig die Werbetrommel gerührt haben.

Die Musikliebhaber können sich auf den nächsten musikalisch-literarischen Salon, der 2024 während des Filtsch-Wettbewerbs mit einem neuen Thema zu Filtsch stattfinden wird, freuen.

Prof. Silviu Guga

Schlagwörter: Carl Filtsch, Chopin, Musik, Hermannstadt, Dusil

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