14. März 2020

Einsatz für Frauenrechte gewürdigt: Empfang im Schloss Bellevue

„Die Szene könne gut in einer satirischen Politserie spielen: Ein schon etwas älterer, weißhaariger Mann, der das höchste Staatsamt bekleidet – das einzige Amt, das noch nie von einer Frau ausgeübt wurde –, dieser Mann empfängt anlässlich des Internationalen Frauentages politisch engagierte Frauen in seinem Amtsschloss, würdigt – eher gönnerhaft – ihre Arbeit und erklärt ihnen anschließend in einem länglichen Vortrag, was er für die Grundsätze der Gleichstellungspolitik hält.“ Mit diesen launigen Worten begrüßte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier anlässlich des internationalen Frauentages die Vertreterinnen des Deutschen Frauenrates (DF), welche aus ganz Deutschland zu diesem Empfang in Schloss Bellevue am 6. März angereist waren. Der Deutsche Frauenrat ist die politische Interessenvertretung von rund 60 bundesweit aktiven Frauenorganisationen und damit die größte Frauenlobby Deutschlands. Der Verband der Siebenbürger Sachsen ist mit zwei Stimmen im Frauenrat vertreten.
Steinmeier würdigte das langjährige Engagement des DF für Frauenrechte und lobte den Dachverband und seine Mitgliedsorganisationen als wichtige Schrittmacher für die Gleichberechtigung. Trotzdem seien die Errungenschaften der Frauenbewegung heute wieder bedroht. Die Demokratie werde ihren eigenen Idealen von Freiheit und Gleichheit erst dann gerecht, wenn Frauen und Männer gleichermaßen an ihr beteiligt seien, betonte Steinmeier. Er erwähnte die Gespräche, welche anlässlich des hundertstens Geburtstages des Frauenwahlrechts geführt wurden, erinnerte an die vielen mutigen Frauen, die in der Geschichte unseres Landes für ihre Rechte eingetreten sind und dafür kämpften. Als herausragendes Beispiel nannte er Elisabeth Selbert, die 1949 fast im Alleingang den heute noch im Grundgesetzt verankerten klaren Satz formulierte: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit Herta ...
Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit Herta Daniel (links), und Christa Wandschneider. Foto: Bundesregierung / Bergmann
Viel wurde erreicht und bewegt, doch auch heute noch – mehr als siebzig Jahre nach der Verabschiedung des Grundgesetzes – sei der große Auftrag der Gleichberechtigung noch lange nicht erfüllt. Sein eindringlicher Appell ging dahin, dass heute weitergekämpft werden muss, dass Frauenrechte nicht Sache von Frauen allein sind. Es ist Aufgabe von Politik, Polizei und Justiz, Frauen zu schützen; nicht wegschauen oder weghören, sondern laut und deutlich widersprechen, wann und wo immer Sexismus und Gewalt gegen Frauen sich im Alltag breit macht. Dem Deutschen Frauenrat wünschte er weiterhin viel Erfolg in seiner Arbeit. Mona Küppers, Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, freute sich, dass der Frauenrat zum ersten Mal in seiner fast 70-jährigen Geschichte vom Bundespräsidenten empfangen wurde. Sie kritisierte, dass es für die anstehende Wahlrechtsreform im Bundestag keinen mehrheitsfähigen Entwurf mit verbindlichen Vorgaben für Parität gebe, obwohl Frauen zunehmend Boden im politischen Raum gut gemacht haben. In Zeiten, in denen die freiheitliche Demokratie durch einen antidemokratischen, menschenfeindlichen Diskurs und zunehmende Frauenfeindlichkeit bedroht wird, schütze nur Geschlechtergerechtigkeit vor patriarchalen Rückschlägen und vor Extremismus.

Nach den Reden informierten sich Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender an Thementischen zu den Arbeitsschwerpunkten Demokratie unter Druck und Digitalisierung. Beim Empfang hatten wir Gelegenheit, den Bundespräsidenten persönlich zu begrüßen und uns für seine Einladung mit einem kleinen Bildband über unser Großes Sachsentreffen 2017 zu bedanken. Bezugnehmend auf seine Ansprache, in der er u.a. das Fehlen von Frauen in vielen Führungspositionen bemängelte, konnten wir mitteilen, dass die Siebenbürger Sachsen an die Spitze ihrer weltweiten Föderation eine Frau gewählt hatten! Besonders erfreute uns, dass er sich an den Neujahrsempfang 2020 und seine siebenbürgische Tischdame, Annette Folkendt, Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberg (siehe Empfang des Bundespräsidenten: Reverenz an das Ehrenamt), erinnerte.

Herta Daniel, Christa Wandschneider

Schlagwörter: Bundespräsident, Steinmeier, Empfang, Frauentag, Berlin, Herta Daniel, Wandschneider

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