27. November 2017

Es soll das Werk den Meister loben: Roland Phleps erhält Pro Meritis Medaille

In Anerkennung seiner persönlichen Leistungen und seines Beitrags zur Förderung des kulturellen und Gemeinschaftslebens wurde der aus Hermannstadt stammende, über 50 Jahre in Freiburg im Breisgau beheimatete Dr. Roland Phleps, anerkannter Nervenarzt und Psychiater und bildender Künstler, mit der Pro Meritis Artis Medaille des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ausgezeichnet. Die Ehrung fand in der Kunsthalle der „Stiftung für Konkrete Kunst Roland Phleps“,Freiburg, statt und wurde zu einer unvergesslichen Lehrstunde über moderne Kunst und das Credo des Künstlers.
„Für Werke der bildenden Kunst war ich schon in der Schulzeit aufgeschlossen und hatte Freude am Schönen“, so der heute 93-jährige humanistisch gebildete Absolvent der Brukenthalschule der, nach der Flucht der Familie 1945 nach Deutschland, in Tübingen und Göttingen Medizin studierte, nach Berufsjahren an Kliniken in Tübingen, Lübeck und Esslingen, sich 1959 als Facharzt in freier nervenärztlicher Praxis in Freiburg niederließ. In Freiburg verbrachte er den längsten Lebensabschnitt mit seiner Frau und den vier Kindern, hier wirkt er heute - im Unruhestand - als Künstler und Kunstförderer.

„Der Arzt und Künstler Dr. Roland Phleps zählt nicht nur zu den Wichtigen der konkreten Kunst, er ist auch einer der engagierten Förderer der Kunst in Freiburg… am 8. Dezember 1997 hat er mit dem Großteil seines Vermögens seine ‚Stiftung für Konkrete Kunst‘ gegründet und darüber hinaus im Jahre 1998 vom renommierten Architekten Detlef Sacker eine gelungene, funktionale und elegante Kunsthalle bauen lassen, in der regelmäßig internationale und deutsche renommierte Künstler der Konkreten Kunst ausstellen … Qualität ist der einzige von Herrn Dr. Phleps akzeptierte Maßstab – und das ist gut so“, schrieb 2015 der Freiburger Kulturbürgermeister Ulrich von Kirchbach. Diese „formidable Kunsthalle“ (Badische Zeitung) ist mit ihrer besonderen Akustik gleichzeitig auch Konzerthalle – bevorzugt für junge deutsche und internationale förderungswürdige Musiker und Musikerinnen. „Dankbar sind wir auch dem Künstler Roland Phleps für die großzügigen Schenkungen und Leihgaben einer ganzen Reihe von Skulpturen in den öffentlichen Räumen Freiburgs, die die Bürgerinnen und Bürger erfreuen und vielleicht auch mal irritieren, oder ebenso zu ganz grundsätzlichen Gedanken anregen", so der Kulturbürgermeister.
Roland Phleps mit seiner Skulptur „Flammenkugel ...
Roland Phleps mit seiner Skulptur „Flammenkugel V2a“, Stahl, 2017
Die Skulpturen, Stelen aus Edelstahl von Roland Phleps stehen u.a. im öffentlichen Raum von Freiburg, Badenweiler, Nürtingen, Ulm, Würzburg, auf Burg Sponeck, auf dem Campus der Universität Dresden. In Hermannstadt wurde 2008 in Anwesenheit des damaligen Bürgermeisters Klaus Johannis das Schwesternpaar zu der in Freiburg stehenden Stele „Viribus unitis“ = mit vereinten Kräften eingeweiht (die SbZ berichtete), ein Symbol der Zusammengehörigkeit in Geschichte und freiem Europa.

Als bildender Künstler tätig zu sein, war eigentlich nie die Absicht des Arztes Roland Phleps. Aber Anfang der achtziger Jahre begann über spielerische Versuche mit geometrischen Formen und dem Gelingen kreativer Effekte dabei der Weg zum bewusstkreativen Gestalten, der in den Bereich von Kunst führte, der Konkreten Kunst, die fern jeder Abbildungs- oder Nachbildungsabsicht das Experiment liebt, geometrische Formen neu zu kombinieren oder von ihrer mathematischen Definition zu befreien. „Der Meister kann die Form zerbrechen“, sagte Schiller. Für Roland Phleps, den Künstler und homo ludens, sollte diese Herausforderung „beglückende Leidenschaft“ werden: Der Nervenarzt, Rationalist, fordert mit experimentierender Entdeckerfreude die klassische Form heraus, der Psychiater, voll Einfühlungsvermögen und Phantasie, schafft die neue Form voller Anmut, Schönheit und Eleganz im Spiel mit Licht und Schatten, dem Wind. In bisher neun (!) Werkkatalogen, mit kunstphilosophischen Essays des vielseitig Gebildeten und persönlichen Kommentaren zu seinen Werkphasen von den „Lichtfiguren“ bis zur bisher letzten Werkphase „graphische Reliefs“, mit aussagestarken Abbildungen der Kunstwerke sind Credo und Schaffen des Künstlers hochwertig dokumentiert. János Fajó, bildender Künstler und Träger des höchsten Kulturpreises Ungarns, schreibt zu Roland Phleps Skulpturen: „Seine Werke sind großartig, einfach und persönlich.“

Der Feingeist Roland Phleps mit vielseitiger schöpferischer Begabung findet auch im sprachlichen Bereich seine Ausdrucksform in eigenen Gedichten und in einem Band von ihm übertragener Lyrik des persischen Mathematikers, Astronomen und Dichters Omar Chajjám „Ich kam wie Wasser, und ich geh wie Wind.“ Als Textvorlage diente die englische Übersetzung von Edward Fizgerald. Der von Dr. Roland Phleps 2014 in der Siebenbürgischen Zeitung initiierte „Etymologische Spaziergang“ führt souverän und humorvoll in die fast vergessenen Nischen spezifisch siebenbürgisch-sächsischer Idiomatik.

Großer Respekt gebührt dem gesellschaftlichen Engagement von Dr. Roland Phleps, der seine gesamte Lebensversicherung seiner neuen Heimatstadt schenkte, mit dem Zweck: „zur Eingliederung von Vertriebenen“, und der auf die Anfrage einer großen pharmazeutischen Firma nach dem Preis eines seiner Kunstwerke, antwortete: Es kostet Sie keinen Pfennig, wenn Sie die und die Summe dem siebenbürgischen Altersheim in Gundelsheim spenden – was umgehend geschah. Ehre, wem Ehre gebührt!

Karin Servatius-Speck

Schlagwörter: Pro Meritis, Phleps, Bildhauer

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