Michael Bielz wurde am 10. Mai 1787 in Birthälm geboren. Das Gymnasium besuchte er in Mediasch und in Hermannstadt. Nachdem ihm seine Eltern ein Studium in Deutschland nicht ermöglichen konnten, studierte er ab 1805 Theologie am reformierten Kollegium in Klausenburg. Nach Birthälm zurückgekehrt war er hier zunächst als Lehrer tätig.1811 erhielt er die Stelle des ersten Predigers und Sekretärs des Bischofs Daniel Georg Neugeboren. Noch in diesem Jahr heiratete er Elisabeth Ungard aus Fogarasch. Ab dieser Zeit begann er, angeregt und gefördert von Bischof Neugeboren, sich intensiv dem Studium der Naturverhältnisse Siebenbürgens zu widmen. Zusätzlich war er bemüht, seine besonderen Fähigkeiten als Zeichner zu verbessern. Ab 1814 wirkte er segensreich als Pfarrer in Neudorf bei Großlasseln. 1821 reifte in ihm der Entschluss, sich künftig als Lithograph zu betätigen. 1822 übersiedelte er nach Hermannstadt und gründete hier mit Carl Albrich und Franz Neuhauser die erste lithographische Anstalt in Siebenbürgen. Damals wurde ihm für längere Zeit auch der Zeichenunterricht am Hermannstädter evangelischen Gymnasium übertragen.

Als Lithograph hat Bielz nicht nur die für den Unterricht dringend notwendigen Lehr- und Hilfsmittel hergestellt, sondern auch verschiedene Karten (Wandkarte von Siebenbürgen, eine geologische Karte des Landes, eine Karte der Umgebung von Hermannstadt u.a.) erstmals gedruckt. Auf der Suche von entsprechenden Steinplatten für seine Steindrucke durchforschte Bielz ganz Siebenbürgen und wurde dank dieser Untersuchungen zu einem guten Kenner der geologischen Verhältnisse seiner Heimat. Seine Forschungsergebnisse über den Karpathen-Sandstein in Siebenbürgen sind im Jahrbuch für Mineralogie in Heidelberg (1832) und 1834 in Stuttgart erschienen. Weitere geologische Beiträge und den „Versuch einer Naturbeschreibung von Siebenbürgen“ veröffentlichte er in der von ihm 1833 mitbegründeten Zeitschrift „Transsilvania“ und in andern siebenbürgischen Zeitschriften. Eine rege fachliche Korrespondenz führte Bielz in den Jahren danach auch mit dem Weichtierforscher E. A. Rossmässler. Als Begründer der Weichtierkunde Siebenbürgens veröffentlichte Bielz mehrere Beiträge, zu denen sein „Verzeichnis der Land- und Süßwassermollusken Siebenbürgens“ gehört, das 1851 in den „Verhandlungen und Mitteilungen des Siebenbürgischen Vereins zu Hermannstadt“ erschienen ist. Die von ihm angelegte große Weichtiersammlung Siebenbürgens gelangte später durch Schenkung in den Besitz des Hermann­-städter Vereinsmuseums.

Zu Bielz‘ weiteren Verdiensten gehören seine Beteiligung an der 1841 erfolgten Gründung des „Vereins für Siebenbürgische Landeskunde“. Als Ausschussmitglied dieses Vereins war er auch die treibende Kraft für die Gründung einer naturhistorischen Sektion innerhalb des Landeskundevereins im Jahr 1846. Vor allem ihm ist die im Mai 1849 erfolgte Gründung des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt zu verdanken. In der Gründungssitzung wurde er zum ersten Vereinsvorstand gewählt und nach erfolgter Wiederwahl 1858 auf Lebenszeit bestätigt. Dieser Verein hat in den nachfolgenden 100 Jahren (1849-1949) in einem wesentlichen Ausmaß zur naturwissenschaftlichen Erforschung Siebenbürgens beigetragen. Bielz‘ rege wissenschaftliche und berufliche Tätigkeit wurde stark beeinträchtigt, als seine Sehfähigkeit seit 1845 immer mehr abnahm und er 1849 völlig erblindete. Dank seiner reichen Erfahrung und seinem umfassenden Wissen war es ihm möglich, unterstützt von seinen Nächsten und Freunden, bis an sein Lebensende auch weiterhin beratend und schriftstellerisch tätig zu sein.

Ein deutlicher Beweis dafür, dass M. Bielz auch über die Grenzen Siebenbürgens hinaus als Wissenschaftler bekannt war, belegt seine Mitgliedschaft in mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften des Auslandes. Ab 1836 war er korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft für Ärzte und Naturforscher in Jassy (Iași), 1845 wurde er Mitglied der Gesellschaft ungarischer Ärzte und Naturforscher in Budapest, 1852 Mitglied der Frauenhofer Gartenbau-Gesellschaft, 1859 Korrespodent der k.k. geologischen Reichsanstalt in Wien und 1861 Mitglied der Gesellschaft Isis für Naturgeschichte in Dresden.

Michael Bielz starb am 27. Oktober 1866 in Hermannstadt. Sein Vermächtnis an seinen Sohn Eduard Albert und an die anderen aktiven Naturforscher Siebenbürgens, das von ihm und der Gründergeneration Begonnene in deren Geist fortzuführen, ist von den nachfolgenden Generationen siebenbürgischer Naturforscher erfolgreich bis 1949 fortgesetzt worden. Nach 100 Jahren, im Oktober 1949, wurde durch die Auflösung des Siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt und die Verstaatlichung des Museums der seinerzeitige Auftrag von Michael Bielz außer Kraft gesetzt.

Dr. Heinz Heltmann