5. Dezember 2013

S. Oliver Tataru erhält Kulturpreis Bayern

Der aus Hermannstadt stammende Dokumentarfilmer S. Oliver Tataru hat für seinen Beitrag „Anatomie des Weggehens“ den Kulturpreis Bayern erhalten. Bei der Preisverleihung am 7. November in Altötting wurde sein Streifen gewürdigt, der schon bei einigen Festivals mit Erfolg gezeigt wurde, so in Leipzig (First Steps Award), bei der Berlinale 2013 (als Abschlussfilm der Reihe Perspektiven deutsches Kino) und beim ASTRA-Festival in Hermannstadt. Einem breiteren Publikum ist der Dokumentarfilm auch durch das Bayerische Fernsehen bekannt gemacht worden, wo er vor einem Jahr im Spätprogramm zu sehen war.
Der Absolvent der Filmhochschule München versucht in seinem Film, sich jenem Konflikt zu nähern, der auch so manche unserer Landsleute beschäftigt: Warum sind wir „gegangen“ und war das eine richtige Entscheidung. Die subjektive Kamera (hinter der sich der Filmemacher selbst verbirgt) beschreibt in sehr intimer und privater Art und Weise die Umstände der Auswanderung der Familie. Dabei werden, seiner binationalen Herkunft entsprechend, seine Mutter (auf rumänisch) und sein Vater (auf deutsch) befragt – jener Vater, der schon Jahre zuvor in Deutschland geblieben war und uns als langjähriger Kustos der Sammlungen in Gundelsheim bekannt ist: Marius Joachim Tataru. Zwar mag es so manchem von uns, der selber diesen entscheidenden Schritt am „eigenen Leib“ erlebt hat, banal erscheinen, zu welchen Erkenntnissen die Aussagen der Protagonisten führen; das nicht-sächsische Publikum allerdings hat den Film mit großem Enthusiasmus aufgenommen – angesichts der vielen ähnlichen Schicksale anderer Migranten sicherlich kein Wunder. Deutschland ist ein Einwanderungsland geworden und auch wir Sachsen scheinen von Spätaussiedlern zu „Personen mit Migrationshintergrund“ mutiert zu sein. Dem in München lebenden Filmemacher aber sei in seiner weiteren Laufbahn Erfolg gewünscht und man kann nur hoffen, dass neben Günter Czernetzky ein weiterer Regisseur mit siebenbürgischen Wurzeln sich jener Themen annimmt, die im Angesicht einer schwindenden physischen Präsenz der Sachsen in der „alten“ Heimat zunehmend einen historisch-akademischen Aspekt erhalten, besonders heutzutage, da das mediale Sein mehr zu wiegen scheint als die tatsächliche Existenz im ursprünglichen Lebensraum.

Jürgen Schlezack

Schlagwörter: Auszeichnung, Dokumentarfilmer, Bayern

Bewerten:

9 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.