15. Februar 2013

Heft 4/2012 der „Spiegelungen“ erschienen

Im Dezember 2011 hat das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München (IKGS) im Internationalen Begegnungszentrum der Wissenschaft München (IBZ) ein Symposium veranstaltet, das die Tätigkeit des bedeutenden siebenbürgischen Politikers Dr. Hans Otto Roth (1890–1953) beleuchtete, der im kommunistischen Rumänien verhaftet wurde und im Gefängnis verstarb. Die Vierteljahresschrift Spiegelungen, herausgegeben vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS), veröffentlicht in Heft 4/2012 in der Rubrik „Zeitgeschichte“ den Beitrag, den Dr. Florian Roth, Grünen-Politiker im Münchner Rathaus, auf dieser Veranstaltung über seinen Großvater gehalten hat. Der 1967 in Hermannstadt geborene Verfasser lässt darin Roths vielfältiges öffentliches Engagement sowie seine Positionierung als europäischer Minderheitenpolitiker Revue passieren.
Hans Otto Roth, der 1932 Vorsitzender des „Verbandes der deutschen Volksgruppen in Europa“ wurde, war auch im „Europäischen Minderheitenkongress“ aktiv, der sich für die Solidarität der verschiedenen nationalen Minderheiten einsetzte und sich von der Idee der Gleichberechtigung aller Volksgruppen leiten ließ. Von dieser Haltung waren auch die Einlassungen geprägt, die er in seiner Funktion als Verbandsvorsitzender im Juni 1933 in einer Audienz Adolf Hitler vortrug. Die diskriminierende Politik Hitlers führte dazu, dass Hans Otto Roth 1935 den Vorsitz des Volksgruppenverbandes niederlegte.

Wandlungen im architektonischen Erscheinungsbild der Banater Metropole veranschaulicht Dipl.-Ing. Arch. Susanne Habenicht am Beispiel der Baugeschichte des Gebäudekomplexes des Stadttheaters Temeswar. Die Autorin weist nach, wie die im Renaissancestil gehaltene Fassade des von den Wiener Architekten Fellner & Helmer entworfenen Baus (1875) nach dem Theaterbrand von 1920 durch Umbauten des Architekten Duiliu Marcu (Bukarest) gezielt in neobyzantinischem Stil gestaltet wurde, um nach den Ereignissen des Ersten Weltkrieges durch diese architektonische Formensprache die nunmehrige Zugehörigkeit Temeswars zum rumänischen Staat zu unterstreichen. Zahlreiche Bildbeigaben belegen die Wandlung am Bau bis heute.

Eine medizingeschichtliche Dokumentation legt Dr. Dorin-Ioan Rus vor. Er behandelt die Choleraepidemie im siebenbürgischen Sächsisch-Regen im Jahre 1873. Deren Verlauf schildert der Historiker insbesondere gestützt auf die Tagebuchaufzeichnungen und Briefe des örtlichen Predi-gers Gustav Friedrich Kinn, der Erkrankte geistlich betreute und die Opfer der Seuche auf ihrem letzten Weg begleitete. Obwohl eher nüchtern gehalten, geben seine Berichte einen unmittelbaren Eindruck von der verheerenden Wirkung der Epidemie, deren Opfer namentlich aufgeführt sind. „Furchtbar, die Toten wie gefallene Mücken zusammenzulesen“, notierte er.

In ihrem literarischen Teil bringt die Zeitschrift zunächst eine Prosa des aus Hermannstadt gebürtigen Autors Richard Adleff, ehemaliger Kulturredakteur der Karpatenrundschau, der nach seiner Aussiedlung lange Jahre Gymnasiallehrer in Erlangen war, wo der 80-Jährige auch heute lebt. Hermannstädter ist auch der Lyriker und Literaturwissenschaftler Alexandru Mușina, geb. 1954, aus dessen mehrbändigem literarischen Werk Rolf-Frieder Marmont ausgewählte Gedichte übersetzte. Neue Gedichte von Matthias Buth thematisieren Begegnungen mit Fremd-Vertrautem in der Vielvölkerlandschaft Rumänien, wie sie dieser Dichter, geb. 1961 in Wuppertal, auch in anderen seiner lyrischen Texten gestaltet hat. Eine Leseprobe aus dem in Vorbereitung befindlichen IKGS-Lexikon deutschsprachiger Autorinnen und Autoren in und aus Südosteuropa im 20. und 21. Jahrhundert ist der dem Temeswarer Lyriker, Publizisten und Kulturhistoriker Robert Reiter, alias Franz Liebhard (1899–1989), gewidmete Artikel, für den Eduard Schneider zeichnet.

In der Rubrik „Forum“ wird auf größere einschlägige wissenschaftliche und kulturelle Veran-staltungen im zweiten Halbjahr 2012 eingegangen. Der umfassende Bericht „Der ‚junge Blick’ auf Auswanderung und Integration – Donauschwaben intensiv wahrgenommen“ von Juliane Brandt beschäftigt sich mit Ausstellungen, Tagungen und Bildbänden im Jubiläumsjahr der Stadt Ulm, das unter dem Motto „Aufbruch von Ulm entlang der Donau 1712–2012“ begangen wurde. Über die Schäßburger Tagung „Frauen in Siebenbürgens Geschichte: Geschlechterperspektiven“, die sich erstmalig diesem Thema widmete, schreibt Friederike Mönninghoff, während Anna Heermann über die Konferenz zum Thema „Heimat“ berichtet, die die Deutsche Gesellschaft e. V. Berlin gemeinsam mit der Babeș-Bolyai-Universität Klausenburg veranstaltet hatte. Sándor Horváth vermittelt Informationen über die Ergebnisse einer Tagung am Historischen Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, die auf die Erforschung der Frage der Kollaboration und der Inof-fiziellen Mitarbeiter von Geheimdiensten im Sozialismus ausgerichtet war.

Reichhaltig ist auch diesmal der Rezensionsteil. Besprochen werden Neuerscheinungen über Kunstgeschichte (Barock im Banat), Literatur im interkulturellen Dialog und Pressegeschichte (Bukowina, Banat, Siebenbürgen; Pest, Ofen und Budapest), die Geschichte Südosteuropas (vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart), Monografien u. a. über Czernowitz und den Schriftsteller Gregor von Rezzori, neue deutschsprachige Belletristik, so Romane von Melinda Nadj Abonji, György Dalos oder dem Banater Herbert-Werner Mühlroth, Erinnerungsbücher (Zvi Harry Likwornik, Norman Manea, Aharon Appelfeld, Alain Polcz) und Übersetzungen (Karin Gündisch / Mariana-Virginia Lăzărescu). In der Rubrik „Rundschau“ mit weiteren Berichten, Nachrichten und Personalien werden die Politologin Dr. Anneli Ute Gabanyi von Peter Motzan und der Germanist Dr. Walter Engel von Eduard Schneider jeweils zu ihrem 70. Geburtstag gewürdigt.

Auslieferung, Vertrieb und Abonnementbetreuung erfolgt über: Intime Services GmbH, Postfach 13 63, 82034 Deisenhofen, Telefon: (0 89) 85 70 91 12. Preis: Einzelheft 6,15 Euro (zuzüglich Porto und Versand), Abonnement 22,50 Euro (einschließlich Porto und Versand).

Schlagwörter: Zeitschrift, Literatur

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