13. Juli 2012

Neue CD mit der Siebenbürgischen Kantorei

Kürzlich erschien die neue CD der Siebenbürgischen Kantorei unter der Leitung von Ilse Maria Reich. Ein Ausspruch Luthers „Der schönsten und herrlichsten Gaben Gottes eine ist die Musica“ wurde als Titel und Motto dieser Produktion gewählt. Die 23 Titel der CD bilden einen repräsentativen Querschnitt durch das Repertoire dieses Chores und führen gleichzeitig mit Werken meist siebenbürgischer Komponisten in abwechslungsreicher Folge durch das Kirchenjahr. Solodarbietungen des Baritons Christoph Reich sowie instrumentale Beiträge eines Blechbläserensembles sowie der Fagottistin Ingrid Hutter bereichern in willkommener Weise die Fülle des Angebotenen.
Der Hauptanteil der CD-Produktion wird von der Siebenbürgischen Kantorei bestritten. Der Chor besteht seit 1987 und setzt sich aus Sängerinnen und Sängern mit siebenbürgischen Wurzeln zusammen, die heute alle in Deutschland leben und sich alljährlich zweimal zu mehrtägigen „Chorrüstzeiten“ treffen um das kulturelle Erbe ihrer Heimat zu pflegen und konzertante Auftritte bei Gottesdiensten, Kirchenkonzerten und Kirchentagen, oder Konzertfahrten vorzubereiten. Seit 1996 steht der Chor unter der kompetenten Leitung der bekannten Organistin Ilse Maria Reich. So bilden auch zwei stimmungsvolle Choralvorspiele von J. S. Bach den Rahmen der CD: Zu Beginn das kunstvoll verzierte Vorspiel Nun kommt der Heiden Heiland“ und – quasi als Schlussgebet – die schlicht-beeindruckende Bearbeitung des Chorals Vater unser im Himmelreich. Die klanglich überzeugenden Orgel-Aufnahmen (auf einer dreimanualigen Walcker-Orgel) wurden – wie auch die übrigen Instrumentalstücke – in der Landshuter Erlöser-Kirche gemacht. Die Chorwerke wurden während der diesjährigen Rüstzeit im Januar 2012 in der Kapelle der ev. Tagungsstätte von Bad Herrenalb aufgenommen (Tonproduktion: Willibald Kappl, Ergolding). Dadurch konnte der mitunter störende Nachhall großer Kirchenräume gemieden werden mit allen Vorteilen und Tücken der nun größeren Klangtransparenz. Es war naheliegend, die CD mit der Vertonung des titelgebenden Luthertextes von der Musica, als herrlichster Gabe Gottes – ein Kanon von Heinz Acker – zu beginnen.
Die folgenden Chorwerke führen durch das Kirchenjahr beginnend mit dem freudig beschwingten Adventsgesang Macht auf eure Tore des serbisch-österreichischen Komponisten Franz Kroninger. Es folgen weitere Werke zum Weihnachtsgeschehen, so von Kroninger(Es strahlt in kalter Winternacht), Rudolf Lassels beliebter Weihnachtsgesang Als ich bei meinen Schafen wacht oder auch Hugo Distlers Chorweise Ich brach drei dürre Reiselein, die bereits in neuere Klanggefilde entführt. Von Hans Peter Türk, dem diesjährigen Träger des Siebenbürgischen Kulturpreises erklingen zwei Spruchmotetten (Das Wort ward Fleisch und Wer seine Hand an den Pflug legt). Es sind knappe aber prägnante Ausdeutungen von Gottesworten mit gesteigerten Anforderungen, die der Chor aber überzeugend zu meistern weiß. Im Zentrum der CD – und dies nicht nur durch die zentrale Positionierung in der Nummernabfolge – stehen zwei Sätze (Kyrie und Glo-ria) aus Helmut Sadlers Cäcilien-Messe. Der Heidelberger Komponist siebenbürgischer Herkunft verwendet effektvoll als klanglichen Gegenpart zum Chor eine Bläsergruppe, die mit Christian, Hans-Paul und Michael Fuß, Hans-Christian Stritt sowie dem Pauker Wolfgang Heitz hervorragend besetzt ist, so dass dieses Werk als klanglicher Glanzpunkt wahrgenommen wird. Aus dem siebenbürgischen Repertoire ist noch eine mehrgliedrige Motette des siebenbürgisch-kanadischen Komponisten Walter Scholtes (Danket dem Herren) sowie Horst Gehanns eigentümliche Vertonung der bekannten Volksweise Nun wollen wir singen das Abendlied zu hören. Aber auch Werken großer abendländischer Meister wendet sich der Chor zu. So die Motette Also hat Gott die Welt geliebt von Heinrich Schütz, die den Text auf so wunderbare Weise ausdeutet und zum Grundrepertoire des Chores gehört. Aus Mendelssohn-Bartholdys geistlichen Chorwerken erklingt schließlich als Ausklang und Abendsegen sein a-cappella-Chor Herr, sei gnädig. Der Chor zeigt sich mit seinen rund 30 Sängern durchgehend als homogener Klangkörper, intonationssicher und mit guter Textdiktion.

Willkommene Abwechslung und Ergänzung zum Chorklang bilden etliche gesangssolistische Einlagen und instrumentale Einschübe. Christoph Reich, der Sohn der Dirigentin und erprobte „Haussolist“ des Chores, versteht es mit seinem warmen Bariton und Einfühlungsvermögen den Werken tiefgründigen Ausdruck zu verleihen. Es sind Gesänge für Solo mit Orgelbegleitung von Max Reger (Christkindleins Wiegenlied), ein kleines geistliches Konzert von Heinrich Schütz (Bringt her dem Herren) und eine Arie aus der Oper Rodelinda von G. Fr. Händel (Heilig, heilig). Cesar Francks Vertonung für Bariton und Orgel eines Stundengebetes von Thomas v. Aquin Panis angelicus (Engelsbrot) ist seiner Messe solennelle à trois voix entnommen und wurde zum Erfolgsstück vieler großer Sänger. Auch Reich versteht es damit anzurühren. Weitere Klangbereicherung bringt auch eine viersätzige Fagott-Sonate von Telemann, kunstgerecht vorgetragen von Ingrid Hutter (Fagott) begleitet am Cembalo von I. M. Reich. Das klangschöne Cembalo ist ein Eigenbau von Christian Reich nach einem französischen Modell aus dem 17. Jahrhundert.

Mit insgesamt 62 Spielminuten bietet die CD ein inhaltlich, stilistisch und klanglich abwechslungsreiches Angebot sakraler Musik. Freilich, ein solches Riesenprogramm an nur wenigen Tagen zu erarbeiten und aufzunehmen ist für einen Laienchor ein nahezu unmögliches Unterfangen. Gelegentliche Spannungsabfälle und Intonationstrübungen sind der Tribut für eine derartige Parforceaktion. Dennoch, es bleibt insgesamt eine erstaunliche Leistung und ein hervorragendes Klangdokument der erfolg-reichen Arbeit, die dieser Chor über viele Jahre hinweg in selbstlos engagiertem Einsatz unter der gediegenen Leitung von Ilse Maria Reich vollbracht hat. Ein von Christoph Reich übersichtlich und bilderreich gestaltetes Booklet informiert ausgiebig über den Chor, seine Historie und Zielsetzungen, über das Repertoire, die Auftritte und Konzertfahrten, über die Komponisten, die Dirigentin und die Solisten. Ein besonderes Dankeswort gilt dem Hilfskomitee e.V. (genauer: Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD) das die Kantorei nachhaltig in ihrem Wirken unterstützt, so auch die Pro-duktion dieser CD.

Die vom Musiknotenverlag Latzina herausgegebene CD kann zum Preis von 10 Euro (zuzügl. Versandkosten) bestellt werden bei: Ilse Maria Reich (Albrecht Dürer-Weg 5, 84034 Landshut, Tel. 0871-9666673, E-Mail: ilsemariareich[ät]t-online.de).

Prof. Heinz Acker

Schlagwörter: Siebenbürgische Kantorei, CD, Chor Siebenbürgische Kantorei

Bewerten:

14 Bewertungen: o

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.