11. Januar 2012

6. Seminar für Leiter siebenbürgisch-sächsischer Theatergruppen

Vom 9.-11. Dezember 2011 hatte das Bundeskulturreferat zum sechsten Theaterleiterseminar ins Diözesan-Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen bei Augsburg eingeladen. Es sollte Regisseuren und in der Theaterarbeit Tätigen Anregungen und Hilfestellung für ihren ehrenamt­lichen Einsatz bieten sowie Kenntnisse und praktische Fertigkeiten rund um die Arbeit eines Theatergruppenleiters vermitteln. Das taten als fachliche Leiter und Referenten die Diplom-Schauspielregisseurin Ingrid Gündisch sowie die Bühnen- und Kostümbildnerin Angela Löwen.
Es waren hochkarätige Fachreferenten, die ein ansprechendes und auf die Bedürfnisse der Teilnehmer ausgerichtetes Programm anboten – im Vorfeld wurde dazu ein Fragebogen verschickt – das aber nur einen Bruchteil der Zielgruppe erreichte. Wegen ihrer Verplichtungen vor Ort (Weihnachtsfeiern mit Krippenspiel bzw. Proben dafür) hatten sich etliche Theatergruppenleiter nicht angemeldet und manch ein Angemeldeter wurde durch den Wintereinbruch an der Teilnahme gehindert. Der Qualität des Seminars und der guten Stimmung tat das keinen Abbruch.

Nach der Begrüßung und Einführung in das Seminar machten sich die Teilnehmer in einer Vorstellungsrunde miteinander bekannt und stellten ihre teilweise jahrzehntelange Theaterarbeit bzw. geplante Projekte vor. Es entstand eine rege Diskussion über die Theaterarbeit. Neben konkreten Problemen rund um die Arbeit mit Laienschauspielern kam auch Grundsätzliches zur Sprache. So ist zu wünschen, dass die Theaterensembles die volle Unterstützung der Kreisgruppen vor Ort erhalten, sind sie doch wichtige Kerne, um die sich gesellschaftliches wie kulturelles Leben der Siebenbürger Sachsen entfalten. Auch dienen Theateraufführungen in Mundart dazu, die in ihrem Bestand gefährdete Mundart zu erhalten. Ein Unfall verhinderte die für den Auftaktabend vorgesehene Präsentation der Filmaufnahme einer Theateraufführung. Susanne Mai, Leiterin der Theatergruppe Regensburg, brach sich das Schienbein und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Auf Theater hatte keiner mehr Lust. Jeder machte sich Sorgen, der Schock saß tief. Die Stimmung hellte sich aber wieder auf, nachdem Sie uns am Sonntagmorgen telefonisch über die erfolgreiche Operation informiert und mitgeteilt hatte, dass sie den Umständen entsprechend wohlauf sei.
Engagierte Seminarleiterin: Ingrid Gündisch. ...
Engagierte Seminarleiterin: Ingrid Gündisch. Foto: Hans-Werner Schuster
Nachdem weitere Teilnehmer begrüßt wurden, lag der Samstag in der Hand der fachlichen Seminarleiterin Ingrid Gündisch. Dafür war sie nicht nur durch ihre erfolgreiche Tätigkeit als Regisseurin und Hochschuldozentin, sondern auch durch ihre siebenbürgisch-sächsischen Bezüge bestens geeignet. In drei Seminarblöcken – „Subtext und Status“, „Textliebe: zum Umgang mit der Textvorlage“ und „Requisitenspiel“ – brachte sie die jeweiligen Inhalte den Teilnehmern näher, sowohl in Theorie als auch in Praxis: mit kleinen Rollen- und Improvisationsspielen. Sie gab Tipps, wie man einen Theatertext bearbeitet, vorbereitet, streicht, ergänzt, umschreibt, wie man mutig ist mit neuen Dingen, Rollentausch wagt (z.B. ein Mann spielt eine Frauenrolle, ein Kind die Rolle eines älteren Weisen …), sinnvoll Requisiten einsetzt, etc. Jedoch sollte auch die Zuschauerzielgruppe nicht außer Acht gelassen werden. Wichtigstes Fazit: Textauswahl und gute Vorbereitung sind das A und O. Ingrid Gündisch vermittelte das Gefühl, dass sie mit Leib und Seele Regisseurin ist. Sie lebt und liebt diesen Beruf. Die Seminarinhalte wurden so kurzweilig und interessant weiter gegeben, dass die Zeit wie im Nu verflog. Am Abend sahen wir uns die Aufnahme einer Aufführung der Theatergruppe des Honterus-Chores Drabenderhöhe auf DVD an: „As Lisi huet Geest“ von Peter Riesz, ins Siebenbürgisch-Sächsische übertragen von Egon Machat. Es bot Anlass zu vertiefender Diskussion, bevor der Tag in heiterer Runde ausklang.

Der Sonntag stand im Zeichen des Bühnenbildes. Die Kostüm- und Bühnenbildnerin Angela Löwen konnte ebenfalls aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen und uns einen Einblick in das Werden und in die Erstellung eines Bühnenbildes geben. Auch dieser Seminarblock war sehr kurzweilig und viel zu schnell vorbei. Und er vermittelte neben Tipps und Tricks, wie man mit wenig Aufwand oder kleinem Budget große Wirkung erreicht, dasselbe wie Ingrid Gündisch: dass nämlich Professionalität, die sich vor allem in gründlicher Planung und guter Vorbereitung niederschlägt, für den Erfolg maßgebend ist. Abgerundet wurde das Seminar durch die Abstimmungsarbeit an dem vom Bundeskulturreferat erstellten „Verzeichnis siebenbürgisch-sächsischer Bühnenstücke“ sowie durch einen regen Erfahrungsaustausch.

Jeder Teilnehmer konnte viel Neues und Nütz­liches an Wissen, Kenntnis, Erfahrung mit heimnehmen und das gute Gefühl, einer Gemein­schaft Gleichgesinnter anzugehören. Theater kann zum Lachen bringen, tief und herzlich berühren, weinen lassen und zum Nachdenken anregen. Man taucht ein in eine fremde Welt und lässt sich von der Magie der Geschichten verführen.

Abschließend bleibt noch dem Organisator des Seminars, Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster, sowie den beiden „Dozentinnen“ Ingrid Gündisch und Angela Löwen zu danken. Wir freuen uns auf das nächste Seminar.

Heike Mai-Lehni

Schlagwörter: Theater, Gündisch

Bewerten:

8 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.