23. August 2011

Zwei Jahrbücher bieten kurzweilige Lektüre für Bergfreunde

Fast zeitgleich sind kürzlich die Jahrbücher 2009-2010 der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV) und des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) erschienen. Beide enthalten lesenswerte Beiträge für Wanderer und Freunde der Berge, für an den Karpaten sowie an Siebenbürgen Interessierte.
Das Jahrbuch 2009/2010 der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV) (herausgegeben 2011 in München, 208 Seiten) beginnt mit einem ausführlichen Vorwort des neu gewählten Sektionsvorsitzenden Reinhold Kraus, der seine Ziele als Leiter der Sektion vorstellt. Manfred Kravatzky gratuliert anschließend dem Ehrenvorsitzenden der Sektion, Hans Bergel, zu seinem 85. Geburtstag und erinnert an das 2009 verstorbene Ehrenmitglied Gustav Servatius.

Reinhold Kraus eröffnet die Berichte über Bergtouren mit einer Darstellung seiner Besteigung des nordamerikanischen Mount McKinley (6193m). Über ihre Expedition zum 7010m hohen Khan Tengri in Zentralasien berichten Klaus Gündisch und Klaus Simonis. Da diese wegen der schlechten Wetterverhältnisse abgebrochen werden musste, bleibt den Autoren lediglich die Erkenntnis, „dass nicht mehr der Gipfel, sondern der Weg unser Ziel wurde“. Martin Reuter schildert Skihochtouren auf mehrere 4000er rund um das Matterhorn in den Walliser Bergen. Stefan Mitterer beschreibt eine Besteigung des Großlitzners und fasst diese als eine gelungene Tour „Marke Adonis“ zusammen.

Anschaulich schildert Silke Kelp mit der Zeltwoche am Comer See in Italien eine Erfolgsgeschichte aus dem Sektionsprogramm. Seit vielen Jahren angeboten und doch immer wieder neu, bietet sie Familien mit Kindern eine Mischung aus Klettern, Wandern, Baden, Besichtigungen und Gemeinschaftserleben am Campingplatz. Wie Julius Orbok berichtet, absolvierte die Gebietsgruppe Stuttgart ihre jährliche Hüttentour 2010 auf dem Karnischer Höhenweg entlang des österreichisch-italienischen Grenzkamms.
Gruppenbild, DAV-Jahrbuch ...
Gruppenbild, DAV-Jahrbuch
Die nächsten Berichte schildern Touren durch die Karpaten: Manfred Kravatzky beschreibt eine gemeinsame Wanderung mit der Sektion Hermannstadt des SKV im Retezat-Gebirge. Kurt Bayer verbindet seine Beschreibung einer Wanderung zur Schäßburger Hütte in den Fogarascher Bergen mit Überlegungen zur Lage des Hütten- und Wanderwesens in Rumänien. Manfred Kravatzky berichtet über eine Tour durch die spanischen Picos de Europa; Erich Bonfert schildert seine Wanderung durch die Weißen Kordilleren in Südamerika. Petra Maurer geht anschließend der Frage nach, ob der Trend hin zu Skitouren anhalten wird und begründet diesen wie folgt: „Wer einmal das Glitzern unberührten Schnees in der Sonne, die Stille tief verschneiter Wälder, die Gewaltigkeit der hohen Berge und die Abfahrt in unverspurtem Pulverschnee erlebt hat, empfindet ein herrliches Glücksgefühl, die Reinheit der Natur in ihrer Vollkommenheit.“ Dass Wanderungen nicht nur Glücksgefühle hervorrufen, zeigt der Nachruf von Reinhold Kraus auf Alexandr Isaenko, der bei einer Bergtour gestorben ist. Es folgen Rückblicke auf die Aktivitäten von 2009-2010 der Alpingruppe Adonis (Reinhold Kraus) sowie der Gebietsgruppen Singen-Bodensee (Ilse Salmen), Freiburg – Südlicher Schwarzwald (Manfred Kravatzky), Heilbronn (Kurt Bayer), München (Heinz Fleps) und Stuttgart (Julius Orbok). In den meisten Berichten wird auf die Bedeutung der Nachwuchsgewinnung hingewiesen.

Der Buchteil „Wissenswertes und Forschung“ enthält drei Beiträge: Rudolf Rösler präsentiert Märchen und Wahrheiten zur Entstehung des Edelweiß in den Karpaten; Uwe Konst stellt Briefmarken und philatelistische Belege vor, welche an die Botenpost auf der Hohen Rinne erinnern; Gerhardt Hochstrasser interpretiert einen Ausflug an die Westgrenze des „Wlachen- und Bissenenwaldes“ als geschichtliche Untersuchung. Im letzten Teil des Jahrbuchs werden die 2009 und 2010 durchgeführten Touren aufgelistet (149 Touren mit insgesamt 1865 Teilnehmern) und es werden neue Mitglieder begrüßt. Ein Vereinsorganigramm mit den Koordinaten der Ansprechpartner sowie eine Autorenliste runden das gediegen hergestellte Buch ab. Fotos – sowohl schwarz-weiß als auch in Farbe – geben auch einen optischen Einblick in die Touren. Das Jahrbuch kann bei Harald Meschendörfer, Tuchinger Straße 23, 85356 Freising, E-Mail: ­harald.m@gmx.de, zum Preis von 10 Euro, zuzüglich Versand (1,50 Euro in Deutschland), bestellt werden.

Für den Zeitraum 2009-2010 ist erstmalig das Jahrbuch 2009-2010 des Siebenbürgischen Karpatenvereins erschienen (2011 in Kronstadt, 144 Seiten). Das Buch steht in der Tradition der Jahrbücher der Sektion Kronstadt des SKV und wurde redaktionell von Christel Berbec betreut. Einem Grußwort des SKV-Vorsitzenden Hermann Franz Kurmes schließt sich je eine Jahresbilanz der Sektion Kronstadt für die Jahre 2009 und 2010 an. Es folgt die Auflistung der für den Zeitraum 2010-2012 vorgesehenen Schwerpunkte für den Gesamtverband, ergänzt vom Terminplan 2011 der Sektion Kronstadt und einem Bericht über die Vollversammlung der Kronstädter Sektion im März 2010 von Ralf Sudrigian. In einem Interview äußert sich Hermann Kurmes zu den Zielen des SKV und den Entwicklungsmöglichkeiten des (Wander-)Tourismus in den Karpaten. Seit Oktober 2010 ist der Siebenbürgische Karpatenverein Mitglied der Europäischen Wandervereinigung (EWV). Über die Teilnahme an der EWV-Versammlung, bei welcher die Aufnahme des SKV beschlossen wurde, berichtet Christel Berbec. An die in der Römer-Hütte am Schuler stattgefundenen Feierlichkeiten zum 130. Gründungsjubiläum des SKV erinnert Ralf Sudrigian. Sehr beeindruckend sind die Erinnerungen von Elena Ruxandra Ghițescu an Menschen, Orte und vergangene Zeiten am Schuler.

Weitere Beiträge sind dem SKV-Skipokal 2010, einer Pflanzaktion von Setzlingen auf der Zinne, dem Skilehrer Toni Zakarias und einer Wanderung zu den Narzissen im Baiului-Gebirge gewidmet.
Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpatenvereins: ...
Jahrbuch des Siebenbürgischen Karpatenvereins: Karnischer Höhenweg 2010. Foto: Julius Orbok
Paul Philippi erinnert sich an eine Butschetsch-Wanderung im Kriegsjahr 1943; Christel Berbec gratuliert dem älteste SKV-Mitglied, Leopoldine Albu, zum 95. Geburtstag, die leider nach Erscheinen des Jahrbuchs verstorben ist. Marcel Sofariu gedenkt des verstorbenen Vorsitzenden der Sektion Kronstadt Manfred Tontsch, Claudia Oancea erinnert an den viel zu früh verstorbenen Nicușor Scurtu.

Sehr ausführlich ist der Bericht von Alexandru Floricioiu über das Ferienlager des SKV Kronstadt, welches in Österreich stattgefunden hat. Christel Berbec hat an dem „Veteranmont 70+“-Treffen in Craiova teilgenommen und berichtet darüber. Hans Butmaloiu nimmt den Leser auf einen Spaziergang durch die Innenstadt von Kronstadt mit. Es folgen Verhaltensregeln für Wanderer und Bergsteiger sowie Berichte über die Teilnahme am „Welttag der sauberen Berge“. Der Artikel „Fünf geografische Wunder“ entführt den Leser in andere Teile der Erde. Ralf Sudrigian stellt Liviu Ghitoc und seine Leidenschaft für den Mountainbike-Marathon vor; Alexandru Constantinescu schildert kurz seine Wanderung „Transalpina“.

Begrüßenswert ist, dass die Sektion Hermannstadt des SKV mit diesem Jahrbuch verstärkt an die Öffentlichkeit geht. Die nachfolgenden Beiträge sind Beispiele der vielfältigen Sektionstätigkeit: Constantin Drăgulescu stellt in je einem Beitrag die Zibinsklamm und die Prejba-Berge vor; in einem weiteren erinnert er sich an Kindheitserlebnisse in den Bergen. Alin Popa berichtet über eine Wandertour im Retezat-Gebirge und im Westgebirge.

Während Mihaela Surducan die von der SKV Kronstadt für Jugendliche organisierten Wettbewerbe aufzählt, berichtet Marius Miclea über einen Kletter-Workshop der Hermannstädter Sektion. Dan Cruciat hat 2010 den Mont Blanc bestiegen und berichtet darüber. Das Jahrbuch schließt mit einer Liste der Mitglieder der beiden aktiven SKV-Sektionen Hermannstadt und Kronstadt, mehreren Seiten Farbfotos und einer Auflistung der Funktionsträger und jener drei Mitglieder, die schon im Vorkriegs-SKV Mitglied waren. Durch den Tod von Frau Albu sind es nur noch zwei.

Der überwiegende Teil der Beiträge ist in deutscher Sprache, einige nur in Rumänisch und manche sind in beiden Sprachen aufgenommen. Damit trägt die Jahrbuch-Redaktion der Entwicklung Rechnung, dass der SKV zwar siebenbürgisch-sächsische Wurzeln hat, der Großteil der heutigen Mitglieder allerdings Rumänen sind. Entscheidend ist dabei, dass sich die Mitglieder den Werten und Zielen des SKV verbunden fühlen und damit die Tradition des Vereins fortführen.

Das Jahrbuch des SKV kann von der Redakteurin Christel Berbec bezogen werden. Weitere Informationen bei Uwe Konst, E-Mail: uwe.konst [ät] arcor.de.

uk

Schlagwörter: DAV

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