30. Juni 2006

Begegnungsfest auf dem Gaffenberg in Heilbronn

Am 25. Juni wurde das 32. Begegnungsfest auf dem Gaffenberg gefeiert. Es war eine Begegnung und ein Wiedersehen in wunderschöner Umgebung. Die Vorsitzende der Kreisgruppe, Christa Andree, begrüßte als Ehrengäste Bürgermeister Harry Mergel, Stadtrat Reinecke, Harald Wissmann, Vorsitzender des BdV Heilbronn, und Diakon Richard Siemiatkowski-Werner sowie die zahlreichen Gäste, die aus ganz Baden Württemberg, München, Nürnberg und sogar aus Berlin angereist waren.
Das Begegnungsfest hatte mit einem von Pfarrer Weißbeck zelebrierten Gottesdienst begonnen. Mit dem Lied „All Morgen ist ganz frisch und neu“, am Klavier begleitet von Georg Stadermann, wurden die Gäste auf den Festgottesdienst eingestimmt.

In seinem Grußwort betonte Heilbronns Bürgermeister Harry Mergel, dass das Fest für viele die Gelegenheit sei, sich zu treffen, sich auszutauschen und Erinnerungen an die alte Heimat aufzufrischen. Wichtig sei, dass jeder Einzelne Bereitschaft und Willen zur Integration aufbringe. Ein gutes Beispiel dafür sei Selma Roth, die am 26. Juni ihren 100. Geburtstag feiern durfte. 1979 ist sie in Heilbronn gelandet, weil viele Freunde und Bekannte hier leben. Hier hat sie sich schnell eingelebt und fühlt sich wohl. Auch an dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Das Begegnungsfest auf dem Gaffenberg in Heilbronn bietet die Gelegenheit, siebenbürgisch-sächsisches Kulturgut lebendig zu halten und es einem breiten Publikum zu zeigen. Foto: Wolfgang Lechner
Das Begegnungsfest auf dem Gaffenberg in Heilbronn bietet die Gelegenheit, siebenbürgisch-sächsisches Kulturgut lebendig zu halten und es einem breiten Publikum zu zeigen. Foto: Wolfgang Lechner

Musikalisch umrahmt wurde das Begegnungsfest auf dem Gaffenberg von unserem „Karpaten – Tanz- und Unterhaltungsorchester“ unter der Leitung von Uwe Horwath.

Statt des Kronenfestes, das die Jugendtanzgruppe Heilbronn künftig im zweijährigen Rhythmus veranstalten möchte, gab es dieses Jahr gleich zwei kulturelle Höhepunkte: Den einen davon stellte der erste gemeinsame Auftritt der „Siebenbürgisch-Sächsischen Kindergruppe Heilbronn“ (unter der Leitung von Astrid Kelp) und unserer „Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn“ (unter der Leitung von Christine Göltsch und Ines Wenzel) dar. Beeindruckend waren der Aufmarsch der Trachtenträger und die gemeinsamen Tänze der beiden Gruppen: „Fröhlicher Kreis“ und „Der Kringel“. Mit der „Trampelpolka“ ernteten die 21 Kinder ebenfalls einen riesigen Applaus. Jakob Depner hatte seinen ersten Auftritt und die Zwillingsschwestern Bianca und Petra Probsdorfer wurden mit einem Geburtstagsständchen überrascht.

Die Jugendtanzgruppe zeigte dem zahlreichen Publikum „Dr Seppel“. Nach diesem tollen Auftritt durften sich die Kinder am Eis- und Getränkestand erfrischen. Als zweiter Höhepunkt wurde anhand von Bockelungen und Schleierungen aus sieben verschiedenen Ortschaften Siebenbürgens gezeigt, wie die siebenbürgisch-sächsische Frau „unter die Haube“ kam. Durch das Programm führte Christa Andree.

Die Form der Hauben war regional unterschiedlich und die Alltagshaube sah anders aus als die der Festtagstracht. Zur Festtracht der verheirateten Frau gehört außer der Haube noch ein Schleier, der wieder regional bedingt anders aufgesetzt wird. Man spricht von Bockelung aber auch von Schleierung, je nachdem ob der Schleier vorne den Hals verdeckt oder freilässt. Für alle Bockelungen braucht man eine Bockelhaube, erklärte Christa Andree. Über diese Haube setzt man die Bänder, die bunt oder silber - oder goldfarben sein können. Die Zahl der Bänder ist unterschiedlich. Wenn alles fest sitzt, wird der Schleier aufgesetzt. Die Zahl der Bockelnadeln geht von 2 bis fast 40 Stück. Die Bockelnadeln sind von verschiedener Größe und Form.

Es war schon immer ein Privileg der älteren Frauen, die Bockelung durchzuführen. Dies konnten nicht alle Frauen. Christa Andree musste lange suchen, bis sie „Fachkundige“ gefunden hatte.

Begonnen wurde in Reußmarkt, am Rande des Unterwaldes (Maria Acker bockelte Sunhild Spielhaupter). Es folgte das etwas versteckt liegende Michelsberg (Hannelore Schuster wurde von Anna Pieldner gebockelt). Geographisch wurde ein Sprung ins Harbachtal gemacht, wo zwei Ortschaften ganz nahe beieinander liegen und doch ganz unterschiedliche Trachten haben: Agnetheln und Mergeln (Marianne Brenner bockelte Karin Zinz, und Olga Wonner bockelte Gerda Ziegler). Auf gleichem geographischen Längengrad mit Agnetheln liegt nördlich davon Rode (Frau Hedrich wurde von ihrer Mutter gebockelt). Die Reise ging weiter nach Deutschkreuz (Elfriede Imrich bockelte Annemarie Look) und endete in Heldsdorf im Burzenland (Betina Zerbes wurde von Erika Wagner geschleiert).

Zu beachten war, wie sich die Haltung der Frauen beim Tragen der Tracht verändert und welche Ausstrahlung diese bewirkt. Zu jeder Frau kam der Mann in der passenden Tracht, und dieser Teil der Veranstaltung wurde mit einem Tanz der schönen Paare beendet. Zweck dieser Veranstaltung war, den Zuschauern, etwas von der Kultur zu übermitteln, die zum Teil vor 800 Jahren aus dem westeuropäischen Raum nach Siebenbürgen mitgenommen wurde, dort gepflegt, zum Teil etwas verändert und nun wieder zurückgebracht wurde.

Bis zum späten Nachmittag sorgte das Orchester und die Solisten Ines Wenzel und Johann Gaber für gute Stimmung. Wir danken für die vielen Kuchenspenden, wir danken Christa Andree und allen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen dieses Festes beigetragen haben.

Gerlinde Schuller


Schlagwörter: Tanzgruppen

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