17. August 2010

„Fest unter der Eiche“ im Haus der Heimat Nürnberg

Als Nürnbergs 2. Bürgermeister Horst Förther, Schirmherr des „Festes unter der Eiche“ am Tag der offenen Tür im Haus der Heimat (HdH), am 24. Juli, den Regen mit Wachstum verknüpfte und das nähere Zusammenrücken in den Zelten als Chance ansprach, erhellten sich der Himmel und auch die Gemüter der zahlreichen Gäste. Großen Applaus erntete er später auch mit der Feststellung: „Wir nehmen vom HdH ein Stück Kultur mit, Lieder, Tänze, kulinarische Genüsse und gute alte Eigenschaften wie Fleiß, Bodenständig-keit und Liebe zum eigenen Haus, zur Scholle!“ Horst Göbbel, Vorstandsvorsitzender des HdH, schlussfolgerte aus den Reden der Ehrengäste, dass das Wort des Tages „Bereicherung“ hieß.
In seiner Begrüßung sagte Göbbel: „Der wahre Reichtum der Nationen besteht in der Intelligenz ihrer Bevölkerung.“ Michael Frieser, der für die CSU im Bundestag sitzt, knüpfte an: „Wichtig ist außerdem die soziale, emotionale Intelligenz, dass man weiß, wo man herkommt und kulturhistorisch in der Lage ist, sich einzubringen. Das schafft Verwurzelung, das schafft Vertrauen, also die Möglichkeit, aufeinander zuzugehen. Das HdH ist ein sehr wertvoller Baustein, der sich in die Geschichte Nürnbergs eingereiht hat.“ „Ohne Herz ist Verstand ein kaltes Werkzeug.“, konstatierte Dr. Markus Söder, und im HdH würden beide miteinander verbunden. Der Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit betonte, dass „uns unsere Kultur, Tänze, Trachten, unsere gemeinsamen Wurzeln und Werte der Deutschen - Einheimische, Vertriebene und Aussiedler - in einer globalisierten Welt miteinander verbinden“.

Peter Daniel Forster, Bezirksrat, auch in Vertretung von Bezirkstagspräsident Richard Bartsch, brachte es auf den Punkt: „Für alle, die hier im HdH ein- und ausgehen, ist es von ganz besonderer Bedeutung, Traditionen zu wahren. Diese können nur überleben, wenn sie von einer Gemeinschaft getragen werden. Das HdH steht geradezu als Parademuster, wie Gemeinschaft funktioniert und gelebt wird.“ Karl Freller, Stellvertretender Vorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag und Vorstandsmitglied im HdH, sagte sehr herzlich: „Schön, dass ihr da seids!“ und fügte hinzu: „Selten hat sich etwas, was man politisch mit wirklich viel Kraft erreichen musste, so bewährt wie dieses Haus der Heimat!“ Stadtrat Achim Mletzko von Bündnis 90/Die Grünen begrüßte das „konstruktive Mittun des HdH beim gemeinsamen Entwickeln der Nürnberger Stadtgesellschaft“ und Stadträtin Dr. Christiane Alberternst, FDP, die mit einem Aussiedler verheiratet ist, sieht Migrationserfahrung als Bereicherung in jeder Hinsicht. Da ihr Mann seine Wurzeln in Schlesien, also Verwandte in Tschechien hat, lernt ihre Tochter auch Tschechisch: „Indem unsere Tochter zweisprachig aufwächst, hat sie die Möglichkeit, einen mitteleuropäischen Geist ganz toll zu transportieren, weil sie ein besseres Verständnis und eine ganz andere Nähe dazu bekommt.“
„Fest unter der Eiche“: Mitglieder der Tanzgruppe ...
„Fest unter der Eiche“: Mitglieder der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg beim Grillen. Foto: Doris Hutter
Im Beisein der Gäste, darunter mehrere Vertreter aus dem Stadtrat, von Wohlfahrtsverbänden, aus dem Bürgerverein Langwasser, Bund sowie Union der Vertriebenen, Vorsitzende von Landsmannschaften, Mitglieder des neuen Nürnberger Rats für Integration und Zuwanderung sowie des Nürnberger Kulturbeirats zugewanderter Deutscher, ehrte Horst Göbbel 16 Vereinsmitglieder mit zehnjähriger Mitgliedschaft im HdH. Göbbel bemerkte dabei, dass sich durch Integration nicht nur der Aufgenommene, sondern auch der Aufnehmende ändere, also die aufnehmende Gesellschaft. Manfred Richter, Vorsitzender des Bürgervereins Langwasser, der inzwischen das 31. Körperschaftsmitglied des HdH geworden ist, sagte in seinem Grußwort: „Ich wohne seit 1950 in Langwasser und habe miterlebt, wie Menschen aus verschiedenen Ländern ein gemeinsames Zuhause gefunden haben – mit all den damit verbundenen Problemen. Die Hauptaufgabe des Bürgervereins bestand darin, durch Veranstaltungen ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Dies war nicht immer einfach. Es gab damals noch kein Haus der Heimat mit dessen Aktiven und Ihrem Engagement. Deshalb freuen wir uns, dass es diese Einrichtung gibt, und Sie durch Ihre Tätigkeit wesentlich dazu beitragen, dass ein Wort, wie z. B. Integration, nicht nur gesprochen, sondern in die Tat umgesetzt wird.“

Trotz Regenschauern hatten starke Männer unterschiedlicher Landsmannschaften am Vormittag die Zelte und das Trampolin für die Kinder aufgestellt. Bald schon brutzelte es am Grill der Siebenbürger Sachsen und brummte das Geschäft an der von Banater Schwaben betreuten Schänke. An der Kasse saßen Sathmarer Schwaben, die ehemalige Bibliothekarin Josefine Engel, eine Banater Schwäbin, bestritt den Bücherflohmarkt, und Margarethe Ojewski, Russlanddeutsche, betreute die Kinder in der Kreativecke beim Malen. In der Küche wechselten stündlich Helfer verschiedener Landsmannschaften. Kuchen, deren Ausgabe von Siebenbürger Sächsinnen betreut wurde, hatten die Mitgliedsvereine gespendet, organisiert war das Fest wieder vom Arbeitskreis Kultur, dessen Mitglieder weitere Aufgaben wahrnahmen, u. a. die Ehrengäste bedienten oder Kaffee an alle Gäste ausschenkten. Die Sprecherin des Arbeitskreises Annemarie Wagner, eine Siebenbürger Sächsin, erhielt stellvertretend für alle ehrenamtlichen Helfer von Doris Hutter, der Geschäftsleiterin des HdH, eine Blume und den Dank für ihren außergewöhnlichen Einsatz. Zu dem Zeitpunkt schien schon längst verlässlich die Sonne, so dass die rund 450 Gäste nach dem offiziellen Programm noch tanzen und sich bis in den Abend hinein unterhalten konnten.

Das Fest wurde wieder umrahmt von der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg, diesmal unter der Leitung von Richard Jasch, der vom Unternehmer Lukas Geddert in Anerkennung ihres wichtigen Beitrags zum Erhalt der Gemein-schaft eine Videokamera gespendet wurde.

Die künstlerischen Beiträge zwischen den Grußworten boten Gesang und Tanz in Trachten: Die Singgruppe der Egerländer Gmoi Nürnberg wurde begleitet von Gitarre, Akkordeon, Violine und Dudelsack. Die Tanzgruppe der Egerländer Gmoi tanzte zu den Klängen von Akkordeon, Violine und Gitarre. Die Jugendtanzgruppe der Landsmannschaft der Sathmarer Schwaben Nürnberg tanzte flott auf die Melodie „In einem Schwabendörfchen“. Marcus König, Vorsitzender der Jungen Union Nürnberg, dessen Großmutter aus dem Sudetenland ihm bei einem gemeinsamen Besuch in Aussig „das Heimatgefühl mitgegeben“ habe, lobte in seinem Grußwort besonders die Auftritte der Kinder. Die Noris Banatoris, weltweit 1. Banater Karnevalsgesellschaft, erntete mit einem Tanz der „Minis“ großen Beifall. Die Musikgruppen des HdH, „Musikspatzen“ und „Lustige Noten“, sangen u. a. „Greif nach den Sternen“. An den Kindern und Jugendlichen, ihrem Strahlen und selbstbewusstem Auftreten kann man erkennen, wie wichtig funktionierende Strukturen bei der Eingliederung sind und wie fruchtbar angenommenes und gelebtes Vereinsleben sich auch auf junge Menschen und deren Familien auswirkt.

Doris Hutter

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Fest unter der Eiche 2010 in Nürnberg

Schlagwörter: Nürnberg

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  • 17.08.2010, 16:06 Uhr von pedimed: Könnte es vielleicht Teschen in Sudetenschlesien sein??? laut bankban! [weiter]
  • 17.08.2010, 00:21 Uhr von pedimed: Hallo Doris! Schlesien liegt jetzt in Polen und das Sudetenland in Tschechien/Bömen.Hat sich da ein ... [weiter]

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