24. Oktober 2007

Siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit gewinnt an Profil

Der 8. Jungsachsentag der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) fand am 21. Oktober im Schullandheim Baira­wies bei Geretsried statt. Die Wahl der neuen Bundes­jugendleitung ergab Kontinuität in der Spitzenfunktion: So amtiert Rainer Lehni auch in den kommenden drei Jahren als Bundes­ju­gendleiter. Die Jugendordnung der SJD wurde in einigen Punkten geändert und den neuen Anforderungen an eine moderne und effektive Jugendarbeit angepasst. Am Vortag war der 16. Volkstanzwettbewerb der SJD in Geretsried aus­getragen worden, an dem sich dreizehn siebenbürgisch-sächsische Tanzgruppen aus Deutschland und Österreich beteiligten. Zwei Tanzgruppen teilten sich mit gleicher Punkt­zahl den ersten Platz: die Jugendtanzgruppe Geretsried und die Siebenbürgische Kinder- und Jugendtanzgruppe Augsburg (siehe separater Bericht in der heutigen Siebenbürgischen Zeitung Online).
Die SJD ist die Jugendorganisation der Lands­mannschaft und als solche vollwertige Gliede­rung innerhalb des Verbands. Ihr oberstes Organ ist der alle drei Jahre stattfindende Jung­sachsentag. Ehrengäste beim diesjährigen Jungsachsentag waren Dr. Bernd Fabritius, Stellvertretender Bundesvorsitzender der Lands­mannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Manfred Schuller, Bundesjugend­sprecher des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, und Luise von Simons, Vorsitzende und Radiomoderatorin von Radio Transsylvania International e. V. (RTI). Fabritius überbrachte Grüße seitens des Bundesvor­standes der Landsmannschaft und gratulierte der Jugend zu dem gelungenen Volkstanzwettbe­werb. Wie er betonte, habe die Jugendarbeit einen hohen Stellenwert im Bundesvorstand, die Belange der Jugend würden ernst genommen und unterstützt. Der stellvertretende Bundes­vorsitzende regte eine intensivere Jugendarbeit auf Föderationsebene an, um die Kulturarbeit weiter zu fördern und auszubauen. Die Schaf­fung einer Förderationsstruktur unter dem Vor­sitz eines Föderationsjugendleiters könne diesem Zweck dienlich sein. Um seinem Appell Nachdruck zu verleihen, setzte Fabritius ein Zeichen und trat mit sofortiger Wirkung als Fördermitglied der SJD bei.
Die neue Bundesjugendleitung der SJD bei ...
Die neue Bundesjugendleitung der SJD bei Schneetreiben vor dem Schullandheim in Baira­wies, erste Reihe, von links: Astrid Kelp, Ingwelde Juchum, Marion Wagner Hermann, Christine Göltsch, Rainer Lehni (Bundesjugendleiter), Dr. Bernd Fabritius (Vorsitzender des Landesverbandes Bayern und Stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft), Astrid Sutoris, Jürgen Bin­der; zweite Reihe, von links: Mathias Petri, Christian Guist, Wolfgang Bretz, Edwin-Andreas Drotleff, Gwendoline Ongerth-Renten, Gabriele Hedwig und Heike Mai-Lehni.
In seinem Tätigkeitsbericht, den der Bundes­jugendleiter Rainer Lehni dem Jungsachsentag vorlegte, dankte er allen, die in diesen drei Jahren für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen eingetreten sind und durch ihr Wirken siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit mitgestaltet haben. Als wichtiges Ereignis für die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutsch­land hob Lehni ihr 20-jähriges Jubiläum hervor, das im Rahmen des 15. Volkstanzwettbewerbs der SJD am 28. Oktober 2006 in Möglingen bei Ludwigsburg im feierlichen Rahmen begangen worden war. Der Bundesjugendleiter ging an­schließend auf die Schwerpunkte der Jugend­arbeit in der zurückliegenden dreijährigen Amtsperiode ein. Insgesamt 36 breit gefächerte Aktivitäten auf Bundesebene hat die SJD in der Zeit vom 24. Oktober 2004 bis zum 21. Oktober 2007 angeboten, die eine ausgewogene Mi­schung zwischen Kultur und Freizeit darstellten und die vor allen Dingen die satzungsgemäßen Ziele der Pflege und Bewahrung der siebenbürgisch-sächsischen Identität berücksichtigten. Bei den Kulturveranstaltungen handelte es sich in erster Linie um die Vermittlung siebenbürgisch-sächsischer Gemeinschaft in allen ihren Facetten. Die Veranstaltungen mit Frei­zeitcharakter hatten einen genauso großen Stellenwert wie die kulturellen Aktivitäten, da sie siebenbürgisch-sächsischer Gemeinschafts­pflege dienen.

Vielseitiger kultureller Einsatz

Den Jahreskalender der SJD bestimmten die beiden Großereignisse: der Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl sowie der Volkstanzwettbewerb der SJD im Herbst. Die SJD gehört nun schon seit ihrer Gründung vor über zwei Jahrzehnten zum ständigen Mitaus­richter des Heimattages der Sieben­bürger Sachsen. In eigener Verantwortung organisiert die SJD einen großen Teil der Heimattags­veranstaltungen. Ein weiterer kultureller Höhe­punkt im Herbst ist die größte eigenständige Veranstaltung der SJD, der Volkstanz­wettbe­werb. Da diese Veranstaltung innerhalb der Bundesrepublik an wechselnden Austra­gungs­orten abgehalten wird, stellt die Organi­sation und Durchführung für die Hauptverant­wort­lichen Ingwelde Juchum und Rainer Lehni stets eine neue Herausforderung dar. Ein be­sonderes Erlebnis war die erneute Beteiligung am Trach­ten- und Schützenzug des Münchner Ok­to­ber­festes, an dem die SJD nach ihrer Premiere in 2002 auch 2006 mit nahezu hundert Jugend­lichen vertreten war. Dabei konnten die Fest­trachten aus der Hermann­städter Ge­gend, dem Nösnerland und dem Burzenland besonders öffentlichkeitswirksam präsentiert werden. Die Organisation des Oktoberfestzuges stand unter der Regie von Ines Wenzel und Rainer Lehni.

Einen hohen Stellenwert genießt auch die Zusammenarbeit mit anderen Jugendvereinen, im Rahmen der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen, mit Studium Transyl­vanicum, den Heimatortsgemeinschaften, der Jugendorganisation ADONIS der Sektion Karpaten des DAV und der Deutschen Jugend in Europa (djo). Eine Kooperation mit dem Internetradiosender RTI, den Luise von Simons vorstellte, ist angedacht. Eine wichtige Funktion haben die Landesjugendleitungen, insofern sie als Bindeglied zwischen den Gruppen an der Basis und der Bundesebene das Bewusstsein für eine „überregionale“ Gemeinschaft unter den Jugendlichen stärken. Die Landes­jugendlei­tungen veranstalteten – analog zur Bundes­ebene – diverse Seminare und Aktivitäten auf Landesebene. Derzeit sind in 61 siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen in Deutschland schätzungsweise 1 000 Personen aktiv. Ein großer Teil davon sind Jugendtanzgruppen, die im Rahmen ihrer Kreisgruppe auch die Funktion einer Jugendgruppe erfüllen. Diese Gruppen bilden das wichtigste Potential, aus dem die SJD und die Landsmannschaft schöpfen können.

Wichtige Aufgabe: Mitgliederwerbung

Über die Mitgliedschaft in der SJD werden junge Leute in die landsmannschaftliche Arbeit herangeführt und eingebunden. Da die SJD die Jugendorganisation der Landsmannschaft ist, sind Mitglieder der SJD zugleich ordentliche Mitglieder der Landsmannschaft. Derzeit zählt die SJD insgesamt 253 Mitglieder bundesweit (Stand: 20. September 2007). Wie Rainer Lehni erklärte, soll die aktive Mitgliederwerbung auch weiterhin ein wichtiges Aufgabenfeld der Jugendarbeit bleiben. Mit einem modernen und zeitgemäßen Angebot an Aktivitäten kann die SJD auch in Zukunft bei Jugendlichen Interesse wecken und sie als Mitglieder für die siebenbürgische Sache gewinnen.

Die Delegierten beschlossen einige Änderun­gen zur Jugendordnung. Die Satzung enthält unter anderem Änderungen bezüglich der Angaben zur Fördermitgliedschaft im Rahmen der SJD-Mitgliedschaft, bezüglich der Stimmbe­grenzung bei den Wahlen am Jungsachsentag sowie zur Kassenführung und Kassenprüfung. Ebenfalls einstimmig beschlossen wurden Än­derungen zur Geschäftsordnung hinsichtlich der Stimmberechtigung bei Abstimmverfahren. Der alte Vorstand wurde einstimmig entlastet. Namens der Mitglieder der Bundesjugendlei­tung dankte die Stellvertretende Bundesju­gendleiterin Ines Wenzel Bundesjugendleiter Rainer Lehni für seinen herausragenden Ein­satz während der zurückliegenden Amtsperiode; sein Engagement als „Zugpferd der SJD“ für die Interessen der Jugend sei beispielhaft. Den scheidenden Mitgliedern, Elise Eisenburger (Bei­sitzerin), Hans-Martin Sonntag (Beisitzer), Ul­rike Hopprich (Föderationsreferentin), Thomas Thudt (Sportreferent), Eveline Thudt (Kassen­wartin), Betina-Michaela Zerbes (Schriftführe­rin) und Inge-Erika Knoll (Pressereferentin), dankte der Bundesjugendleiter für ihre tatkräftige Unterstützung und ihren Einsatz für die Belange der SJD. Ihnen allen wurde namens des Bundesvorsitzenden Volker Dürr eine Anerken­nungsurkunde überreicht.

Ehrung für Ines Wenzel

Einen ganz besonderen Dank sprach Rainer Lehni der stellvertretenden Bundesjugendlei­terin Ines Wenzel aus, die nach 15-jähriger Vor­standsarbeit in der Bundsjugendleitung ausschei­det. Als Vertreterin der Landesjugend­leitung Baden-Württemberg war Ines Wenzel in das Gremium der Bundesjugendleitung gekommen. Seit mehr als 15 Jahren leitet sie die Jugend­tanzgruppe Heilbronn, derzeit gemeinsam mit Christine Göltsch. Sie ist Kultur­referentin und stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn, stellvertretende Vor­sit­zende der DJO Baden-Württemberg und Beisit­zerin im Vorstand der landsmannschaftlichen Landesgruppe Baden-Württemberg. Dr. Bernd Fabritius gratulierte Ines Wenzel im Namen des Bundesvorstandes der Landsmann­schaft für die ausgezeichnete Moderation des Trachtenzuges am Heimattag in Dinkelsbühl, die heuer erstmalig von ihr übernommen wurde. Mit viel Einfühlungsvermögen, Ruhe und Sachlichkeit hatte sie zu Pfingsten die verschiedenen Trach­tenlandschaften Siebenbürgens kompetent präsentiert. Ihr hervorragendes Organisationsta­lent hatte sie schon bei der Präsentation der Siebenbürger Sachsen und ihrer Trachten­viel­falt am Trachten- und Schützenzug des Münch­ner Oktoberfestes 2002 und 2006 unter Beweis gestellt. In Anerkennung ihrer Leistungen wurde Ines Wenzel im Namen des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sach­sen, Volker Dürr, das Goldene Ehrenwap­pen mit Urkunde verliehen.

Neue Bundesjugendleitung gewählt

Unter der Wahlleitung des stellvertretenden Bundesvorsitzenden Dr. Fabritius wurde eine neue Bundesjugendleitung für die kommenden drei Jahre gewählt. Bundesjugendleiter Rainer Lehni wurde von den Delegierten einstimmig im Amt bestätigt. Ferner ergab die Wahl: stellvertretende Bundesjugendleiter: Christine Göltsch, Ingwelde Juchum, Astrid Kelp und Elmar Wolff; Schriftführerin: Marion Wagner Hermann; Kas­senwartin: Gwendoline Onghert-Renten; Kul­turreferentin: Ingwelde Juchum; Föderations­referentin: Astrid Sutoris; HOG-Referent: Thomas Nikolaus; DJO-Referentin: Renate Zäckel; Referentin für die SJD-Mitgliederver­waltung: Heike Mai-Lehni; Internetreferent: Mathias Petri; Pressereferent: Edwin-Andreas Drotleff; Sportreferenten: Kurt Bening und Hans-Christian Guist; Beisitzer: Gabriele Hedwig, Jürgen Binder und Wolfgang Bretz.

Dr. Bernd Fabritius wünschte der neu gewählten Bundes­jugendleitung viel Erfolg und rege Schaffens­kraft bei der Ausübung ihrer neuen Aufgaben. In seinem Schlusswort dankte der alte und neue Bundesjugendleiter Rainer Lehni allen Anwe­senden im Namen der Neugewählten für das entgegengebrachte Vertrauen. Die Fortführung des bisher Erreichten und der weitere Ausbau der Jugendarbeit sei für die kommenden Jahre wichtig, damit eine weitere Generation junger Leute in die Jugendarbeit der SJD und damit der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. hineinwachsen kann. Lehni betonte, dass eine effektive und erfolgreiche landsmannschaftliche Jugendarbeit nur durch gemeinsame Kraftanstrengungen aller Genera­tionen und auf allen Ebenen der Landsmann­schaft möglich sein werde. Daher seien auch die Eltern und Großeltern der Jugendlichen gefordert, siebenbürgisch-sächsische Werte an ihre Nachkommen weiterzugeben. Fahrten ins Her­kunftsgebiet Siebenbürgen, Zeitzeugenberichte und Erzählungen innerhalb der Familie könnten beispielsweise dieses Interesse früh wecken. In einem Zeitalter eines enormen Freizeit­an­gebotes sei es sehr schwer, jungen Leuten Werte der Siebenbürger Sachsen zu übermitteln. Dies in zeitgemäßer Form anzubieten, sei Aufgabe und Ziel der SJD.

Erste konkrete Maß­nahmen sol­len auf der konstituierenden Sitzung der neuen Bundesjugendleitung am 17. bis 18. No­vem­ber 2007 in Augsburg erörtert werden.

Inge Erika Knoll

Schlagwörter: SJD, Neuwahlen, Verbandspolitik

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