1. September 2004

Horst Gehann

Ein ausnahmslos aus Mendelssohn-Werken bestehendes Programm präsentieren das Kammerorchester Pro Musica und der Bachchor Darmstadt unter der Leitung des siebenbürgischen Dirigenten Horst Gehann im Rahmen des "Kultursommers Südhessen 2004" am Mittwoch, dem 8. September, 19.30 Uhr, in der Darmstädter Orangerie. Karten sind im Vorverkauf erhältlich beim Ticket-Shop, Luisencenter und bei Kirche & Co, Helia Passage, zum Preis von 12 und 18 Euro (Ermäßigungen für Schüler/innen und Student/innen). Neben drei Choralkantaten und der Sinfonie in d-moll kommt das selten aufgeführte Violinkonzert in d-moll zur Aufführung. Solistin ist die junge russische Geigerin Natalyia Demina, deren jüngste Auftritte in Deutschland von der Kritik enthusiastisch gefeiert wurden. Über den besonderen Stellenwert dieses Mendelssohn-Konzertes befragte Martin Zint den Leiter des Bachchor Darmstadt und des Kammerorchesters Pro Musica, Horst Gehann (E-Mail: Gehann-Musik@freenet.de), Der Dirigent, Komponist, Organist und Verleger Horst Gehann wurde als Sohn siebenbürgisch-sächsischer Eltern am 27. November 1928 in Frankfurt am Main geboren, wuchs in Hermannstadt auf und wanderte 1972 nach Deutschland aus.
Wieso gibt der Bachchor Darmstadt ein Konzert ausschließlich mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy?

Was Mendelssohn Bartholdy betrifft, so gibt es ja eine enge Beziehung zu Johann-Sebastian Bach. Mendelssohn Bartholdy war derjenige, der die Bach-Renaissance eigentlich angestoßen hat. Durch die historische Aufführung der Matthäus-Passion. Dazu kommt auch noch, dass Mendelssohn durch seine Tätigkeit als Komponist neue Anstöße gegeben hat als Kirchenkomponist. Er hat eine ganze Reihe von geistlichen Werken geschrieben. Neben den bekannten Oratorien Paulus und Elias eine ganze Reihe von a-capella-Werken, die berühmten Psalmen, 4- bis 8-stimmige Psalmen und eine Reihe von Choralkantaten. Und aus dieser Gruppe von Choralkantaten wollen wir dieses Mal drei Kantaten aufführen. Das Kammerorchester Pro Musica, das bei diesem Konzert als Veranstalter fungiert, wird auch eher seltene Werke aufführen: und zwar eine der Streichersinfonien und ein Violinkonzert mit Streicherbegleitung, das, neben dem bekannten Violinkonzert in e-moll etwas weniger bekannt, durch Yehudi Menuhin neu entdeckt worden ist und nun die Konzertsäle erobert hat. Ich glaube, dass dieses Programm in seiner Ausgewogenheit zwischen reiner Instrumentalmusik und Vokalmusik einen interessanten Anreiz bietet, das Werk Felix Mendelssohn Bartholdys besser kennen zu lernen.

Es ist Ihnen gelungen, für dieses Konzert eine Violinistin zu gewinnen, der ein besonderer Ruf vorauseilt. Um wen handelt es sich dabei?

Die Geigerin Natalyia Demina ist eine russische Geigerin. Sie hat in Moskau studiert und macht jetzt ein Aufbaustudium in Essen an der Folkwang-Hochschule. Und nachdem das Kammerorchester Pro Musica auch im Almanach des Deutschen Musikrates eingetragen ist, hat sie verschiedene Orchester angeschrieben und uns Unterlagen geschickt. Beeindruckend ist, was für eine große Fülle von Solowerken diese junge Geigerin bereits gespielt hat, öffentlich gespielt hat. Und das war für uns ein Anlass, sie einzuladen, dieses Konzert zu spielen.

Welchen guten Grund gibt es noch, einen schönen Spätsommerabend mit dem Besuch dieses Konzerts in der Orangerie zu begehen?

Wir wollen uns bemühen, durch unsere Tätigkeit Anstöße dafür zu geben, dass wir alle uns mehr mit den geistigen Werten der Vergangenheit und der Gegenwart auseinandersetzen. Wir wollen ein Gegengewicht setzen gegenüber der leichtlebigen Kunst, die nur dem Tage verhaftet ist, und wir wollen versuchen, unser Publikum dafür zu gewinnen, sich auch mit den Werken auseinanderzusetzen, die zeitlos sind.

Die Musik Mendelssohns wirkt in ihrer Vielstimmigkeit doch auch sehr leicht, sehr fröhlich?

Ja, das ist interessant, wie es Mendelssohn gelungen ist, durch die Inspiration, die er bekommen hat durch die Barockmusik, durch die Auseinandersetzung mit dem Werk Johann-Sebastian Bachs, diese polyphonen Anstöße zu verbinden mit einem durchaus romantischen Duktus seiner Kompositionen. Und ich glaube, das ist der besondere Reiz dieser Kompositionen, die wir in diesem Konzert aufführen.

Welchen Stellenwert hat das Konzert für den Bachchor Darmstadt?

Der Bachchor bietet nicht zum ersten Mal ein Mendelssohn-Programm. Wir haben bereits die Sinfoniekantate Lobgesang von Mendelssohn aufgeführt, in Zusammenarbeit mit der Klausenburger Philharmonie. Wir haben auch das Oratorium Paulus aufgeführt in Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester unserer Partnerstadt Szeged, sodass der Bachchor mit dem Stil Mendelssohns bereits vertraut ist. Und ich meine, dass diese Fortsetzung mit den drei Kantaten schon eine bestimmte Kontinuität darstellt. Die Kombination von instrumentaler und vokaler Musik ist der besondere Reiz dieses Programmes.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und dem Publikum einen anregenden Konzertabend.

Link: Link: SbZ-Artikel

Schlagwörter: Interview, Musik

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