15. März 2021

Ehemaliger SbZ-Chefredakteur Hannes Schuster starb vorgestern in Göttingen

Hannes Schuster, ehemaliger Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung (1989-2002), ist am 13. März im Alter von 83 Jahren im Krankenhaus in Göttingen an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am 27. März um 14 Uhr in der Friedhofskapelle Hardegsen-Asche unter Einhaltung der Corona-Auflagen statt.
Hannes Schuster ...
Hannes Schuster
Am 27. Februar 1938 in Schäßburg geboren, besuchte Hannes Schuster die dortige Bergschule. Nach dem Studium der Germanistik und Rumänistik in Klausenburg war er drei Jahre lang als Deutschlehrer und Schulleiter in Kleinschelken und Hetzeldorf tätig. 1965 ging er nach Kronstadt zur Volkszeitung (seit 1968 Karpatenrundschau), wo er 22 Jahre lang als Feuilletonredakteur und stellvertretender Chefredakteur wirkte. 1987 wurde er aus der Redaktion entfernt, weil er seine Ausreise aus Rumänien betrieb, zeitweilig arbeitete als Korrektor in einer staatlichen Druckerei in Kronstadt, bis er im Mai 1989 aussiedeln durfte. Im gleichen Jahr, am 1. Dezember, übernahm er die Chefredaktion der Siebenbürgischen Zeitung (SbZ).

An die Arbeit seiner Vorgänger anknüpfend, hat Hannes Schuster die Siebenbürgische Zeitung in ihren einzelnen Teilen klarer strukturiert, die Leser attestieren ihr „einen Zuwachs an Professionalität“. Der engagierte Publizist nutzte die Zeitung, um die Interessen seiner Landsleute in vielen rechtlichen und politischen Fragen zu vertreten, um das vielgestaltige siebenbürgisch-sächsische Kultur- und Gemeinschaftsleben journalistisch zu begleiten und zu fördern. In seiner fast 13 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur wurde die Zeitung fast doppelt so umfangreich wie vor der Wende und durch den massenhaften Zuzug von Siebenbürger Sachsen nach Deutschland entwickelte sie sich zum wichtigsten Mittel gruppenspezifischer Kommunikation und Artikulation der Landsleute. Mit seinen vielen Ausstellungskommentaren, Theaterrezensionen, kunst- und literaturkritischen Aufsätzen hat er ein Stück siebenbürgisch-sächsischer Kulturgeschichte mitgeschrieben. Dass die SbZ von vielen Lesern für ihr Niveau geschätzt wird, ist Hannes Schusters sicherer stilistischer Hand und dem geistigen Anspruch zu verdanken, den er an seine Arbeit stellte.

Als eine „Zeit der Entgrenzung und des Wandels“ erlebte Hannes Schuster seine Arbeit als Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung. Nachdem er in Rumänien in einem Pressewesen gewirkt hatte, „in dem totalitärer Zwang, Gängelung und Zensur geherrscht hatten, denen man als Zeitungsmacher mit Kompromissen und Winkelzügen zu begegnen suchte“, erfuhr der Journalist nach 1989 die „Freude am freien, zwanglosen Äußern von eigenen Gedanken und Überzeugungen“, wie er im vorigen Jahr in einem Rückblick in der Siebenbürgischen Zeitung feststellte. Seit Rentenantritt im Jahr 2002 lebte er mit seiner Frau Gudrun Schuster in Hardegsen-Asche bei Göttingen.

Der Literaturhistoriker Horst Schuller, sein ehemaliger Kollege bei der Karpatenrundschau, betonte in einem Artikel zum 70. Geburtstag „die Verlässlichkeitsquote seiner Informationen“ und „den Selbstanspruch dieser Arbeiten“. Es bleibe wohl Aufgabe des Pressehistorikers, „zum Beispiel Hannes Schusters sachlich klärende Aufsätze über die Autoren des Bühnenspiels ‚Die Braut von Urwegen‘, über die Identitätsbestimmung ,rumäniendeutsch‘ in der Sicht bundesdeutscher Medien, über Kronstädter bildende Künstler, über strittige Ansichten in der durchsichtigen Namensfiktionalisierung in Eginald Schlattners Erfolgsromanen zu verzeichnen und zu prüfen“ (SbZ Online vom 26. Februar 2008).

„Temperament. Sensibilität. Gründlichkeit“ bescheinigte ihm der Literaturhistoriker Michael Markel zum 80. Geburtstag.

Ein ausführlicher Nachruf auf Hannes Schuster wird in der Siebenbürgischen Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2021, veröffentlicht.

sb

Schlagwörter: Medien, Siebenbürgische Zeitung, Hannes Schuster, Schäßburg, Kronstadt, München

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