29. März 2013

Inge Bell wurde für investigativen Journalismus ausgezeichnet

Die 1967 geborene Kronstädterin mit Schäßburger Wurzeln, Inge Bell, wurde für ihren Kampf gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution und Diskriminierung Behinderter mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Die hohe Auszeichnung überreichte Ministerin Christine Haderthauer im Rahmen einer Feierstunde im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Sozialordnung, Familie und Frauen am 6. März 2013 an die in München aufgewachsene Publizistin.
Der 1951 von Bundespräsident Theodor Heuss gestiftete Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wird für besondere Leistungen im politischen, wirtschaftlich-sozialen, kulturellen, geistigen und ehrenamtliche Gebiet verliehen.

Nach dem Magisterexamen an der Ludwig-Maximilian-Universität München und Studienaufenthalten in St. Petersburg, Bukarest, Sofia, Paris sowie in Spanien und England arbeitete die Slawistin, Rumänistin, Osteuropahistorikerin und polyglotte TV- und Radiojournalistin für die Auslandsmagazine der ARD und der dritten Programme sowie für arte und ORF. Als Osteuropaexpertin spezialisierte sich Inge Bell auf die politische und soziale Situation in Südosteuropa. Heute arbeitet sie als Unternehmens- und Organisationsberaterin (Bell Media) in Leipzig.

Inge Bell (links) erhält das Bundesverdienstkreuz ...
Inge Bell (links) erhält das Bundesverdienstkreuz aus den Händen der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer.
In monatelangen Recherche- und Drehaufenthalten auf dem Balkan gewann sie Einblick in die dortigen politischen und gesellschaftlichen Realitäten. Rumänien und Siebenbürgen lagen Inge Bell dabei besonders am Herzen: Ihre erste Reportage bzw. ihr erstes Radiofeature sendete der Bayerische Rundfunk 1996 unter dem Titel „Ausreisen oder bleiben? Die Situation der Siebenbürger Sachsen in Rumänien“.

Für die ARD berichtete sie viel aus Siebenbürgen, u.a. über die Bürgerinitiative gegen den geplanten Dracula-Park in Schäßburg oder über das Leben der Siebenbürger Sachsen in Städten und Gemeinden. Sie deckte Missstände auf, engagierte sich über Jahre hinweg für Menschen- und Frauenrechte und spezialisierte sich auf investigative Reportagen über den entwürdigenden Umgang mit Menschen vor allem im postsozialistischen Rumänien und Bulgarien.

Für den ARD-Weltspiegel berichtete sie über den Missbrauch minderjähriger rumänischer und bulgarischer Zwangsprostituierter durch deutsche KFOR-Soldaten in Mazedonien. Sie deckte Fälle von Kinderpornografie und schwerste Menschrechtsverletzungen an geistig behinderten Frauen in Bulgarien auf. Sie initiierte Hilfsprojekte für in Not geratene Mädchen und Frauen, die sie auch heute noch persönlich betreut. In Menschenrechtsorganisationen und in Vorträgen wirbt die Siebenbürger Sächsin für die Einstellung „Hinschauen und Handeln“ und für die Aufklärung verübten Unrechts.

Für ihr engagiertes Wirken wurde Inge Bell bereits als „Frau Europas 2007“ ausgezeichnet. Dieser Preis wird seit 1991 an Frauen vergeben, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement in vorbildlicher, unkonventioneller Weise zur europäischen Integration beitragen. Gewürdigt wurde damals Inge Bells Einsatz gegen Menschenhandel in Rumänien und Bulgarien sowie gegen das Unrecht, das wehrlosen Frauen und Mädchen zugefügt wird.

Den zahlreichen Gratulanten zur erneuten Auszeichnung, u.a. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude, schließen wir uns mit den besten Wünschen für ihr weiteres Wirken an.

Hermann Theil

Schlagwörter: Medien, Ehrung, Kronstadt, Schäßburg

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