2. Oktober 2006

Steiner feierten 10. Treffen in der Heimatgemeinde

Das zehnte Treffen der Steiner Nachbarschaft in Deutschland sollte eine besondere Veranstaltung werden. Deshalb beschloss der Vorstand der Nachbarschaft, dieses Treffen in Siebenbürgen auszurichten. Neben dem zehnjährigen Jubiläum gab es noch mehrere Gründe zu feiern: Das Pfarrhaus war 100 Jahre alt geworden, ein 100-jähriger und ein 80-jähriger Geburtstag standen an.
Die in Stein lebenden Sachsen hatten schon mehrfach den Wunsch geäußert, ein Nachbarschaftstreffen vor Ort abzuhalten, um die Verbundenheit der in der Welt verstreut lebenden Steiner zu demonstrieren. Gleichzeitig sollte es auch eine Anerkennung der Arbeit sein, die von den Wenigen in Stein noch erbracht wird. Erfreulich hoch war die große Zahl der Teilnehmer, die von nah und fern dazu kamen.

Das Treffen fand am 4. und 5. August statt, aber viele waren schon am Freitag, dem 3., angereist, und so gab es im sächsischen Saal schon die ersten freudigen Begrüßungen. Die für das Treffen Verantwortlichen, Gerlinde und Helmuth Zekel, waren mit ihren Freunden, mit denen sie einige Tage am Schwarzen Meer verbracht hatten, schon vorher nach Stein angereist und hatten alles bestens vorbereitet. So konnten die Gäste in dem schön hergerichteten sächsischen Saal mit der Blaskapelle aus Petersberg empfangen werden. Nicht einmal ein kräftiger Regenschauer und mehrmaliger Lichtausfall konnten die Wiedersehensfreude trüben.

Steiner Treffen: Gruppenaufnahme nach dem Besuch des Friedhofs, im Bild Altdechant Klaus Daniel neben Pfarrer Siegmar Schmidt (rechts). Foto: Paul Schuster
Steiner Treffen: Gruppenaufnahme nach dem Besuch des Friedhofs, im Bild Altdechant Klaus Daniel neben Pfarrer Siegmar Schmidt (rechts). Foto: Paul Schuster

Pünktlich begann dann auch das Programm. Der Nachbarvater der Steiner Nachbarschaft in Deutschland, Rolf Kellner, und der Kurator der Kirchengemeinde Stein, Michael Konnerth, begrüßten die Gäste, darunter Prof. Dr. Paul Philippi aus Hermannstadt, das Pfarrerehepaar Helga und Wilhelm Meitert, Pfarrer Siegmar Schmidt, Bürgermeister Pitea mit Gattin, seinen Sekretär und den Vorsitzenden des Deutschen Forums aus Reps, Karl Hellwig mit Gattin, sowie die Steiner aus dem Dorf und die von auswärts Angereisten. Der Bürgermeister zeigte sich erfreut über die Einladung und auch über das Abhalten des Treffens in Stein. Er ermutigte die Steiner, ihr Dorf immer wieder zu besuchen.

Auf die frühere und künftige Bedeutung des Pfarrhauses, das 2005 hundert Jahre alt geworden ist, ging Enni Janesch ein. Es solle in Zukunft als Haus der Begegnung und Besinnung genutzt werden. In diesem Sommer wurde es mit viel Aufwand renoviert, eine Wasserleitung verlegt und eine Küche eingerichtet. Enni Janesch bat um Spenden, da einige Rechnungen der Renovierungskosten noch offen seien.

Der Nachbarvater bedankte sich im Namen der Heimatortsgemeinschaft mit einer Urkunde bei Michael Konnerth und Johann Dootz für ihren unermüdlichen Einsatz in der Kirchengemeinde Stein. Gleichzeitig gratulierte er Michael Konnerth zu seinem 80. Geburtstag, den dieser im Mai dieses Jahres begangen hatte und überreichte ihm ein Geschenk. Dem ehemaligen Kurator Johann Staedel, der in diesem Jahr ebenfalls 80 wird, wurde für seine Verdienste um die Kirchengemeinde vor seiner Ausreise nach Deutschland auch mit einer Urkunde gedankt. Leider konnte er an diesem Treffen nicht dabei sein, so dass seine Frau die Urkunde für ihn in Empfang nahm.

Kaffeetrinken, Abendessen, Gespräche und immer wieder die Musikstücke der Blasmusik aus Petersberg sorgten für gute Stimmung. Nach dem Abendessen gab es dann noch ein kleines Schmankerl: Der Vorstand der Nachbarschaft führte einen kleinen Sketch „Eine Probelektion oder Der Storch auf“, der bei dem Publikum gut ankam. Die „Theaterspieler“ eröffneten den Tanz, der mit Singen und Spielen bis in die Morgenstunden dauerte.
Ein Höhepunkt des Treffens war der Sonntagsgottesdienst. Die evangelische Kirche in Stein war voll besetzt mit Gottesdienstbesuchern, einige davon in Steiner Tracht. Der Altdechant des Kronstädter Kirchenkreises, Klaus Daniel, aus Wolkendorf, Pfarrer Siegmar Schmidt aus Reps und eine Organistin aus Mediasch an der Orgel gestalteten einen feierlichen Gottesdienst.

In seiner Predigt sagte der Altdechant: „Heute ist ein besonderer Tag, und wir dürfen alle daran teilhaben. Eine große Schar von lieben Menschen ist herbeigekommen, um gemeinsame Stunden zu verbringen. Ich sage – sinnvolle Stunden, denn was ergibt einen tieferen Sinn, als dass man miteinander Rückblick hält, Rückblick auf vergangene Zeiten. „Wo du als Kind gespielt, in deiner Jugend gesungen – die Glocken der Heimat sind nicht verklungen.“ Eben diese Glocken erklingen auch heute und wecken in unseren Herzen Gefühle der Dankbarkeit. Auch wenn wir räumlich voneinander leben, so gehören wir doch zusammen, denn wir haben dieselben Wurzeln und der Wurzelboden ist die Heimat, die es nur einmal gibt.“

Nach dem Gottesdienst gingen alle durch die Brückengasse hinauf zum Friedhof „af de Koehlebarich“, um der Toten zu gedenken. Am Grabe des ehemaligen Pfarrers Georg Schell hielt Pfarrer Siegmar Schmidt eine beeindruckende Andacht. Der stellvertretende Nachbarvater Helmuth Zekel betonte, dass alle, die auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden haben, in unseren Herzen weiter leben. Zum Gedenken an alle Toten legte er im Namen der Nachbarschaft einen Kranz auf das Grab des ehemaligen Steiner Pfarrers nieder. Berührt von der Feierstunde, gingen die Anwesenden zu den ihnen nahe stehenden Gräbern und legten Blumen nieder.

Wieder traf man sich im Saal zum Mittagessen. Und es gab noch einen Anlass zu feiern. Der noch in Stein lebende Johann Dootz wurde am 28. August 2006 hundert Jahre alt. Noch rüstig konnte er die Glückwünsche des Nachbarvaters Rolf Kellner, der den Jubilar beglückwünschte und die Segenswünsche der Chronistin der Nachbarschaft, Enni Auner, vorlas. Der rumänische Pfarrer würdigte den auch außerhalb von Stein anerkannten Baumeister. Dazu kamen noch über 200 Gratulanten aus dem Saal. Eine rumänische Kapelle war auf Wunsch der Familie aus Reps gekommen, um dem 100-Jährigen ein Ständchen zu bringen. Die Musiker fühlten sich in der Gesellschaft wohl und machten Musik bis in die späten Abendstunden.

Noch einmal kam es zu einem Höhepunkt des Tages. Eine Gruppe junger Ehepaare, die in Deutschland Volkstänze pflegen, hatten ihre Tracht mitgebracht und führten zur Freude aller Teilnehmer, auch der rumänischen Zuschauer aus dem Dorf, auf der Gasse vor dem Saal sächsische Volkstänze auf. Zur anschließenden Polonaise nahmen sie fast alle Zuschauer mit. Abschließend bildeten die Leute einen Kreis und sangen wie in früheren Zeiten beim Tanz oder auf Hochzeiten altbekannte Lieder bis es dunkel wurde. Auch dieser Tag endete erst zu später Stunde.

Wir durften schöne Stunden voller Erinnerung und Dankbarkeit miteinander erleben. Wir sind dankbar, so viele liebe Menschen getroffen und Aufnahme und Hilfe gefunden zu haben. Rumänische Männer und Frauen hatten die Bewirtung übernommen und zu den Mahlzeiten und zu aller Zufriedenheit wohlschmeckendes Essen hergerichtet. So bleibt zum Schluss nur noch all denjenigen zu danken, die zum guten Gelingen dieses 10. Treffens beigetragen haben, den Menschen aus Stein mit Kurator Michael Konnerth an der Spitze und dem von guter Zusammenarbeit geprägten Vorstand der Steiner Nachbarschaft, vor allem aber Gerlinde und Helmuth Zekel, die die Initiative und Organisation übernommen hatten. Ihr Einsatz für unsere Gemeinschaft hat sich gelohnt!

Enni Janesch

Schlagwörter: HOG-Treffen

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