14. Juni 2018

Das 23. Große Zeidner Nachbarschaftsreffen in Dinkelsbühl

Zum zweiten Mal in Folge, zum vierten Mal insgesamt trafen sich rund 450 Zeidner zu ihrem großen Nachbarschaftstreffen in Dinkelsbühl. Das 23. Nachbarschaftstreffen bot vom 10. bis 13. Mai 2018 – neben der gewohnten Mischung aus Kultur, Kunst, Geschichte und Geselligem – wieder ein paar „Perlen“ und Überraschungen. Und natürlich gibt es Beobachtungen, die einen erfreuen, aber auch solche, die Anlass sind, nachdenklich zu werden.
Aber der Reihe nach: Das Treffen begann am Donnerstag, Christi Himmelfahrt, mit einem gemütlichen Beisammensein, das Nachbarvater Rainer Lehni eröffnete. Freitagvormittag fand dann die offizielle Eröffnung mit einigen Grußworten statt, diesmal mit einem des Oberbürgermeisters Dr. Christoph Hammer, der an die Wertschätzung der bayerischen Politik für die Siebenbürger Sachsen erinnerte. Karl-Heinz Brenndörfer als Sprecher der HOG-Regionalgruppe Burzenland lobte die Zeidner für ihre Vorreiterrolle bei vielen Vorhaben.
450 Gäste nahmen am 23. Zeidner Treffen in ...
450 Gäste nahmen am 23. Zeidner Treffen in Dinkelsbühl teil. Foto: Udo Buhn
Pfarrer Andreas Hartig erwähnte die große Herausforderung, die auf die Zeidner Kirchengemeinde durch die Renovierung der Kirchenburg zukommt. Einerseits freue man sich über den Geldsegen aus Brüssel, der über 700.000 Euro ausmacht, andererseits sei man auf Spenden angewiesen, da man einen Eigenanteil von 40000 Euro einbringen müsse. Hartig bedankte sich bei der Nachbarschaft und den Spendern – immerhin seien schon rund 14.000 Euro zusammengekommen, unter anderem durch Hilde Kissel-Bügelmeyer und Hans Königes, die sich zu ihrem 90. bzw. 60. Geburtstag als Geschenk von ihren Freunden eine Spende für die Kirche wünschten.

Freitagmittag wurde im Kunstgewölbe des Dinkelsbühler Spitalhofs die Kunstausstellung eröffnet. Und selten war man so einhelliger Meinung, dass dies die anspruchsvollste und gelungenste Ausstellung war – hatte man doch so gute Künstler wie Dieter Josef, Peter Jacobi und Otto Scherer überzeugen können auszustellen. Renate Kaiser hatte sich wie immer sehr gründlich mit Person und Werk der Ausstellenden auseinandergesetzt und ihre Arbeiten vorgestellt.

Freitagnachmittag ging es dann mit dem 21. Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis (ZOG) weiter, in dem die beiden umtriebigen und mit Herzblut arbeitenden Hobbyhistoriker Udo Buhn und Helmuth Mieskes das Thema Auswanderung auf die Tagesordnung setzten. Zunächst stellte Werner Gross die großen Zusammenhänge der Ursachen der Ausreise her wie Zweiter Weltkrieg, Enteignungen, Russlanddeportation, Zwangsumsiedlungen in die Szekler-Region, den starken Assimilierungsdruck, die schlechte Wirtschaftslage oder die Securitate-Bespitzelung. Ein ganz anderer Aspekt, an den man sich bisher noch nicht so richtig herantraute, ist das Thema der psychologischen Konsequenzen der Ausreise. Die 75-jährige Grete von Hollen, geborene Königes, hat bis zum März als Psychotherapeutin mit eigener Praxis auch mit solchen Personen gearbeitet, die Flucht, Vertreibung, Aussiedlung nicht verdaut haben. Die Frage, ob wir als „normale“ Menschen das geschafft haben, darf ruhig gestellt werden, denn als es in der anschließenden Diskussion darum ging, ob wir uns durch die Ausreise schuldig gemacht haben und ob wir deshalb ein schlechtes Gewissen haben sollten, ging es emotional hoch her.

Einen ausgleichenden Kontrapunkt zu dieser hitzigen Diskussion bildete im Anschluss der erste Zeidner Literaturkreis, initiiert und gestaltet von Carmen Kraus und Heidenore Glatz. Die beiden Hobby-Autorinnen und Gedichte-Schreiberinnen haben sich der ehrenvollen Aufgabe angenommen, Gedichte von Zeidnern ausfindig zu machen und diese vorzulesen. Schließlich stellte Franz Buhn seine Neuerscheinung vor, ein Buch über das ­Musikleben in Zeiden, eine sehr aufwändige Dokumentation über die zahlreichen musikalischen Aktivitäten in unserem Heimatort.

Der Abend gehörte schließlich der Blaskapelle, die großartig im großen Schrannensaal aufspielte. Heidenore Glatz las zwei ihrer Gedichte vor und die Kapelle ehrte verdiente Mitglieder. Für die souveräne und sehr gelungene Moderation zeichnete auch diesmal Netti Königes verantwortlich. Das letzte Kapitel dieses Abends fand im Kleinen Schrannensaal statt, den Adrian Königes mit seiner Ton- und Lichttechnik zu einem diskothekähnlichen Raum umgebaut hatte. Festzustellen bleibt dennoch, dass der Zug Richtung Jugend ziemlich abgefahren ist, nur vereinzelt ließen sich junge Menschen unter 30 Jahren erblicken.

Der neue Vorstand der Zeidner Nachbarschaft: ...
Der neue Vorstand der Zeidner Nachbarschaft: (erste Reihe, von links): Christine Greger, Sabine Zell, Julia Hedwig, Rainer Lehni, Erika Göltsch, Annette Königes, Franziska Neudörfer, Helmuth Mieskes; (zweite und dritte Reihe): Reinhold Mieskes, Helmut Wenzel, Rüdiger Zell, Hans Königes, Volkmar Kraus, Peter Roth, Hermann Kassnel, Kuno Kraus und Udo Buhn.
Der Samstag begann mit dem Richttag, an dem der Nachbarvater darüber Rechenschaft ablegen muss, was er in den vergangenen drei Jahren seit dem letzten Treffen geleistet hat. Was im Vergleich zu früher auffällt, ist, dass der Heimatort stärker in den Fokus der Nachbarschaftsarbeit gerückt ist, sei es zum Beispiel durch die Einweihung des Heimatmuseums oder die Säuberung der Kornkammern, bei denen Altnachbarvater Udo Buhn Motivator und Antreiber war, oder die Unterstützung der Kirchengemeinde bei ihren Renovierungsarbeiten. Souverän moderierte Altnachbarvater Volkmar Kraus die Neuwahlen.

Die erste gute Nachricht: Nachbarvater Rainer Lehni wurde wiedergewählt, die zweite: Reinhold Mieskes übernimmt die Kasse, nachdem Franziska Neudörfer ihren Rücktritt erklärte und es zunächst nicht so einfach war, eine/n Nachfolger/in zu finden. Und die dritte: Der Vorstand verjüngt sich mit zwei neuen weiblichen Mitgliedern: Julia Hedwig und Christine Greger. Ebenfalls Bestandteil des Richttages sind Ehrungen verdienter und engagierter Mitglieder, diesmal vorgenommen von der neuen Vorsitzenden des HOG-Verbandes, Ilse Welther. Mit der silbernen Ehrennadel ehrte sie den langjährigen Vorstand der Zeidner Blaskapelle, Heiner Aescht, und Kassierin Franziska Neudörfer; mit der höchsten Auszeichnung, der goldenen Ehrennadel, Altnachbarvater Udo Buhn für 40 Jahre ehrenamtliches Engagement.
Der Wunderkreis gehört zu jedem Zeidner Treffen ...
Der Wunderkreis gehört zu jedem Zeidner Treffen dazu, wenn Jung und Alt durch ein schneckenförmiges Gebilde zu den Klängen der Blaskapelle händeklatschend marschieren und beim Ausgang dafür mit einem Kipfel belohnt werden. Foto: Udo Buhn
Bei schönstem Wetter fand dann am Nachmittag vor der Schrannenhalle zu den Klängen der Blaskapelle der Marsch durch den „Wunderkreis“ statt, eine Zeidner Institution, die mittlerweile über die Grenzen Siebenbürgens eine bestimmte Bekanntheit erworben hat. Ein Platzkonzert der Kapelle rundete diesen ersten Teil des Nachmittags ab. Endgültig verabschiedet haben sich die Zeidner bei diesem Treffen vom traditionellen Handballspiel Alt gegen Jung. Die früheren Spieler der „Blumen“-Mannschaft und der Colorom können nicht mehr, und den Nachwuchs gibt es nicht.

Beim Ballabend sorgte „Schlager-Taxi“ für gute Stimmung und viel Bewegung auf der Tanzfläche. Das sehr ereignisreiche Treffen endete am Sonntagvormittag mit dem Gottesdienst mit goldener Konfirmation. Reinhold Mieskes schaffte es, 21 „goldene“ Konfirmanden nach Dinkelsbühl zu holen – ein Rekord. Den Gottesdienst gestaltete Pfarrer Andreas Hartig, begleitet an der Orgel von Ilse Maria Reich. Alles in allem wieder ein sehr gelungenes Treffen. Allen fleißigen Helfern aus und rund um den Vorstand sei auf diesem Wege – auch im Namen aller Mitglieder – sehr herzlich gedankt.

Hans Königes

Externer Link:

Bildergalerie vom 23. Zeidner Nachbarschaftstreffen in Dinkelsbühl vom 10.-13. Mai 2018

Schlagwörter: Zeiden, HOG-Treffen, Dinkelsbühl, Rainer Lehni

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