22. Oktober 2005

Kommunikationsfreudige Gemeinschaft

Die journalistischen Gattungen Meldung und Bericht standen neben der Öffentlichkeitsarbeit im Fokus des 8. Pressereferentenseminars der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Unter dem Motto "Berichtenswert: Information, Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit" beinhaltete die von der Siebenbürgischen Zeitung und dem Bundeskulturreferat der Landsmannschaft veranstaltete Tagung, zu der sich 36 Seminarteilnehmer am Wochenende vom 7. bis 9. Oktober im St.-Pius-Kolleg in München einfanden, Informationsvorträge und Diskussionen, praktische Übungen und Erfahrungsaustausch.
Zur Vorstellungsrunde am Freitagabend begrüßte Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster unter den vorwiegend aus Bayern und Baden-Württemberg angereisten Pressereferenten und, im weiteren Sinne, ehrenamtlichen Mitarbeitern der Siebenbürgischen Zeitung viele "Neulinge". Namentlich hieß Schuster, gemeinsam mit Siegbert Bruss für die Tagungsleitung verantwortlich, den ehemaligen Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung, Hannes Schuster, die Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung, Beatrice Ungar, die stellvertretende Bundesvorsitzende Doris Hutter sowie den Bundesreferenten für Öffentlichkeitsarbeit und Internet, Robert Sonnleitner, willkommen.

Sie geben der Siebenbürgischen Zeitung ein Gesicht: Die Teilnehmer des Pressereferentenseminars 2005 in München. Foto: Günther Melzer
Sie geben der Siebenbürgischen Zeitung ein Gesicht: Die Teilnehmer des Pressereferentenseminars 2005 in München. Foto: Günther Melzer


Im weiteren Verlauf des Abends referierte Chefredakteur Siegbert Bruss über die aktuellen Aufgaben der Siebenbürgischen Zeitung. In Form einer Bestandsaufnahme führte er aus, welche Veränderungen und Neuerungen seit dem letzten Presseseminar im März 2003 in Nürnberg Platz gegriffen haben. So werde die Zeitung (derzeitige Auflage 25 500) seit September 2004 in der Druckerei Jägerhuber in Starnberg zu hundert Prozent am Bildschirm erstellt, was unter anderem zu einer erheblich besseren Bildqualität geführt habe. Der Anteil der Seiten, die in der Redaktion und Anzeigenabteilung der Siebenbürgischen Zeitung mit QuarkXPress umbrochen werden, sei kontinuierlich gewachsen: nach 87 Seiten im Jahr 2003 (14,3 Prozent des Gesamtumfangs) und 199 Seiten (33,6 Prozent) im Vorjahr würden heuer knapp zwei Drittel des elektronischen Layouts der Zeitung in München erstellt werden. Bruss ging auch auf die inhaltliche Weitergestaltung der Siebenbürgischen Zeitung ein. Anstatt der noch in Nürnberg ins Auge gefassten Magazinseite bereicherten inzwischen diverse Rubriken die Zeitung, wie eine Kochecke oder Karikaturen von Wolfgang Untch. Eine Mundart- sowie eine Kinderecke befänden sich in Vorbereitung, so Bruss, ferner sei eine Rubrik über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen geplant.

"Kommunikation überlebenswichtig"

Mit seiner Einführung in die theoretischen Grundlagen der journalistischen Darstellungsformen des Berichts und der Meldung vermittelte Siegbert Bruss den Seminarteilnehmern am Samstagvormittag mit Beispielen anschaulich aufbereitetes Basiswissen für die nachfolgenden praktischen Übungen. Sodann erläuterte Hannes Schuster die erste Aufgabe: Einen von ihm selbst verfassten Kreisgruppenbericht über eine Mitgliederversammlung sollten die frisch ernannten Redakteure in eine Meldung umformulieren unter Einhaltung der Vorgaben: Zeilen-Anzahl und Bearbeitungsdauer. Anhand seiner Modellösung, die Schuster im Anschluss Satz für Satz besprach, kamen Aspekte wie Zielgruppe und Relevanz der Information zur Sprache. Die Teilnehmer wiederum stellten eigene Lösungen zur Diskussion. Der Übungsteil fand am Nachmittag seine Fortsetzung, nach dem Vortrag des gebürtigen Hermannstädters Christoph Reich, Chefredakteur des Anzeigenblattes Landshut aktuell: "Zur Zusammenarbeit von Pressereferenten und Lokalredaktionen. Anregungen und Hinweise aus Sicht der Lokalredaktion" (siehe separater Bericht in der Siebenbürgischen Zeitung vom 25. Oktober 2005). In drei Arbeitsgruppen (betreut von Siegbert Bruss, Hans-Werner Schuster und Christian Schoger) sollte in einem Fall ein Bericht (über den Vortrag von Reich) abgefasst und in den beiden anderen Gruppen Berichte (siehe Reisebericht in der Siebenbürgischen Zeitung vom 27. Oktober 2005) redigiert werden.

"Kommunikation ist wichtig für das Überleben des Verbandes", erklärte Robert Sonnleitner, Bundesreferent für Internet und Öffentlichkeitsarbeit der Landsmannschaft, in seinem Referat am Samstagabend. Mit der Webseite www.siebenbuerger.de habe sich die Landsmannschaft auf einen Dialog mit der Öffentlichkeit eingelassen. Ziel der Online-Angebote sei es, Sympathie und Vertrauen bei Mitgliedern, Mitarbeitern und potenziellen Geldgebern zu gewinnen und zu erhalten, betonte Sonnleitner. Aufgrund von statistischen Daten belegte der Referent das enorme Interesse, das www.siebenbuerger.de seit fünf Jahren findet. Durch ein schrittweise ausgebautes Internet-Angebot sei es gelungen, das Ansehen der Landsmannschaft in der Öffentlichkeit zu mehren und neue Zielgruppen zu erreichen, auch die "Generation Internet", das sind die Zehn- bis 19-Jährigen, die heute zu 73 Prozent das weltweite Datennetz nutzen. Zusammen mit den beiden anderen Webmastern Günther Melzer und Hans-Detlev Buchner zeigte Sonnleitner die Entwicklungen der neuen Medien auf, denen sich die Siebenbürger Sachsen auch künftig nicht verschließen sollten.

Unausgewogene Berichterstattung über Rumänien?

Der EU-Beitritt Rumäniens und Hermannstadts Status als Europäische Kulturhauptstadt 2007 (gemeinsam mit Luxemburg) waren die vorherrschenden Themen am Sonntag. Im Hinblick auf diese bedeutenden Ereignisse referierte Beatrice Ungar, Chefredakteurin der Hermannstädter Zeitung (HZ), über "Herausforderungen und Chancen für Presse und Pressearbeit". Rumänien werde, so Ungar, in den bundesdeutschen Medien kaum beachtet, es sei denn, man habe eine Überschwemmung oder die Vogelgrippe zu vermelden. Gerade deswegen sei es eine einmalige Chance, das Land durch eine fundierte Berichterstattung über den EU-Beitritt und die angehende Europäische Kulturhauptstadt Hermannstadt mehr in die deutsche und internationale Presse zu bringen. Der Vortrag der Hermannstädterin beleuchtete die Beziehungen zwischen Siebenbürgen und Luxemburg, auf deren Grundlage die gemeinsame Bewerbung zur Kulturhauptstadt zustande gekommen ist, und gab Einblick in laufende Projekte. Auf der Internetseite www.sibiu2007.ro kann man sich hierüber in rumänischer und englischer Sprache ausführlich informieren. Der EU-Beitritt Rumäniens bildete den zweiten Schwerpunkt des Vortrags. Auch dieses Ereignis sei eine große Herausforderung, sagte Ungar, das es erforderlich mache, sorgfältig zu recherchieren und die Entwicklungen lesergerecht zu präsentieren. Außerdem regte die Chefredakteurin der HZ eine vertiefte Zusammenarbeit mit der Siebenbürgischen Zeitung an. Im Anschluss an den Vortrag nutzten die Teilnehmer des Seminars die Möglichkeit, offen gebliebene Fragen zu klären.

Die Auswertung der zweiten praktischen Übung, die Christian Schoger, Redakteur der Siebenbürgischen Zeitung, präsentierte, zeigte, dass die Vermittlung der theoretischen Grundlagen bereits Früchte getragen hatte. Schoger sprach von "fast druckreifen" Texten. In einer abschließenden Diskussionsrunde konnten die Seminarteilnehmer die Tagung kritisch bewerten. Positive Resonanz und konstruktive Vorschläge im Hinblick auf das nächste Pressereferentenseminar in zwei Jahren (u.a. Bereitstellung von Laptops) prägten die Stellungnahmen der Teilnehmer. Dass das obzwar arbeitsintensive 8. Pressereferentenseminar in einer auffällig entspannten Atmosphäre verlaufen konnte, war maßgeblich das Verdienst der an diesem Herbstwochenende in München versammelten engagierten und kommunikationsfreudigen Gemeinschaft.

Christian Schoger, Doris Roth

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 17 vom 31. Oktober 2005, Seite 5)

Bilderserie des Pressereferentenseminars 2005, Fotos: Günther Melzer

Schlagwörter: Pressereferenten, Presseseminar

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